Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Montag, 31. März 2008
(2)91.
„Herrlich, diese Eins-zu-Einsler, was die so für Stroh im Kopf haben,“ sagte der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit, als er am Montagmorgen mit einem ganzen Stapel von E-Mail-Ausdrucken in das Büro der Kreativleitung kam, „aber ich finde, ihr seid wirklich ziemlich leichtsinnig geworden mit euren Kundgebungen, guck mal, was wird dein Mann dazu sagen, da freut sich jetzt in einem Brief eine verlassene Gattin, nachdem du angeblich in irgendeinem Eintrag knapp verschleiert gestanden hast, dich an ihren Mann herangemacht zu haben, weil er so berühmt war (war denn dein letzter Liebhaber so berühmt, ist mir gar nicht aufgefallen, aber er selbst hat sich auch nicht beschwert), dafür denkt dein anderer Verflossener (zwei Männer in 20 Jahren, also wirklich, was man davon halten soll, ein klarer Fall von Bindungslosigkeit - drei, unterbrach die Kreativleitung, wenn schon, dann richtig), du habest ihn verlassen, weil du dich ehrgeizigerweise an irgendeinen Berühmten rangeschmissen hättest (auch lustig, das mit dem Ranschmeißen, wenn man dich so im Alltag erlebt, kann man sich das gar nicht vorstellen - muß man aber, unterbrach die Kreativleitung, sonst gibt’s nichts zu sabbern, wenn schon, dann richtig), ja, also von dem sollst du dir Protektion in der akademischen Welt oder in der Politik oder in den Medien oder sonstwo versprochen haben (so blöd warst du nie, oder? ich mein, blöd genug warst du ja - zu blöd, unterbrach die Kreativleitung, wenn schon, dann richtig) dann wieder mal eine Kolportage aus den Pestvogelebenen, in denen man neue Spekulationen über die Identität von Mo angestellt hat und neben dem üblichen sattsam bekannten Schizo-Paranoia-Depressions-Diagnostik-Zeug nun auch eine geniale Theorie über irgendwelche Fehlgeburts- oder Abtreibungsleichen in Erwägung zieht, hier, von einer Beratungsstelle für verwaiste Eltern, man hält sich damit jetzt wie üblich wieder für besonders verständnisvoll, ah und da, guck mal, bieten wir an, bei Orientierungslosigkeit unsere Beratungsstellen aufzusuchen, hahaha, (wenn man sie denn finden würde, unterbrach die Kreativleitung, superschlau, haben sie eine Wegbeschreibung mitgeliefert oder gleich den Navi, ich wär für Navi, wenn schon, dann richtig, aber bitte mit roter Schleife liefern), dann einer, der fragt, ob die Krampfhennen im Büro vielleicht mal lockerer werden können, da weiß ich jetzt nicht, scheint sich eher auf Assistentin Ö zu beziehen, die ist aber noch nicht da, willst du selbst lesen, und hier, eine Seelsorgerin bietet Gespräche an, Beichtgespräche gegen die Angst, welche Angst, ach ja, hast du ja auch von gesprochen, kam das nicht gestern im Tatort, ach, den kanntest du ja noch gar nicht, na, aber alles in einem Ton, bei dem einem die Tränen kommen würden, wenn man nicht wüßte, was für katastrophale Folgen das dumme Gequatsche dieser Leute und ihrer minderbemittelten Megaphone auf je zwei Beinen für jeden denkbaren EinSatz hat, ach ja, und dann noch die üblichen Nachfragen, mit denen Karomütze aufs Glatteis geführt werden soll als möglicher Sympathisant von Terroristen aller Farben wegen des auswärtigen Geheimdienstes, hier das Youtube-Video von Ahmed the Terrorist, einer hält den für Mo, also man faßt es nicht, und ein Geistlicher will dem Buchhalter seine harmlosen Vergnügungen ausreden, ein Sportjournalist gratuliert eher und fragt, ob er nicht mal für Photos in Men’s Health posieren möchte, aber wie gesagt, die meisten gehen auf dich und deine vielen Fehler, Eitelkeiten, Ehrgeizigkeiten, Raffgierigkeiten, Schlampereien und Überheblichkeiten usw.“... „Mensch, du bist ja richtig solidarisch heute, duzen wir uns eigentlich schon lange, und warum erzählst du mir diese Scheiße überhaupt noch,“ fragte die Kreativleitung etwas grünlich, „schmeiß doch einfach weg den Dreck,“ aber ihre Assistentin, die neugierig herbeigeeilt war, fragte anders weiter, nämlich: „Sollen wir ihn jetzt nicht mal ernstnehmen, diesen Dreck, und ganz laut in die Welt brüllen, daß du eine arme Maus bist, die immer wegen angeblicher Illoyalität, Eifersucht, Untreue und schlechter Haushaltsführung usw. von ihren Allerliebsten verlassen wurde, obwohl sie doch die Allersüßeste war (weil, weil ich die Allersüßeste war, unterbrach die Kreativleitung, wenn schon, dann richtig) und jetzt ganz wahnsinnig traurig ist, oder sollen wir endlich selber draufhauen und mal im Ausland einen Posten aufbauen, ein paar kompetente Detektive in die betreffenden Szenen und elektronischen Ballungsräume schicken und sie dann gesamteuropäisch und mit Pauken und Trompeten zur Rechenschaft ziehen, diese Rufmörder, Pathologisierer, Datenräuber, Kriminalisierer, Geschäftsschädiger, Geschichtenräuber, Leichenfledderer, Betrüger, Plattsanierer, Kleptomanen, Geierschnepfen, Racheengel, Spießrutenschwinger, Versöhnungskitschler, Ranschmeißer, Projizierer, Verelender, Blähburschen, Süßhühner, Runtermacher, Kleinkrämer, Abwärtsmobilisierer, Turboglucken, Rohrkrepierer, Pathetiker und Geschichtsfälscher, was meinst du, würde das nicht satt Schotter geben, also Schadensersatz und eine richtige Blamage für Großdeutschland mit Vertretern aus dem politischen Berlin, aus Kirchen und allen Medien, wie wäre das, wo wir uns doch gerade den Kulturen des Gesichtsverlusts anpassen wollen, das wäre doch was, oder?“
Sonntag, 30. März 2008
(2)90.B.
Die Kreativleitung saß, während sich die virtuelle Aufregung über männliches Freizeitverhalten entlud, geduldig in ihrem Sessel und schaute in den grauen Tag. Sie hatte am Telefon ihrer Assistentin ein wenig darüber erzählt, wie der Buchhalter in seiner schicken, wenn auch etwas dunklen, im ersten OG eines nach Norden ausgerichteten Seitenflügels gelegenen Zwei-Zimmer-Wohnung sich selbst von Grund auf modernisierte. Sie hatte von dem schwarzen PS-starken Auto erzählt, das der Herr neuerdings vor der Tür „zu stehen hatte,“ wie der Berliner sagt. Sie hatte die Lage der zwar kleinen Wohnung in einer recht eleganten Gegend Berlins beschrieben und den vom Buchhalter gewählten Telefonklingelton, welcher bei offenem Fenster den gesamten Hof beschallte. Auch die Internet-Anbahnungen von One-Night-Stands, die der Buchhalter sich neuerdings an den Wochenenden genehmigte, hatte sie nicht ausgelassen. In seiner penibel sauber gehaltenen und durch ein paar Designerstücke aufgehübschten Wohnung briet er, wenn es zu einer One-Night gekommen war, den Frauen am Morgen danach Rührei mit Basilikum, mit Komplimenten. Dann schickte er sie nachhause, zog sich Freizeitkleidung an, wusch das Geschirr ab, beseitigte alle Spuren und traf seine neuen Freunde aus der Muskelbude, welche er seit einigen Wochen mit Karomütze gemeinsam besuchte. Die eigentliche Verbrüderung von Karomütze und Buchhalter hatte sich ereignet, als nach einer passablen Nacht mit einer passablen jungen Frau der Buchhalter dem Kollegen von der Sicherheit erlaubt hatte, sich mal ans Steuer des schwarzen Alfa Romeo zu setzen und eine kleine Spritztour nach Süden zu machen, weit über Potsdam hinaus. Dieses Phänomen der Verbrüderung interessierte die Kreativleitung nun, und dazu hatte sie die Gattin des Chefs gebraucht, auch wohl den Chef selbst, denn ohne diese beiden wäre die Sache irgendwie unerträglich häßlich geworden, fand sie.
Aber während sie noch so nachdachte, erwachte Mo und redete wie in Trance. Das kam daher, daß Mo Zeugin eines Besuchs geworden war. Jemand hatte sich bei der Kreativleitung eingefunden und neben ihr an ihrem Schreibtisch gesessen, um etwas anscheinend Wichtiges zu besprechen. Mo hatte sich sofort im Nebenzimmer in ihrem Fell vergraben und den karierten Schal über ihren Kopf gezogen. Aber sie hatte darunter heimlich hervorgeguckt und alles ganz genau beobachtet. Der Besuch war nun natürlich längst gegangen. Mo war ruhig eingeschlafen, und jetzt, erwachend von lautem Glockenläuten aus der Umgebung, sagte sie der Kreativleitung: Hier habe ich etwas gefunden, das du später mal schreiben kannst, wenn man dich kennt, dann darfst du mich (ich will bis dahin bitte groß sein und ernste Worte mit dir reden!) sagen lassen:
„Plötzlich bist du eine Legende, und wenn jemand es bis an deinen Schreibtisch geschafft hat, ist er ganz aufgeregt, nicht mehr, wie du dir früher einbilden konntest, weil er deine persönliche Nähe irgendwie persönlich stimulierend findet, sondern weil er von allen, die über dich herumspekulieren, fabulieren, lamentieren, quinkilieren und räsonnieren, derjenige ist, der jetzt in diesem Augenblick das erstaunliche Privileg hat, aus welchen Gründen auch immer, neben dir an deinem Schreibtisch höchstselbst zu sitzen, an dem Platz, an dem das alles geschieht, das manche Menschen wundersam finden, nicht gerade so wundersam wie die Staffelei von Picasso, aber doch wundersam genug, um Rätsel aufzugeben, die mehr als einen Menschen interessieren, und er darf nun neben dir sitzen und bemerken, daß du auch nur ein Mensch mit Poren und besorgten Augen bist. Wolltest du das? Wolltest du das erreichen?
Wie ist es dir denn selbst früher gegangen, wenn du eine Berühmtheit aus der Nähe gesehen hast?
Du bist ja immer gnadenlos, siehst sofort in das bedürftige Menschenherz, das des anderen und dein eigenes, und dann nehmen die Dinge da ihren eigenen Verlauf. Einer fällt durch, ist zu klein, nicht wegen seiner Knochen oder Poren, sondern weil er ganz in diesem Habitus des Berühmten aufgeht, eine findest du erstaunlicher als ihren Ruf, eine andere weniger erstaunlich, wieder ein anderer erweckt den Eindruck, mit seiner Berühmtheitsrüstung spielen zu können und dies zu manchem ihm gut erscheinenden Zweck auch zu tun, und da siehst du plötzlich einen warmen menschlichen Glutkern und verliebst dich spontan (in einem eigentlich unwahrscheinlichen Fall sehr nachhaltig), viele andere betrachtest du freundschaftlich, als wäre es das Einfachste und Selbstverständlichste, und wenn jemand dich so bewundert, als wärest du sonstwas, dann wirst du leicht ungeduldig, genau wie früher, wenn jemand dich als gar zu nichtig eher mißachtete, aber wenn er einfach dasitzt und mit dir spricht, gute Fragen stellt und gute Antworten gibt, dann freust du dich wie immer schon, und wie ein Kind.“
Du bist lieb, Mo, sagte die Kreativleitung, aber für mich ist das Gleichbleibende eigentlich dies: Ich habe seit einer bestimmten Zeit meines Lebens immer Angst vor der Wut derer, die anscheinend Angst vor mir haben. Der Grund für ihre Angst ist doch egal, das Ergebnis bleibt immer dasselbe. Da machte Mo sehr große und erschrockene Augen und trippelte wieder weg.
Aber während sie noch so nachdachte, erwachte Mo und redete wie in Trance. Das kam daher, daß Mo Zeugin eines Besuchs geworden war. Jemand hatte sich bei der Kreativleitung eingefunden und neben ihr an ihrem Schreibtisch gesessen, um etwas anscheinend Wichtiges zu besprechen. Mo hatte sich sofort im Nebenzimmer in ihrem Fell vergraben und den karierten Schal über ihren Kopf gezogen. Aber sie hatte darunter heimlich hervorgeguckt und alles ganz genau beobachtet. Der Besuch war nun natürlich längst gegangen. Mo war ruhig eingeschlafen, und jetzt, erwachend von lautem Glockenläuten aus der Umgebung, sagte sie der Kreativleitung: Hier habe ich etwas gefunden, das du später mal schreiben kannst, wenn man dich kennt, dann darfst du mich (ich will bis dahin bitte groß sein und ernste Worte mit dir reden!) sagen lassen:
„Plötzlich bist du eine Legende, und wenn jemand es bis an deinen Schreibtisch geschafft hat, ist er ganz aufgeregt, nicht mehr, wie du dir früher einbilden konntest, weil er deine persönliche Nähe irgendwie persönlich stimulierend findet, sondern weil er von allen, die über dich herumspekulieren, fabulieren, lamentieren, quinkilieren und räsonnieren, derjenige ist, der jetzt in diesem Augenblick das erstaunliche Privileg hat, aus welchen Gründen auch immer, neben dir an deinem Schreibtisch höchstselbst zu sitzen, an dem Platz, an dem das alles geschieht, das manche Menschen wundersam finden, nicht gerade so wundersam wie die Staffelei von Picasso, aber doch wundersam genug, um Rätsel aufzugeben, die mehr als einen Menschen interessieren, und er darf nun neben dir sitzen und bemerken, daß du auch nur ein Mensch mit Poren und besorgten Augen bist. Wolltest du das? Wolltest du das erreichen?
Wie ist es dir denn selbst früher gegangen, wenn du eine Berühmtheit aus der Nähe gesehen hast?
Du bist ja immer gnadenlos, siehst sofort in das bedürftige Menschenherz, das des anderen und dein eigenes, und dann nehmen die Dinge da ihren eigenen Verlauf. Einer fällt durch, ist zu klein, nicht wegen seiner Knochen oder Poren, sondern weil er ganz in diesem Habitus des Berühmten aufgeht, eine findest du erstaunlicher als ihren Ruf, eine andere weniger erstaunlich, wieder ein anderer erweckt den Eindruck, mit seiner Berühmtheitsrüstung spielen zu können und dies zu manchem ihm gut erscheinenden Zweck auch zu tun, und da siehst du plötzlich einen warmen menschlichen Glutkern und verliebst dich spontan (in einem eigentlich unwahrscheinlichen Fall sehr nachhaltig), viele andere betrachtest du freundschaftlich, als wäre es das Einfachste und Selbstverständlichste, und wenn jemand dich so bewundert, als wärest du sonstwas, dann wirst du leicht ungeduldig, genau wie früher, wenn jemand dich als gar zu nichtig eher mißachtete, aber wenn er einfach dasitzt und mit dir spricht, gute Fragen stellt und gute Antworten gibt, dann freust du dich wie immer schon, und wie ein Kind.“
Du bist lieb, Mo, sagte die Kreativleitung, aber für mich ist das Gleichbleibende eigentlich dies: Ich habe seit einer bestimmten Zeit meines Lebens immer Angst vor der Wut derer, die anscheinend Angst vor mir haben. Der Grund für ihre Angst ist doch egal, das Ergebnis bleibt immer dasselbe. Da machte Mo sehr große und erschrockene Augen und trippelte wieder weg.
(2)90.
Nichts scheint so ewig und eigentlich friedlich zu sein wie das von allem Persönlichen gereinigte Palaver, zu dem gesunde Männer sich kulturübergreifend an Sonntagnachmittagen oder an einem Feierabend der Woche seit der Steinzeit zusammenzufinden pflegen, und was immer sie zum eigentlichen Gegenstand ihres Palavers erheben mögen, alles ist gut, solange sie an irgendeiner Stelle ihres Herzens wissen, daß es sich hier um eine Sache handelt, die funktioniert, solange sie sinnlos bleibt und als solche auch gewußt wird: da kann es der Motorsportgedanke ebenso sein wie der Fußball, es darf das kunstvolle Dogmengebäude einer Religion sein oder die große Politik, beim Klimawandel könnte es gefährlich werden, aber auch das geht notfalls, und besonders sensibel erscheinen uns Männer, bei denen es um Farben und Klänge geht, ein wenig unheimlich diejenigen, die sich mit Gewehren, Kanonen oder Zinnsoldaten befassen; sobald aber jemand auf die Idee verfällt, den bei solchem Palaver verhandelten Gegenständen eine Relevanz für die Welt, in der sich auch Frauen und Kinder befinden, zugute zu halten, gar umgekehrt die Belange dieser Bevölkerungssegmente in das Palaver ernsthaft hineintragen zu wollen, droht im Grunde der Weltuntergang, eine Einsicht, die sich im Abendlande erst wieder wird etablieren müssen, sagte die Gattin des Chefs zu ihrem Mann, als dieser ihr erzählte, was ihm über das Freizeitgebaren des neuerdings sich etwas exzentrisch gerierenden Buchhalters zugetragen worden war, und sie lächelte sanft, als sie sah, wie sehr ihr quasiwissenschaftlicher Ton ihren Mann erschreckt hatte.
Samstag, 29. März 2008
(2)89.
Da er sich einmal relativ freundlich gezeigt hatte, ging die Demokratiebeauftragte nach der Sitzung noch einmal zum Chef und fragte, wodurch eigentlich seiner Meinung nach das Leben der Demokraten so schwer sei und die Aura des Langweiligen nie loswerde, vielmehr sehr viele ehemals Glühende in eine verschmockte Feigheit führe, und der Chef sagte, wer nur in Frieden und Freiheit leben will, will nach dem Geschmack der meisten Leute (sie mögen in ihre Statuten im übrigen schreiben, was sie wollen) einfach zu wenig: erobern muß man wollen, dann wird man ernstgenommen, dann stehen einem die Horden bei, denjenigen, die sich bloß dem Erobertwerden widersetzen wollen, hilft niemand gern, man verachtet sie im tiefsten Herzen... wie blöd, sagte die Demokratiebauftragte, darum also muß meinen Job eine alternde Frau machen?
Freitag, 28. März 2008
(2)88.B.
Sitzung der EinSatzLeitung
Sitzungsleitung: Demokratiebeauftragte
Protokoll: Der stille Theologe
Tagesordnungspunkte:
1. Bericht des Sicherheitsbeauftragten über seine Vorladung wegen des Namens "EinSatzBuch."
2. Der Vorschlag des naseweisen Sinologen.
3. Die erneuerte Bitte der Demokratiebeauftragten um Assistenz und Bereitstellung eines wirklich eigenen Büros.
4. Verschiedenes
Die Sitzung beginnt in Anwesenheit aller Mitglieder der engeren EinSatzLeitung und etlicher Mehrheitler und Minderheitler, aber in Abwesenheit der Gattinnen pünktlich um 9.00 Uhr. Die Demokratiebeauftragte ist offensichtlich schwer erschöpft und bittet um besondere Kürze.
TOP 1. Der Sicherheitsbeauftragte berichtet, daß er vor eine Internet-Kommission geladen wurde, die ihn darauf aufmerksam machte, daß im Netz Einsatzbücher faschistischer Organisationen kursieren, man rate deswegen von der weiteren Verwendung des Namens ab, wenn er nicht Verwechslungen riskieren wolle. Nach intensiver Rücksprache mit dem Chef hat er aber mit seiner und des Chefs (der an dieser Stelle beifällig-wohlwollend nickt) voller Überzeugung der Kommission gegenüber geltend gemacht, daß der Name Einsatzbuch nicht nur sehr viel häufiger von Polizeien und Feuerwehren und "Games" verwendet werde, sondern darüber hinaus durch die besondere Großschreibung und Doppeldeutigkeit ausreichend vor etwas zu einschlägigen Verwechslungen geschützt sei, ebensogut könne man den Gebrauch der Worte Lastwagen oder Verkehr verbieten. Die Kommission habe sich zufrieden gegeben, von Motivforschung für die Einbestellung werde wie üblich Abstand genommen, man habe sich aber doch die Frage erlaubt, ob etwa die Feuerwehr Perg auch einbestellt worden sei.
TOP 2. Der naseweise Sinologe (der selbstverständlich nicht da ist, es handelte sich ja nur um den Besuch durch einen ehemaligen Kollegen des klitzekleinen Forschungsministers, der sich etwas ausgeweitet habe) wird gewürdigt für sein Engagement und seine vielleicht ganz brauchbaren Ideen, man muß aber noch prüfen, wie man mit ihm verfahren möchte, sein Blähen gefällt eher nicht so, und man findet, man könne es erst einmal mit einem losen Beratervertrag auf Honorarbasis versuchen, der Buchhalter wird beauftragt, gemeinsam mit dem klitzekleinen Forschungsminister ein Werkvertragsformular zu erstellen und bei der nächsten Sitzung zur Abstimmung vorzulegen.
TOP 3. Die Demokratiebeauftragte bittet in aller Form und Öffentlichkeit um Einziehung einer Zwischenwand, durch welche die Arbeitsbereiche des ihr zur Assistenz zugeordneten stillen Theologen und des klitzekleinen Forschungsministers wirksam von ihrem abgetrennt werden, so gern sie den Austausch mit den stets anregenden Kollegen habe, so sehr benötige sie doch auch Ruhe für ihre Aktenstudien und Telefonate, es gebe gelegentlich heikle Gespräche, die volle Konzentration erforderten und mit dem stets lebhaften Reden der beiden Herren nicht vereinbar seien, ohne ihr wirklich an die körperliche Substanz zu gehen. Der höflichen Formulierung widerstehen allein der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit und der Buchhalter, die herumzetern, sie kämen schließlich auch ohne so etwas mit ihren Assistentinnen bzw. Praktikanten klar. Die Kreativleitung greift zugunsten der Demokratiebeauftragten ein und erklärt, daß die Zweiraumlösung in ihrem Büro zu hervorragenden Ergebnissen führe, ihr sei es anders nicht denkbar zu arbeiten, man möge das bitte auch der Demokratiebeauftragten, die bei Verlassen ihres Büros hauptberuflich Augen und Ohren überall haben müsse, zugestehen, hier sei jeder anders, die sensibleren aber ihrer bescheidenen Ansicht nach nicht die schlechteren, auch nicht immer die besseren, aber auch nicht immer die schlechteren. Der Chef ist hier eindeutig. So werden der Buchhalter und der Praktikant beauftragt, eine Firma zu suchen, die die handwerkliche Seite der Sache übernehmen könne.
TOP 4. Die Assistentin Ö, ihr neuer auswärtiger Freund, Karomütze und die Assistentin K haben sich entschieden, eine WG zu gründen und - wegen der tollen Quadratmeterpreise in großen Wohnungen - zusammenzuziehen, bemerken aber bei der Wohnungssuche ein erstaunliches Phänomen: sobald jemand, der von ihrer Tätigkeit in der EinSatzLeitung weiß, von ihrer Wohnungssuche erfahre, hagele es Angebote von WG-tauglichen Erdgeschosswohnungen oder Bedenken wegen der Aufzüge, und die Assistentin Ö ist deswegen auf die verrückte Idee verfallen, daß es jemanden gibt, der ihre Wohnung gern zugänglicher haben möchte, die Assistentin K meint zwar, es handele sich in Wahrheit um die heimliche Verehrung eines gehbehinderten Menschen für einen der jungen Menschen, oder um die weit verbreiteten Ansichten von Leuten, die fanatisch für flächendeckend behindertengerechte Wohnungen streiten und es unerträglich finden, wenn Menschen in Wohnungen mit nur Treppen zögen, so daß sie keine Behinderten einladen können (dies wird allgemein verständlich, aber übertrieben gefunden, denn von dem, was in der EinSatzLeitung verdient werde, könne nun einmal nicht auf alles geachtet werden, da müsse man eben, solange man könne, die Beine brauchen), aber Assistentin Ö und Karomütze haben sehr viel weitergehende Vermutungen und Befürchtungen, sie betreffen Stalking und Voyeurismus, und auch die Gefahr von Einbrüchen möchten sie allen ans Herz legen, denn es könne immerhin sein, daß man über die Privatheit des Sicherheitsbeauftragten wichtige Unterlagen der EinSatzLeitung auszuspähen versuche. Der Chef und die anderen lachen über diesen neuesten Spleen aus Karomützens Phantasien vom auswärtigen Geheimdienst (was sollte da schon auszuspähen sein) und raten, ruhig weiter zu suchen und die Wünsche der kommenden Wohngemeinschaft nicht nach den Ratschlägen irgendwelcher Wichtigtuer auszurichten, aber die jungen WG-ler quatschen alle durcheinander, Assistentin K betont, daß sie Licht und Ruhe brauche, und als Assistentin Ö anfängt, sich um ihre Katze Sorgen zu machen, die evtl aus dem Haus gehen und vor ein Auto laufen könne, bricht die Demokratiebeauftragte diesen Punkt als irrelevant ab (insgeheim fragt sie sich vermutlich, wie lange die alle wohl miteinander auskommen werden, aber anscheinend wollen sie es jetzt so, und der Protokollant kann darüber auch nur erstaunt sein, ach, das gehört ja hier nicht her).
Im Korridor beraten die älteren Kollegen, was sie der Jugend wohl zum Einzug schenken könnten, aber das darf der Protokollant natürlich nicht verraten.
Sitzungsleitung: Demokratiebeauftragte
Protokoll: Der stille Theologe
Tagesordnungspunkte:
1. Bericht des Sicherheitsbeauftragten über seine Vorladung wegen des Namens "EinSatzBuch."
2. Der Vorschlag des naseweisen Sinologen.
3. Die erneuerte Bitte der Demokratiebeauftragten um Assistenz und Bereitstellung eines wirklich eigenen Büros.
4. Verschiedenes
Die Sitzung beginnt in Anwesenheit aller Mitglieder der engeren EinSatzLeitung und etlicher Mehrheitler und Minderheitler, aber in Abwesenheit der Gattinnen pünktlich um 9.00 Uhr. Die Demokratiebeauftragte ist offensichtlich schwer erschöpft und bittet um besondere Kürze.
TOP 1. Der Sicherheitsbeauftragte berichtet, daß er vor eine Internet-Kommission geladen wurde, die ihn darauf aufmerksam machte, daß im Netz Einsatzbücher faschistischer Organisationen kursieren, man rate deswegen von der weiteren Verwendung des Namens ab, wenn er nicht Verwechslungen riskieren wolle. Nach intensiver Rücksprache mit dem Chef hat er aber mit seiner und des Chefs (der an dieser Stelle beifällig-wohlwollend nickt) voller Überzeugung der Kommission gegenüber geltend gemacht, daß der Name Einsatzbuch nicht nur sehr viel häufiger von Polizeien und Feuerwehren und "Games" verwendet werde, sondern darüber hinaus durch die besondere Großschreibung und Doppeldeutigkeit ausreichend vor etwas zu einschlägigen Verwechslungen geschützt sei, ebensogut könne man den Gebrauch der Worte Lastwagen oder Verkehr verbieten. Die Kommission habe sich zufrieden gegeben, von Motivforschung für die Einbestellung werde wie üblich Abstand genommen, man habe sich aber doch die Frage erlaubt, ob etwa die Feuerwehr Perg auch einbestellt worden sei.
TOP 2. Der naseweise Sinologe (der selbstverständlich nicht da ist, es handelte sich ja nur um den Besuch durch einen ehemaligen Kollegen des klitzekleinen Forschungsministers, der sich etwas ausgeweitet habe) wird gewürdigt für sein Engagement und seine vielleicht ganz brauchbaren Ideen, man muß aber noch prüfen, wie man mit ihm verfahren möchte, sein Blähen gefällt eher nicht so, und man findet, man könne es erst einmal mit einem losen Beratervertrag auf Honorarbasis versuchen, der Buchhalter wird beauftragt, gemeinsam mit dem klitzekleinen Forschungsminister ein Werkvertragsformular zu erstellen und bei der nächsten Sitzung zur Abstimmung vorzulegen.
TOP 3. Die Demokratiebeauftragte bittet in aller Form und Öffentlichkeit um Einziehung einer Zwischenwand, durch welche die Arbeitsbereiche des ihr zur Assistenz zugeordneten stillen Theologen und des klitzekleinen Forschungsministers wirksam von ihrem abgetrennt werden, so gern sie den Austausch mit den stets anregenden Kollegen habe, so sehr benötige sie doch auch Ruhe für ihre Aktenstudien und Telefonate, es gebe gelegentlich heikle Gespräche, die volle Konzentration erforderten und mit dem stets lebhaften Reden der beiden Herren nicht vereinbar seien, ohne ihr wirklich an die körperliche Substanz zu gehen. Der höflichen Formulierung widerstehen allein der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit und der Buchhalter, die herumzetern, sie kämen schließlich auch ohne so etwas mit ihren Assistentinnen bzw. Praktikanten klar. Die Kreativleitung greift zugunsten der Demokratiebeauftragten ein und erklärt, daß die Zweiraumlösung in ihrem Büro zu hervorragenden Ergebnissen führe, ihr sei es anders nicht denkbar zu arbeiten, man möge das bitte auch der Demokratiebeauftragten, die bei Verlassen ihres Büros hauptberuflich Augen und Ohren überall haben müsse, zugestehen, hier sei jeder anders, die sensibleren aber ihrer bescheidenen Ansicht nach nicht die schlechteren, auch nicht immer die besseren, aber auch nicht immer die schlechteren. Der Chef ist hier eindeutig. So werden der Buchhalter und der Praktikant beauftragt, eine Firma zu suchen, die die handwerkliche Seite der Sache übernehmen könne.
TOP 4. Die Assistentin Ö, ihr neuer auswärtiger Freund, Karomütze und die Assistentin K haben sich entschieden, eine WG zu gründen und - wegen der tollen Quadratmeterpreise in großen Wohnungen - zusammenzuziehen, bemerken aber bei der Wohnungssuche ein erstaunliches Phänomen: sobald jemand, der von ihrer Tätigkeit in der EinSatzLeitung weiß, von ihrer Wohnungssuche erfahre, hagele es Angebote von WG-tauglichen Erdgeschosswohnungen oder Bedenken wegen der Aufzüge, und die Assistentin Ö ist deswegen auf die verrückte Idee verfallen, daß es jemanden gibt, der ihre Wohnung gern zugänglicher haben möchte, die Assistentin K meint zwar, es handele sich in Wahrheit um die heimliche Verehrung eines gehbehinderten Menschen für einen der jungen Menschen, oder um die weit verbreiteten Ansichten von Leuten, die fanatisch für flächendeckend behindertengerechte Wohnungen streiten und es unerträglich finden, wenn Menschen in Wohnungen mit nur Treppen zögen, so daß sie keine Behinderten einladen können (dies wird allgemein verständlich, aber übertrieben gefunden, denn von dem, was in der EinSatzLeitung verdient werde, könne nun einmal nicht auf alles geachtet werden, da müsse man eben, solange man könne, die Beine brauchen), aber Assistentin Ö und Karomütze haben sehr viel weitergehende Vermutungen und Befürchtungen, sie betreffen Stalking und Voyeurismus, und auch die Gefahr von Einbrüchen möchten sie allen ans Herz legen, denn es könne immerhin sein, daß man über die Privatheit des Sicherheitsbeauftragten wichtige Unterlagen der EinSatzLeitung auszuspähen versuche. Der Chef und die anderen lachen über diesen neuesten Spleen aus Karomützens Phantasien vom auswärtigen Geheimdienst (was sollte da schon auszuspähen sein) und raten, ruhig weiter zu suchen und die Wünsche der kommenden Wohngemeinschaft nicht nach den Ratschlägen irgendwelcher Wichtigtuer auszurichten, aber die jungen WG-ler quatschen alle durcheinander, Assistentin K betont, daß sie Licht und Ruhe brauche, und als Assistentin Ö anfängt, sich um ihre Katze Sorgen zu machen, die evtl aus dem Haus gehen und vor ein Auto laufen könne, bricht die Demokratiebeauftragte diesen Punkt als irrelevant ab (insgeheim fragt sie sich vermutlich, wie lange die alle wohl miteinander auskommen werden, aber anscheinend wollen sie es jetzt so, und der Protokollant kann darüber auch nur erstaunt sein, ach, das gehört ja hier nicht her).
Im Korridor beraten die älteren Kollegen, was sie der Jugend wohl zum Einzug schenken könnten, aber das darf der Protokollant natürlich nicht verraten.
(2)88.
Es war nur, daß mir der naseweise Sinologe und die Diskussion, die er losgetreten hat, auf die Nerven gingen, Herr Chef, und da dachte ich, ich könne hier ein wenig nachdenken, sagte die Demokratiebeauftragte, aber der Chef hatte den Eindruck, dies sei eine jener Lügen aus Rücksicht, die man ihr wohl nie werde abgewöhnen können, obwohl sie sich damit am meisten schade, und er erwog, seinerseits zu einer Finte zu greifen und so etwas wie eine kleine Streiterei zu inszenieren, um ihren Trotz zu reizen, dann aber meinte er bei sich, wie käme ich dazu, in was verwickelt man sich hier, das ist doch alles lächerlich, eigentlich ist heute 288 und ordentliche Sitzung, und als ihm dies klar wurde, explodierte er so unkontrolliert wie ungeplant und schnauzte, halb acht, um neun ist Sitzung, wie wollen Sie das schaffen, wenn Sie anscheinend die Nacht in meinem Büro verbringen und sich über Angelegenheiten der Welt den Kopf zermartern, irgendwelche naseweisen Gelehrten Ihr Büro okkupieren lassen, anstatt die rauszuschmeißen und selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, und die Demokratiebeauftragte straffte ihren blassen Rücken, zerrüttete ihr gerötetes Gesicht bis es sich wenigstens von innen anfühlte, als hätte es wieder eine Form, und sagte, ja, ich habe nicht mit Ihrem Kommen gerechnet und wollte mich ein wenig sammeln, um auf die richtige Weise mein Büro für mich zurückzuerobern, ich habe übrigens glaube ich schon in früheren Sitzungen darum gebeten, wenigstens einen ungestörten Platz und eine Assistenz zu bekommen, und da ich sie nicht bekommen habe und da Sie oft genug nicht da waren, habe ich mir eben erlaubt, Ihr Büro mit zu nutzen, es gefiel mir ganz gut, ja, in meinen Zeiten als Stellvertretung habe ich mich ein wenig an es gewöhnt (sie redete sich allmählich wieder in ein Lächeln) und bevor Sie hier irgendwelche Ratschläge in Sachen Führungs- und Durchsetzungsstärke erteilen, finden Sie nicht, daß Sie sich über das "Sei-Ungehorsam-" und das "Sei-Selbstbewußt-Paradox" noch einmal Gedanken machen sollten, und der Chef dachte erleichtert, na geht doch, nickte ihr mit mühsam beherrschter Freundlichkeit zu und verließ sich darauf, daß die Sitzung pünktlich beginnen und die Angelegenheiten der EinSatzLeitung voranbringen werde.
Donnerstag, 27. März 2008
(2)87.
Der Chef hatte schließlich entschieden, ein Bund Narzissen mit in sein Büro zu nehmen, und als er dort ankam, in der einen Hand seine berühmte Tasche aus dunkelgraugrünem Leder, in der anderen die Narzissen aus dem Garten seiner Gattin, bemerkte er erst gar nicht, daß die Demokratiebeauftragte im hintersten Winkel seines weiträumigen Büros in einem dort für eventuelle Lektürephasen (zu denen es im Büroleben des Chefs real selten kam) aufgestellten Sessel saß, und auch sie schien ihn nicht zu bemerken, so versunken war sie und wohl auch so erschöpft; erst als der Chef mit einem lauten Knall die Vase, die er sich geholt hatte, auf den Tisch setzte, um die Blumen zu arrangieren, schrak sie hoch, sagte, o, guten Morgen, und der Chef schrak nun seinerseits zusammen, wollte eines seiner gefürchteten Donnerwetter beginnen, besann sich aber eines besseren, als er sah, daß die Demokratiebeauftragte ihm diesmal wirklich nichts würde entgegensetzen können, so von innen klapprig erschien sie ihm heute, dennoch ging es natürlich nicht, daß sie einfach in seinem Büro herumsaß und von dem Geschnatter in ihrem Büro Erholung suchte, wiederum war bei dieser Dame entschieden anzunehmen, daß sie das selbst wußte und zu Grenzüberschreitungen aus Übermut nicht neigte, es mußte also etwas Ernstes geschehen sein, und danach fragte er sie nun also mit fast so etwas wie einem warmfreundlichen Blick.
Mittwoch, 26. März 2008
286.
Der Herr Chef saß in seiner wegen des Kälteeinbruchs wieder stark beheizten Häuslichkeit, starrte durch das große Fenster der Veranda in den im Wachstum regelrecht ausgebremsten Garten, betrachtete die fröstelnden Narzissen, auf die seine Gattin in ihrer (seiner Ansicht nach) allzu vielen freien Zeit viel Mühe verwendete (um von ihrer unermüdlichen Arbeit an den schüchtern grünenden Rosenstöcken zu schweigen) und er wunderte sich sehr darüber, wie sie das Kunststück fertig brachte, aus dem Nichts der Gartenarbeit ein Vieles, Überwältigendes zu machen, dessen Bewältigung sie dann kunstvoll zu inszenieren schien als eine mit erstaunlich leichter Gebärde und tapferer Haltung getragene gewaltige Belastung, und als er noch so dachte, fiel sein Blick gewohnheitsmäßig auf die altmodische, von einem Großonkel ererbte Wanduhr über dem Klavier - und er sprang auf, denn es schien ihm, als müsse er doch schnellstens aufbrechen, um in der EinSatzLeitung nach dem Rechten zu sehen, man könne natürlich, dachte er dann, auch einmal nach dem Linken sehen, aber dies erinnerte ihn nur daran, wie müde die Gedanken wurden, wenn man wegen der schweren, auf den Schultern lastenden cheflichen Verantwortung nie dazu kam, in Ruhe die Dinge zu schreiben, die zu schreiben man ursprünglich einmal den ganzen Laden ins Leben gerufen hatte.
Dienstag, 25. März 2008
(2)85.
Als die Kreativleitung die Rede des naseweisen Sinologen (der natürlich gegen das Attribut "naseweis" entschiedenen Protest einlegte, aber so sind sie ja immer, die literarischen Charaktere, undankbar bis dorthinaus) im Büro der Demokratiebeauftragten abgelegt hatte, eilte sie schnellstens und ohne die folgende Diskussion noch abzuwarten in ihr Büro zurück und besah sich, was Mo unterdessen aus ihren Schreckensträumen aufgeschrieben hatte; sie fand es alles etwas bedrückend und nicht gut genug formuliert, würgend zwar (das müssen manche Texte ja auch sein, wenn sie der Wirklichkeit auch nur annähernd entsprechen sollen) aber noch nicht pointiert genug, so fehle zum Beispiel bei der Darstellung eines rechnenden Idioten entschieden die Einfügung, daß er vor allem selbst sich darin erging, anderen einen berechnenden Charakter zu unterstellen, und natürlich sei das Ende der Geschichte, das Mo durch eine wispernde Maus im Ohr des Idioten, die diesen am Ende verrückt werden ließ, entschieden alptraumartig gestaltet hatte, von großem Potential, aber etwas saß doch noch nicht gut genug (von allen zu befürchtenden Eins-zu-Einsler-Mißverständnissen einmal abgesehen), nur wie sollte sie es Mo sagen, ohne daß die nun gleich wieder...Mo aber saß in ihrem Fellnest auf der Fensterbank, durchaus stolz auf ihre Produktion, und blickte weit hinaus in die Stadt, die nur sie so sehen konnte, wie sie sie sah, lächelnd.
Montag, 24. März 2008
(2)84.
Im Büro der Demokratiebeauftragten fand sich, um seine Dienste in poitischen actualibus anzubieten, ein ehemaliger Kollege des klitzekleinen Forschungsministers ein, genannt "der naseweise Sinologe," und als man ihm einen Platz angeboten hatte, blähte er sich recht kräftig und veranstaltete weit ausholende Gesten, mit denen er untermalte, was er über den Sineser als solchen zum Besten zu geben hatte; es lief im wesentlichen darauf hinaus, daß der Sineser nun einmal in einer Kultur von Scham und Gesichtsverlust und Schadenfreude lebe, daß ihm Mitleid recht eigentlich fremd und die Idee der einen Menschheit eine abendländische Lächerlichkeit sei, man habe also in Sachen Menschenrecht nichts, aber auch gar nichts innerhalb dero Kultur, an das man appellieren könne, des ferneren und weiteren werde dort niemals auf Druck reagiert werden, vielmehr müsse man sich das Verhalten des Großreichs vorstellen wie den Einsatz einer der asiatischen Kampftechniken, in denen stets die Energie des Angreifers genutzt und gegen den Angreifer zurückgewendet werde, aber - und hier machte er eine beeutungsvolle kleine Pause - man könne sich vielleicht ganz im Geiste Roms dazu verhalten und den Satz "imitari quam invidere boni malebant" nunmehro (er nervt, dachte die Demokratiebeauftragte, aber da müssen wir jetzt wohl durch) auch auf die Chinesen wenden, welche doch immerhin eine signifikante Schwäche haben, nämlich ihre Einfallslosigkeit, welche sie kompensierten, indem sie alle unsere wundervollen westlichen Errungenschaften sich aneigneten in technischer Perfektion des räuberischen Diebstahls, und wie wäre es, wenn wir nun unsererseits ihre Kampftechnik imitierten und ihre imitatorische Energie auf sie zurückwendeten, indem wir nicht mehr brav und stumpfsinnig unsere Einfälle lieferten und hofften, sie für unsere Menschenrechtsideen zu gewinnen, sondern stattdessen die Einfallslosen und Stumpfsinnigen mimten und voller Neugier in ihr Land zögen und parodistisch alles hervorzögen, was wir dort als wundervolle Eigenheiten finden könnten und es in unsere Politik übersetzten, und er schien dies für ein großartiges strategisches Konzept zu halten, das nur noch durch den Stab der EinSatzLeitung weiter entwickelt und operationalisiert werden müsse, aber Qualität werde sich langfristig durchsetzen, und dann...huhuhuhuhuuuh ist das alles gruselig, sagte der klitzekleine Forschungsminister, und es sah fast aus, als werde er gleich wieder anfangen zu heulen.
Sonntag, 23. März 2008
(2)83.
Nach einer Weile gelang es der Kreativleitung, oder war es Mo selbst, wieder so etwas wie ein schwaches Lächeln auf Mos Gesicht zu zaubern, aber während sie das Wesen auf ihre Hüfte setzte, wollte es ihr vorkommen, als sei Mo wieder noch etwas kleiner geworden, und sie besorgte sich sehr; das Wetter aber kam ihr überraschend zu Hilfe, sie ging mit Mo zum Fenster und zeigte ihr still die Schneeflocken, die in der Sonne aufwärts zu fliegen und die eben erst aufspringenden gelbgrünen Blüten des Ahorns im Hof zu umtanzen schienen, dann bückte sie sich nach dem Fell und sagte Mo, sie werde ihr jetzt ein Plätzchen auf der Fensterbank herrichten, denn sie selbst müsse ins Büro der Demokratiebeauftragten gehen, dort tobe ein wilder Wirbel, ein Gespräch über politische Fragen, zu dem sie einen Einfall beizusteuern habe, sie werde aber auf dem Rückweg Honig und Äpfel mitbringen und freue sich sehr darauf, Mos Traum erzählt zu bekommen, ob ihr dies vielleicht versprochen werden könne...
Samstag, 22. März 2008
(2)82.
Als die Kreativleitung und ihre Assistentin noch so hin und her argumentierten und schließlich auf die Künstlerin aus Louisville/ Kentucky zu sprechen kamen, regte sich Mo und schien aus einem fürchterlichen Traum zu erwachen, so jedenfalls sah ihr Gesicht aus, panisch und gräulich, fand die Assistentin, und ging an ihren Schreibtisch, während die Kreativleitung sich bückte und das Mo zu sich hob, um herauszufinden, was los war.
Freitag, 21. März 2008
(2)81.
Während die Kreativleitung mit ihrer Assistentin ein wenig um die Beurteilung des Sicherheitsbeauftragten stritt (die Assistentin bemängelte neben Hyperaktivität auch seine abstrusen Ideen vom fremden Geheimdienst, der ausgerechnet ihn ausersehen und Prüfungen unterzogen habe, und besonders unpassend fand sie, daß er, wenn er sich schon so beobachtet glaubte, sich dennoch gelegentlich wie aus Trotz in größeren quasi öffentlichen Runden gehen ließ und bis zur Albernheit Bier trank, so daß natürlich kein Geheimdienst der Welt ihn für zuverlässig würde halten können, vielmehr werde er ganz schnell als Trunkenbold gelten, aber die Kreativleitung meinte, das sei doch vielleicht eine ganz geschickte Abwehrmaßnahme und ein Zeichen von Charakter, denn wenn er schon heimlich davon träume, in irgendwelche "Dienste" zu treten, dann würde er auf diese Weise immerhin erzwingen, daß es Dienste wären, die ihm ein paar mehr Ventile als kontrollierten Gelegenheitssex mit Bond-Girls in mobilen Dienstkörpern ließen, und er würde alle andere Dienste zuverlässig abschrecken, man müsse die Dinge immer innerhalb eines Systems zuende denken und sich nicht von den eigenen stets lächerlichen Selbstverständlichkeiten leiten lassen, eine Bemerkung, durch welche die Assistentin sich doch ein wenig beleidigt fühlte, auch wenn sie längst begriffen hatte, daß die Kreativleitung sich bei so etwas immer zuerst selbst mit meinte und das nicht einmal für destruktiv hielt), saß im Büro der Demokratiebeauftragten die übliche Belegschaft (klitzekleiner Forschungsminister, stiller Theologe und die Demokratiebeauftragte selbst) zusammen mit der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, dem MInderheitler mit den grünen Borsten und der Assistentin Ö, und sie sahen sehr bedrückt aus, denn Karomütze war (wie Assistentin Ö berichtete) abgeordnet worden, um sich zusammen mit dem Leiter der Öffentlichkeitsabteilung einem kleinen Tribunal zu stellen, das den Namen "EinSatzKraft" für verwerflich hielt, weil dieser Name außer von freiwilligen Feuerwehren in Brandenburg auch von den finstersten Kadern der Weltgeschichte verwendet worden war, eine Maßnahme, die alle einschließlich der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse für durchaus übertrieben hielten, und die Demokratiebeauftragte sagte, ihre Kinder hätten gestern eine Sendung über das "Coaching" von "Models" gesehen, und sie habe in der Methode keinen Unterschied zwischen diesem voll auf sadomasochistische Charakterbrechung setzenden Verkaderungstheater und allen anderen Verkaderungen in der Welt sehen können; der Minderheitler mit den grünen Borsten sagte, er habe zufällig auch kurz zugeschaltet, als eine der Elevinnen aufgefordert wurde, laut zu schreien, sie wolle das nächste Topmodel werden, und es habe ihn an Erzählungen seines Vaters erinnert, der berichtet habe, wie "Schleifen" in früheren deutschen Armeen funktionierte, bei "Straftaten" oder sichtbar mangelhafter Motivation hätten Delinquenten vor den Füßen des Offiziers Liegestütze machen müssen und bei jedem Liegestütz laut sagen "ich bin Soldat, ich bin es gern, o welche Lust, Soldat zu sein," und der stille Theologe fragte, ob sich mit dieser "Erzwingung von scheinbarem Selbstsprechen in der Herrschersprache" wirklich erklären lasse, daß von denen, die an Massenerschießungen teilnahmen, niemand seine Waffe umgedreht und auf den Befehlenden gerichtet hätte, was doch die einzig sinnvolle Handlung in so einem Kontext gewesen wäre, und die Demokratiebeauftragte sagte, ich glaube ja, ich glaube, es wird nur dann mehr aufrechte und friedenswillige und mutige Menschen geben, wenn man sich wirklich daran gewöhnt, jedem seine eigene Stimme zu lassen, und der klitzekleine Forschungsminister legte seinen kleinen Kopf auf seine kleinen Arme und weinte bitterlich.
Donnerstag, 20. März 2008
(2)80.
Unter seinem stillen neuen Mobile aus Globen produzierte der Kollege Sicherheitsbeauftragter unverändert hektisch die an ihm bekannten mehr oder weniger hysterischen Bewegungen, und die Assistentin K, die sich in seinen ruhigeren Minuten recht gern mit dem Mann unterhielt, war, als sie jetzt in sein Büro trat, regelrecht befremdet von seiner Hyperaktivität, welche so seltsam abstach von der Ruhe der über ihm schwebenden Rundkörper mit den gelblichen, filigran bezeichneten Oberflächen, und so entschied sie dafür, ihm nur ganz schnell zuzuwispern, daß sein EinSatz in einer völlig neuen und übrigens sehr unangenehmen Sache gefragt sei, er möge sich aber bitte ganz und gar ruhig betragen, ob er das auch aus sich heraus mal könne, und nicht abwartend, ob und wie beleidigt er darauf reagieren würde, verzog sie sich schnell wieder ins K-Büro, wo ein Mobile die Ruhe der Anwesenden nur unterstrichen hätte, insbesondere da Mo wieder leise schnaufend auf ihrem Fell lag und eingeschlafen war, wovon auch immer träumend, und die Kreativleitung blickte von ihrem Buch über Kopfgeburten auf (scheußliche Sache im Grunde, sagte sie) und sagte, ist es nicht gut, daß wir alle Hektik einfach auf den jungen Kollegen abwälzen können, sei einfach gnädig mit ihm, vielleicht sogar dankbar, wie wäre das.
Mittwoch, 19. März 2008
(2)79.
Der Chef hatte neuerdings Probleme mit dem Reisen, sie machten ihn müde, die Flexibilität der jüngeren Jahre war ein wenig dahin, und er verstand gar nicht, wie seine Crew so munter vor sich hin arbeitete nach der für sein Empfinden durchaus beschwerlichen Reise zum AußenEinSatz, aber item, die Crew arbeitete munter, und um sich von ihrer Heiterkeit ein wenig anstecken zulassen, suchte auch er pünktlich sein Büro auf und bewunderte mild und geduldig, was die Mitarbeiter so trieben, nicht einmal um Mo mußte man sich sorgen, hatte sie doch ein paar Schneeflocken gesehen, zusammen mit etwas Sonne, und auf diese Weise eine Laune, in der man durchaus erwarten konnte, bald wieder Erzähltes von ihr zu finden, aber die Kreativleitung mußte sich ja mit den verrücktesten Abarten irgendeiner Athene beschäftigen, und dem Chef wollte gar nicht einleuchten, was das für ein neuer Fimmel war, und was diese Albernheit mit der Einladung zur Übertragung sollte.
Dienstag, 18. März 2008
(2)78.B.
"The plaster rendition of Athene welcomed visitors to the east end of the Fine Arts building (the Parthenon). It stood twenty-five feet tall and was created by sculptor Enid Yandell (1870-1934), born in Louisville, Kentucky. At this time, it was the largest sculpture by a woman. Yandell sculpted the plaster work in Paris, France, where she had studied with Auguste Rodin and Frederick MacMonnies. At the conclusion of the Exposition in October 1897, there was some discussion about bringing the sculpture inside the Parthenon, but it had sustained too much weather damage." Dies ist also der Text, den die Assistentin K angeschleppt hat, und überraschenderweise freut sich die Kreativleitung besonders an "Paris, France" neben "Louisville, Kentucky." Dann gefällt ihr aber auch, daß in jedem Mac-Namen die in der EinSatzLeitung gepflegte Lieblingsschreibweise zusammengesetzter Wörter nachträglich so etwas wie ein Vorbild finden könnte. Ausschlaggebend für die Übernahme war aber der letzte Satz. Lakonismus im Alltag, haben wir gedacht, auch im Alltag von Museumsmachern, wird durch die Einladung zur Übertragung erst schön.
(2)78.
Das Gesicht des Leiters der Abteilung Öfentlichkeit schimmerte zitronengelblich vor Zufriedenheit, als er, laut "Gratulinsiki, junger Freund" rufend, dem Kollegen von der Sicherheit, welcher gerade den Korridor abschritt, entgegeneilte, und er bat den Bemützten feierlich in sein Büro und sagte nach vielem Räuspern und "Spannendmachen," soeben habe in der Abteilung Öffentlichkeit das Außeministerium eines benachbarten Fürstentums angerufen, man sei dasigenorts so entzückt von Karomützens Idee eines Mobile aus Globen, daß man um die Erlaubnis ersuche, sie übernehmen und das Büro des fürstlichen Außenministers höchstselbst mit einem derartigen Mobile dekorieren zu dürfen, auch ein Bankhaus habe bereits Interesse signalisiert, und der junge Kollege, der sich nun keine Mühe mehr gab, sein "Men's Health"-Heftchen zu verbergen, zeigte etwas von seinem bei manchen als charmant geltenden Lachen und sagte, schade, daß es nicht meine Idee ist, ich habe es ja einfach nur gesehen, als ich an einem Museum vorbeiging und routinemäßig durch die Fenster auf die Schreibtische der Mitarbeiter spähte, und ich fand es eben schön, und wenn ich gewußt hätte, daß die aus der K-Abteilung gleich wieder einen Eintrag daraus machen, hätte ich es vielleicht nicht einmal erzählt, aber gut, wenn es den Fürstlichen und den Banklichen gefällt, was bieten sie denn für Beratung?
Montag, 17. März 2008
(2)77.
Als man am EinSatzOrt angekommen war, schien Mos Wunsch - denn um so etwas mußte es sich doch wohl gehandelt haben - überraschend in Erfüllung zu gehen: keine zudringlichen Eins-zu-Einsler behinderten die Arbeit mit ihrer heuchlerischen "HIlfsbereitschaft" oder anderen Versuchen, an scheinbare "Entdeckungen" anzudocken, keine Maßregelungen Externer waren zu sehen, kein raunendes Drängen zu irgendwas, einfach nur Menschen bei der Arbeit, und sie hatten sogar Feierabende, an denen sie tatsächlich feierten, vielleicht taten sie das ja alles nur diesmal und aus Versehen, aber dann war es ein besonders schönes Versehen, das alle befeuerte, der Kollege mit der Karomütze entdeckte ein wirkliches Mobile aus alten Globussen oder Globen, das jemand sich einfach über seinen Schreibtisch gehängt hatte, der Praktikant erfand für sich die Wunder des Tanzes in Gruppen neu, der Buchhalter bemerkte auf den Straßen überaus seltsame Behälter zum Transportieren von Schätzen, und als die Assistentin K bei ihren Streifzügen einen sie irgendwie komisch ansprechenden englischen Text gefunden hatte, beschlossen die EinSatzKräfte, diesen anderntags auf die B-Ebene zu stellen, wo er zwar sinnlos und verloren, vielleicht sogar ein wenig verfroren herumstehen würde, aber er wäre auf diese Weise doch immerhin aus seinem Mauerblümchendasein in einer Vitrine gerettet, stellte man sich gern vor, und die Gattin des Chefs, durchaus eine Autorität in moralibus, fand es auch ganz in Ordnung, sich dergleichen vorzustellen, denn AußenEinSätze zur Rettung verlorener Wortschätze, sagte sie, kann man gar nicht machen, ohne sich dabei ein ganz klein wenig wichtig zu nehmen.
Sonntag, 16. März 2008
(2)76.
Aus der Mitte des Busses liess sich mit seinem ueblichen etwas maekeligen Tonfall der Buchhalter vernehmen, welcher beklagte, dass - ausser der natürlichen Gelegenheit, Fehler anzuhaeufen - gar kein Zweck des EinSatzes und auch kein Zielort bekannt gegeben worden sei, und sehr geduldig erlaeuterte ihm sein Praktikant, dass dies doch wirklich in eine ganz andere Sparte gehoere, waehrend Mo, die normalerweise mit dem Buchhalter zuallerletzt zu sprechen pflegte, auffallend munter in seine Richtung zwitscherte, es sei ja voellig klar, wozu derartige AussenEinSaetze gut seien, naemlich dafuer, dass man dann und wann auf gastfreundliche Menschen treffe, unter denen man stundenweise den Eindruck haben koenne, die Welt sei moeglicherweise doch so etwas wie "in Ordnung."
Samstag, 15. März 2008
(2)75.
"Kommunikation, Kommunikation, kannst du mal den Rhabarber aus deinem Mund nehmen," sagte eine ueberraschend aergerliche Assistentin Oe, "und kann mir mal einer sagen, ob es auch eine Geschichte von Herrn Keuner gibt, die anfaengt mit der Frage, was tun Sie, wenn Sie einen Menschen hassen, nein, es gibt da nur die ueber die Vaterlaendler, und die ist irgendwie irgendwie, irgendwie..." "schlecht abstrakt," ergaenzte eilfertig und hilfsbereit der stille Theologe, "sie ist schlecht abstrakt, denn sie zieht nicht in Betracht, was den Menschen passieren kann, die zu keinem Buergersteig sagen koennen 'meiner,' noch wenn er von einem 'Fremden' erobert worden ist," und damit war ihm etwas Erstaunliches gelungen, die Assistentin sah ihn aufmerksam an und fing, nach einem verstohlenen Blick auf die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, an ihn auszufragen ueber dies und das aus seinen reichen Lektueren und ihm (fuer mindestens zehrn Minuten) ernsthaft zuzuhoeren, waehrend der Bus durch Regen und Regen und Regen fuhr und die Kreativleitung wieder einmal ihren Kopf an die Scheibe lehnte und sich eines Wochenendausflugs vor sehr sehr vielen Jahren erinnerte, waehrend dessen ein ganzes Pfadfinderzeltlager in Regen versunken war, die Boeden der Zelte aufgeweicht, die Schuhe und die Schlafsaecke und alles andere nass und die dampfenden jungen Menschen in innerem und aeusserem Chaos versunken, in dem fuer eine unter ihnen eine Spur gelegt wurde fuer viele Jahre auf dem sehr Trockenen, und niemand da, der dafuer verantwortlich zu machen gewesen waere, alles Kinder und Hilflose, Ratlose, was tun Sie wenn Sie, was fuer Fragen ausgerechnet die Assistentin Oe manchmal stellen kann, nicht schlecht, und dabei hat sie heute wieder diese buntgestreifte Bluse an...
Freitag, 14. März 2008
(2)74.
Dies schien der Gattin Oe eine gute Gelegenheit zu sein, ein allgemeines Lamneto ueber die fehlende Dankbarkeit im allgemeinen und die einiger Menschen im besonderen anzustimmen, so gebe es gewisse Menschen, die tatsaechlich auf Dinge oder gar Personen ihrer Vergangenheit regelrecht zu spucken schienen, und die Kreativleitung verfaerbte sich nur ein ganz klein wenig, als sie laechelnd sagte, es gebe ja auch Dankbarkeiten, die sich sozusagen waehrend des Empfangs der erwiesenen Wohltaten gleichsam unmittelbar verbrauchten, weil einfach der Double-Bind mancher Dinge erfordere, die auch fuehlbare Dankbarkeit restlos aufzubrauchen, um es fuer eine Zeit halbwegs auszuhalten, was da noch so komme, und wenn dann auf lange Sicht nur noch die haessliche Seite der Ambivalenz uebrig bleibe, dann solle man sich doch nicht wundern, dass tatsaechlich, und ach was, jammer du doch, und hier wiederum meldete sich fast schuechtern die Demokratiebeauftragte aus der vorderen Reihe und sagte, ich lese gerade in der Zeitung ueber eine eigenartige Parade, eine Parade der verletzten Soldaten, bei der keine Kameras zugelassen sind und die Verwundeten sich schaemen, geehrt zu werden, denn sie sind ja nur verwundet worden und haben doch gar nichts gemacht.
Donnerstag, 13. März 2008
(2)73.
"Ihr Schreiberlinge seid alle Tyrannen," sagte der klitzekleine Forschungsminister zur Kreativleitung und ihrer Assistentin, als die - ohne bisher die schwere Frage nach Griechen und Schuld und dergleichen auch nur im mindesten ausdiskutiert zu haben - nun wieder eintraechtig auf derselben Bank in dem bereits bekannten kleinen Bus der EinSatzLeitung in die vom herannahenden Fruehling mild sich einfaerbende Landschaft schauten, "ihr meint, jemand muesse recht klein sein, und schon ist und bleibt er klein, das ist nicht fair und nicht gerecht, und alle wohlbegruendeten EinWaende bringt ihr mir nichts dir nichts zum EinSturz, weil es den lieben Schreibertanten so gefaellt, gestern hat eine von euch sogar gesagt, die Mathematik in der Welt gefalle ihr nicht, am Ende werdet ihr auch die noch stuerzen, ihr Vermessenen, da werdet ihr euch aber vermessen haben," und er schaute Unterstuetzung heischend in den Kindersitz neben seinem eigenen, in welchem Mo hockte, die aber ein durchaus unbeteiligtes und nahezu froehliches Gesicht zeigte, dem anzusehen war, dass ihr alles im Grunde wohl gefiel und dass sie deswegen auf alles Lust hatte, nur nicht auf einen laecherlichen Streit mit irgendwelchen EinSatzKraeften, weshalb sie froh war, als Assistentin K schnippisch beschied, der klitzekleine Forschungsminister solle lieber die Sache mit dem 'intelligent design' durchdenken anstatt sich ueber seine eigenen Schreiberinnen aufzuregen, gegen die er nun einmal zuallerletzt etwas ausrichten koenne.
Mittwoch, 12. März 2008
(2)72.
Das Gespräch zwischen der Kreativleitung und der Assistentin war keineswegs abgeschlossen, denn natürlich kann man sich nicht einfach allein auf die Griechen berufen, es muß so viel anderes bedacht werden, und Assistentin K wollte gerade den stillen Theologen herzu holen, als ein dringlicher AußenEinSatz ausgerufen wurde und die Abteilung Ö bemerkte, daß sie ja noch gar nicht so weit war, es fehlte ja eine Mitteilung, daß etwaige Unregelmäßigkeiten in den kommenden Tagen NICHT auf einen Streik zurückzuführen sein würden, sondern nur auf - eben, AußenEinSätze, muß doch alles gesagt werden.
Dienstag, 11. März 2008
(2)71.B.
Die Kreativleitung war, den Rücken fest auf ihrem Teppich, in einen kurzen, zu kurzen, aber tiefen Schlaf verfallen: Träume wollten geträumt sein, bevor eine neue dringlich erforderliche Produktion weitergeführt werden konnte, und sie wußte schon seit langem, daß bei diesen Dingen der alte Satz: "wenn du es eilig hats, mach einen Umweg" nur umso gültiger war. Ja, wichtiger als das Wegräumen von Kaffeetassen und dergleichen war es, den Träumen den Weg frei zu machen, bevor dann wieder das "Vernünftige" heraus- und durchkam. Aber nun schreckte sie hoch von dem Lärm, der plötzlich aus allen Büros in ihres gewabert kam, denn alle ihre Figuren flatterten durcheinander und schrien "Krise, Krise," und sie dachte, nicht schon wieder, immer noch das Gattinnenwesen, was soll das denn nur, und die Politjungs natürlich unzufrieden, scheinbar nichts, woran sie andocken können? Mo ließ sich von alledem in ihrem Schlaf immerhin nicht stören, aber sie selbst war nun doch wach und fühlte sich genötigt, alle ein wenig zu ermahnen. Natürlich sei es gut, daß die Demokratiebeauftragte die Gattin des Chefs nach den Frustrationen der Sitzung so lobe, aber ursprünglich hätten sich die im cheflichen Haushalt versammelten Minderbemittelten vielleicht nur darum bemüht, jemanden "ein wenig zu motivieren?" "Das glaubst du ja wohl selbst nicht, träum weiter," sagte die Assistentin K, "man kann keine Texte schreiben, in denen alle Leute gute Absichten haben und sich darin bloß verwickeln, es muß auch mal richtig Böse geben, sonst hat man keine klaren Verhältnisse und nicht einmal Bedarf für Zivilcourage, von allem anderen ganz abgesehen." Die Kreativleitung fand es komisch, sich jetzt von dieser Assistentin belehren zu lassen, zumal es doch auch einfach falsch war: waren nicht schon die antiken Tragödien eher von der Art gewesen, daß alle ein bißchen dumm, ein bißchen eitel, ein bißchen klug, ein bißchen heroisch und irgendwie immer falsch und immer blutig waren, aber das voller Stolz und Schmerz usw.? Gab es denn da richtig böse Figuren? Nein. In Märchen vielleicht. Aber sonst? "Es gibt aber doch das Böse, wenn schon nicht das Gute, dann doch wenigstens das Böse," beharrte die Assistentin. Und die Kreativleitung, die irgendwie lieber wieder in ihren schönen Traum, der etwas mit Mos alter Schneeflockengeschichte zu tun zu haben schien, zurück wollte, aber sich an eine ganz andere Arbeit drängen mußte, argumentierte nicht weiter, sondern sagte resiginiert "na gut, in den nächsten Tagen bist du sowieso am Zuge, lass mal sehen, wie du das hinkriegst, und ich guck dann hinterher, ob mit den Figuren noch weiterzumachen ist, übrigens gefällt mir die Sache mit Pestvogels Flügel und dem Buchhalter ganz gut, und wenn ich dir einen letzten Rat geben darf, das Gattinnenproblem ist eines, mit dem du dich bloß unbeliebt machst, ohne in der Sache auch nur einen Milimeter weiterzukommen, man kommt nicht darüber hinaus, daß es Gelingen und Scheitern gibt. Sobald man sich daran macht, eine 'zugrundeliegende Ordnung' zu analysieren, ist man in Teufels Küche oder in Pestvogels Schnabel, und das Leben verschwindet aus allem, das ist übrigens das Dilemma, über das ich gerade in meinen Bergwerken arbeite," und die Assistentin guckte erwartungsgemäß etwas verständnislos, versprach aber, sich um die Dämpfung der allgemeinen Aufregung zu bemühen, und wünschte der Kreativleitung alles Gute für die weitere Arbeit.
(2)71.
Von dem Spektakel aufgeschreckt öffnete die Demokratiebeauftragte, zu der die Gattinnen gegangen waren, um sich zu beklagen, ihre Bürotür, aber als sie sah, um was es sich handelte, ging sie schnell wieder in das etwas unbehagliche Gespräch zurück, sie sagte mit dankbarem Lächeln, sie erinnere sich noch, wie einmal die Gattin des Chefs demselben eine fürchterliche Blamage erspart habe, indem sie ihn daran gehindert hatte, eine Intrige des Buchhalters und des Leiters Ö, die im cheflichen Haushalt beim Tee ausgesponnen wurde, mit zu unterstützen, der Buchhalter hatte gesagt, das sei alles wasserdicht, konkret und mit äußerster psychologischer Raffinesse durchkalkuliert und werde garantiert funktionieren, auf diese Weise werde man irgendeine Person X "vom hohen Ross" (auf dem die nach übereinstimmender Ansicht von Demokratiebeauftragter und Chefgattin gar nicht saß) herunterholen und dazu bewegen können, auf Knien um irgendetwas, was war das noch mal, ein Mann, ein Job, eine ehrenamtliche Tätigkeit, eine Gnade, zu bitten, und die Gattin des Chefs hatte gefragt, warum macht ihr ihr, wenn ihr dies und das von ihr wollt, nicht einfach ein faires Angebot, wie sie es euch unentwegt vorschlägt, und die Intirganten hatten gesagt, das geht mit der nicht, die ist doch, das haben wir doch herausgefunden, und die Chefgattin hatte gesagt, gut, dann plant mal in eurem Büro weiter und fahrt die Sache vor die Wand, ich spiele nicht mit und werde nicht zusehen, wie sie, falls sie doch mal unaufmerksam genug sein sollte, in euer albernes Messer läuft, vor allem aber nicht, wie ihr euch lächerlich macht, indem ihr euch für schlau haltet, wo ihr außer dumm, auch noch roh seid, und die Demokratiebeauftragte sagte, so etwas sei überhaupt nicht hoch genug einzuschätzen, nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie damals auch nur dazu geschiwegen hätte, und die Gattin Ö sagte, ja, aber wenn man uns jetzt aus allem heraushalten will, also keine gegenseitige Gastfreudnschaft mehr und alles dieses, dann werden wir uns eben aus allem heraushalten, und dann sollen sie doch ihre Karren gegen die Wand fahren, und die Demokratiebeauftragte sagte, ich versteh ja Ihren Ärger, und die Gattin des Chefs sagte, ich würde mich doch wieder so verhalten, ich muß auch nicht dauernd hier herumhocken, aber man hätte uns eine öffentliche Bloßstellung ersparen können, wie wir den Herren öffentliche Bloßstellungen zu ersparen pflegen, wir tun doch niemandem etwas, wenn wir in so einer Sitzung sitzen, und ein kleiner Hinweis, nächstes Mal nicht gerade zur Sitzung zu kommen, hätte es doch auch getan...
Montag, 10. März 2008
(2)70.
Der Buchhalter hatte sich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt gefunden und suchte irgendwen, mit dem er darüber einen Streit führen könnte, und er dachte, es wäre eigentlich schön, die Gattin Ö ein wenig zu provozieren, da würden dann immer gleich ein paar nette Hinweise auf irgendwelche schauderhaften, aber klassischen Lektüren herausspringen, und so öffnete er seine Bürotür (der coole Praktikant in seiner Körperfülle machte ihm dann und wann durchaus zu schaffen, denn zwar hielt sich der Buchhalter nicht ohne Grund für eine eher robuste Seele, aber nach so und so vielen Stunden gemeinsamen Sitzens war diese Mischung aus ostentativer Gelassenheit mit Tendenz zur Nachlässigkeit und irgendwie schwitzender Körperlichkeit ihm doch ein wenig unbehaglich, und mochte auch der Humor stets ganz auf der Seite des Praktikanten sein, so änderte dies ja nichts daran, daß er häufig unkorrekte Zahlen schrieb), sah zu seiner Freude den Pestvogel auf einem Bein in einer Ecke des Korridors stehen, mit geschlossenen Augen, anscheinend schlafend, und er dachte sich, mit dessen Hilfe könnte man den ganzen Laden ein wenig aufmischen; als er allerdings das Tier an seinem verletzten Flügel berührte, um es zu wecken, war dies entschieden eine Unvorsichtigkeit, denn der schrasternde Schrei, mit dem es erwachte, erschreckte den näherstehenden Buchhalter naturgemäß sehr viel heftiger als irgendeine der anderen EinSatzKräfte, die in ihren jeweiligen Büros vor sich hin dämmerten oder schufteten oder zankten.
Sonntag, 9. März 2008
(2)69.
Die Kreativleitung war geneigt, erst einmal alle aus ihrem Büro zu befördern, die mißmutige Gattin Ö und den klitzekleinen Forschungsminister mit seinem Globus und seinem rechthaberischen Gehüpfe zuerst, dann aber auch die Gattin des Chefs, die sich vermutlich wieder in ihrer leisen humorgien Art um eine allen bekömmliche Harmonie bemühen würde, sobald sie auch mal zu Wort käme, das wäre sicher durchaus nett, aber die Kreativleitung fand es für den Augenblick alles lästig, sie wünschte, die Telefonstecker zu ziehen und nicht zu sprechen zu sein, bis sie wieder etwas produziert haben würde, aber genau in dem Augenblick, in dem sie dieses dachte, gab das Telefon sein neumodisches Flöten von sich, und während die Belagerer den Moment nutzten, um in ihren Beeiferungen fortzufahren, hörte die Kreativleitung am anderen Ende der Leitung (kleiner Kurzschluß im Leitungswesen) etwas wie einen Freund aus weit zurückliegenden Tagen ins Telefon sprechen, zunächst lachte sie hell auf, denn sie verband die Stimme durchaus mit Erfreulichem, fragte, warum er sich so lange nicht gemeldet habe, und er sagte, das wolle er sie fragen, es habe ihn tief gekränkt, daß sie auf seine letzte Nachricht gar nicht mehr geantwortet habe, ob sie ihm mal sagen könne, warum sie sich so verhalten habe, und sie sagte, die kürzeste Antwort wäre "nein," die zweitkürzeste, "weil du nicht mehr wirklich gesprochen, sondern mich geradezu bürokratisch abgefertigt hast, ich habe sozusagen 'zurückgefertigt,'" und die beste Antwort wäre keine, sondern die Feststellung "schön, daß du trotzdem anrufst und einfach mal nachfragst" und ob man sich vielleicht irgendwann, wenn sie einen gewissen Belagerungszustand beendet und eine gewisse Arbeit hinter sich habe, mal treffen könne, und er sagte, es ist immer dasselbe mit dir, du scheinst dich zu freuen, aber dann hast du keine Zeit, und die Zeit, in der du Zeit hast, kommt nie, und sie sagte, das stimmt nicht, sobald ich in Frieden und ohne Angst vor nachhaltigsten Feindseligkeiten oder dergleichen leben könnte, würde ich sie mir frisch so einteilen, daß auch für die lieben Menschen Zeit dabei wäre, und er sagte, man muß es andersherum machen, man muß erst Zeit für die Lieben haben, dann kommt das andere von ganz alleine, und sie sagte, so ist das eben leider nicht, und du und deinesgleichen, ihr habt das immer schon besser gewußt als ich, darum habt ihr jetzt Anlagen, die ihr vor Leuten wie mir glaubt schützen zu müssen, aber wir sollen immer weiter romantisch auf euch zu geflattert kommen, wenn es euch gerade danach ist, und wenn wir das nicht tun, weil wir uns gegen allzu viel aufgrund unserer ach so kreativen Offenheit so viel schlechter abdichten könnten als andere und weil wir das aus langem Leiden kennen, dann ist es euch auch wieder nicht recht, also ruf doch vielleicht später einmal an, wenn du klarer siehst, es hat mich gefreut, dich mal wieder zu hören, und sie beendete das Gespräch rasch, am anderen Ende der Leitung schien die bürokratische Verhärtung sich wieder zu schließen, und bevor sie allzu schmerzhaft ein Lachen, das ihr das Leben für ein paar Minuten erleichtert haben würde, vermißte, legte sie lieber wieder auf, unterbrach das Gespräch der Anwesenden nunmehr entschieden, schickte alle nach draußen, hoffte geradezu, daß Mo noch ein wenig in ihrem leise schnaufenden Schlaf verbleiben würde, und legte sich auf ihren Teppich, die Füße auf die Sitzfläche des Drehstuhls, um in Ruhe die nächsten Produktionen zu erwarten.
Samstag, 8. März 2008
(2)68.
Welche Prophezeigung, fragte die Kreativleitung, und Gattin Ö sagte in sich steigernder Übellaune, es sei um das Recht der Einbeziehung der Gattinnen ins Geschehen in der EinSatzLeitung gegangen, hierzu habe der klitzekleine Forschungsminister vor Monaten schon einmal umständlich zu erläutern versucht, warum das so wie Gattin Ö es anstelle nicht gehen könne, und er habe soeben in sehr global ausholender Weise erklärt, wie über die ganze Welt hin eine gewisse Vermischung von Politischem und Privatem zwar immer stattgefunden haben, wie aber in diesem empfindlichen Gebiet alles darauf ankomme, daß es durch ungeschriebene Gesetze geregelt werde, die man sozusagen zuhause erlerne, er habe erklärt, daß man diese irgendwie zu kennen und zu beachten habe, dann seien sie die flexibelste Sache der Welt, aber sie hätten nun einmal Grenzen, deren Überschreitung in gewisser Weise weit schlimmer geahndet werde als dies bei leichteren Verfehlungen gegenüber den geschriebenen Gesetzen eines Staates oder den geschriebenen Statuten einer Partei sei, und nun sei man in eine hitzige Debatte geraten, in der alles mit allem verbunden werde, Konstellationen mit Gattinnen in der gesamten politischen Welt durchgehechelt, sie habe etwa eine Statistik eingefordert, in der das Interesse an irgendwelchen Details beispielsweise der Gesundheitspolitik eines Landes mit dem Interesse an den Details des Ehelebens irgendwelcher Chefpolitiker verglichen werde, und dann gewünscht, daß diese wiederum verglichen werde mit dem Messen der Leistungen, die so eine Gattin doch immerhin täglich für die Arbeitskraft und die Außendarstellung eines Gatten erbringe, aber der klitzekleine Forschungsminister komme keineswegs zum Punkt, sondern hüpfe nur rechthaberisch und besserwisserisch um seinen albernen Globus herum, und ach, im Grunde ärgere sie sich ja nur über diesen Rauswurf, alles nur wegen einer sicher ungezogenen, aber doch grundharmlosen Bemerkung von Mo.
Freitag, 7. März 2008
(2)67.
Im Büro der Kreativleitung fand diese auf dem Sofa sitzend die beiden Gattinnen vor, Mo auf dem Fell, schlafend, und den klitzekleinen Forschungsminister dozierend vor einem der Globusse (er hatte ihn vor Wochen aus Karomützens Sammlung als Geburtstagsgeschenk erhalten), und als sie sich fragenden Gesichts ihrem Schreibtisch näherte, auf dem er mitsamt seinem Globus stand, sagte er gerade: "ich habe es euch ja gleich gesagt, meine Prognose war unpopulär, aber da habt ihrs."
Donnerstag, 6. März 2008
(2)66.
Sitzung der EinSatzLeitung
Sitzungsleitung: Der Chef
Protokoll: Assistentin K
Tagesordnung:
1. Der Bericht der Karomütze
2. Inhaltliche Debatten
3. Verschiedenes
Es ist zum ersten Mal nicht nötig, vor der Sitzung um Ruhe zu bitten, alle sind von ungeheuer gespannter Erwartung. Karomütze zeigt etwas wie einen leisen Groll, obwohl er zwischendurch mit der neben ihm sitzenden Assistentin Ö herumtuschelt, damit als einziger die Stille während der Eröfffnungsworte des Chefs etwas störend.
TOP 1.
Der Chef beginnt nun also damit, daß Karomütze, von seinem Auslandseinsatz zurückgekehrt, über vielfältige Vorfälle und Vorgänge in aller Form Bericht erstattet habe. Insgesamt ergebe sich der Eindruck, daß von der EinSatzLeitung eine solide Arbeit in mehreren Gebieten und auf mehreren Gebieten erwartet werde, wobei sich dann und wann der Eindruck einer gewissen Überschätzung ihrer Möglichkeiten nicht ganz vertreiben lasse. In einem der bearbeiteten ausländischen Krisengebiete habe es einen Skandal gegeben, der weite Kreise gezogen habe, das sei natürlich das schweizerische Heimatland des Chefs gewesen, von dem aus seine herausgehobene Tätigkeit mit besonderem Argwohn beobachtet werde. Um hier eine weitere Ausbreitung der Skandale zu verhindern, ziehe er es vor - und habe auch dem Kollegen Sicherheitsbeauftragten sehr dringend und unter Androhung schärfster Strafen nahegelegt - gar nicht erst zu widerlegen, was alles fälschlich gegen die EinSatzLeitung vorgebracht werde, denn jedes weitere Wort würde mehr für die Verbreitung des Gerüchts tun als daß es ihm entgegenarbeiten könnte.
An dieser Stelle erhebt sich ein Tumult in der Ecke, in der der Buchhalter sitzt. Der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit sitzt neben ihm und versucht, ihn daran zu hindern, eine seiner gefürchteten sehr ins Querulatorische spielenden Reden zu halten, aber der Buchhalter reißt sich förmlich los, steht auf und fuchtelt herum, wie man es nur von Filmaufnahmen aus den Parlamenten irgendwelcher "Schwellenländer" (United Kingdom oder so) kennt, und wann immer der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit nach seinem Arm greift, haut er ihn sich vom Leibe, dabei eifervoll zum Vortrag bringend, was er zu sagen zu haben glaubt, daß er nämlich genau wisse, was die Schweizer da vorbringen, wenn Schweiz, dann immer Steuern und ihre Hinterziehung, das sei doch klar, und seine Bücher seien so was von in Ordnung, und er dulde nicht, daß durch irgendeine Maßnahme, die nach Unter-den-Teppich-Kehren aussehe, auch nur der leiseste Zweifel an seiner Buchführung, und die Schlawinereien, deretwegen der Herr Chef möglicherweise die Schweiz habe verlassen müssen, und die Wichtigtuereien, mit denen der Kollege von der Sicherheit sich ausgerechnet auf ihn stürze (es ärgerte den Buchhalter schon sehr, wie Karomütze mit Assistentin Ö flirtete und wer weiß was da noch oder schon war und er hatte wohl doch noch nicht ganz verwunden, daß seine Affäre mit dieser Assistentin nun endgültig vorbei zu sein schien) und all diese Sachen, deren er noch etliche in Halbsätzen anriß, hätten vielleicht eine Karomütze, aber weder Hand noch Fuß. Der Karobemützte vergewisserte sich mit einem kurzen Blick der fortdauernden Existenz seiner Extremitäten und schaute dann hilfesuchend zum Chef. Dieser versicherte in beruhigend tiefergelegter Stimme, daß auf die Arbeit des Buchhalters nicht der Schatten eines Zweifels gefallen sei noch fallen werde, bei den Insinuationen alter Feinde handele es sich ausschließlich um Fragen, die den Sicherheitsbereich im engeren Sinne beträfen, und es sei hier nun einmal Diskretion zu wahren. Ein Krisengebiet freilich sei offenbar völlig befriedet und weitere Einsätze dort einstweilen überflüssig: die belgischen Niederungen und Nistgebiete des Pestvogels, aus denen immer wieder terroristische Übergriffe erfolgt seien, dürften als neugeordnet und relativ stabil gelten, das Geschlecht der Pestvögel habe verstanden, daß es sich eher mit sich selbst befassen und auf der Suche nach geeigneten Objekten für spätere Übergriffsbereitschaft sich anderweitig orientieren müsse, man habe aber den leitenden Pestvögeln nahegelegt, es einmal mit Umlenkung der Energien auf friedlichere Aktivitäten zu versuchen, und hierbei möglicherweise auch nachhaltige Erfolge erzielt. Für kommende EinSätze in anderen Gebieten würden alle weiteren Erkenntnisse per Dienstanweisung an die je relevanten einzelnen Abteilungen kommuniziert, und an dieser Stelle bleibe ihm nur, ausdrücklich dem Sicherheitsbeauftragten für seine mühsame und durchaus erfolgreiche Reisetätigkeit und seine unermüdliche Aufmerksamkeit zu danken, er bitte, sich zu einem Beifall zu erheben.
Dies wurde getan, es wurde Beifall verabreicht, und dann wurde sich wieder gesetzt.
TOP 2.
Die Demokratiebeauftragte berichtet über laufende Debatten zu verschiedenen Problemen der Schlichtung als solcher. Man habe sich allenthalben angewöhnt, diese in einer sehr technischen und nachgerade mathematischen Weise zu betrachten und sei auch in den vergangenen Jahren dank der Kommunikationswissenschaft auf vielen Gebieten recht weit damit gekommen. Es gebe nun aber einerseits etliche festsitzende Fälle, in denen man überhaupt nicht vorwärts komme, und es gebe andererseits sehr kuriose Debattenbeiträge aus der Öffentlichkeit und aus der Kreativabteilung, die wohl die kommenden EinSatze ein wenig bestimmen würden. Sie ermuntere hiermit alle, sich daran weiter zu beteiligen, mehr wolle sie im Rahmen einer solchen Geschäftssitzung darüber nicht verlauten lassen.
TOP 3.
In einer Ecke des Sitzungszimmers sitzen die Gattin Ö und die Gattin des Chefs sowie die Kreativleitung mit einem putzmunteren Mo auf dem Schoß, und Mo meldet sich zu Wort, um mitzuteilen, daß man in der Kreativabteilung den Film "Kitchen Stories" gesehen habe, alle hätten sich sehr amüsiert und gemeint, das sei sozusagen "der Film" für die EinSatzLeitung, aber sie selbst, Mo, finde es entsetzlich traurig, daß am Ende das Pferd tot sei.
Vor dem ausbrechenden Gezischel über diesen völlig unqualifizierten Beitrag und dem wütenden Gemurre, daß dergleichen in der Geschäftssitzung nun wirklich nichts zu suchen und nichts verloren habe, bringen die Gattinnen das verwunderte und irgendwie verwundet blickende Mo schnellstens in Sicherheit, der Leiter der Abteilung Ö stellt anheim, überhaupt die Anwesenheit von nicht eigentlich zur Leitung oder zum Team gehörenden Personen ein für allemal zu klären, er sei sicher, daß man hier eine Lösung finden müsse und könne, und die Kreativleitung ist die einzige, die ein wenig genervt der allgemein schnellstens gefaßten Übereinkunft widerspricht, nach der Gattinnen und Mos in ihrem eigenen Interesse draußen zu bleiben hätten. Der Grund: "Dann muß ich wieder für diese alle mitsprechen und werde, wenn ich es tue, also wieder mit dem Image der Heulsuse belämmert, darauf habe ich eigentlich, kurz gesagt, keinen Bock."
Sie wird überstimmt und fügt sich resignierend in die Ordnung, die nun einmal zwischen verschiedenen Belangen trenne, kündigt allerdings an, daß es aus ihrer Abteilung daraufhin natürlich nicht Dienstanweisungen hageln könne, aber ganz gewiß weiter jene Sorte von Beobachtungen, die sie niemals machen könnte, wenn sie nicht ihren guten Draht zu den Gattinnen, und vor allem, wenn sie alle das Mo nicht hätten.
Die Sitzung wird vom Chef, der plötzlich sehr müde aussieht, mit würdigen Worten und allgemeinen Mahnungen zu Geduld und Mut geschlossen, und während die Kreativleitung schnellstens in ihr Büro verschwindet, debattieren die anderen Persönlichkeiten noch lange in den Korridoren und im "Bistro." Daß der Chef das Haus verläßt, fällt niemandem mehr auf.
Die Leitung Öffentlichkeit wird von heftigem Telefonklingeln in ihr Büro gezwungen, denn die Vertreter der Länder Schweiz, Belgien und Großbritannien verbitten sich energischst, als veralberte herzuhalten für die frei erfundenen Krisen der EinSatzLeitung.
Sitzungsleitung: Der Chef
Protokoll: Assistentin K
Tagesordnung:
1. Der Bericht der Karomütze
2. Inhaltliche Debatten
3. Verschiedenes
Es ist zum ersten Mal nicht nötig, vor der Sitzung um Ruhe zu bitten, alle sind von ungeheuer gespannter Erwartung. Karomütze zeigt etwas wie einen leisen Groll, obwohl er zwischendurch mit der neben ihm sitzenden Assistentin Ö herumtuschelt, damit als einziger die Stille während der Eröfffnungsworte des Chefs etwas störend.
TOP 1.
Der Chef beginnt nun also damit, daß Karomütze, von seinem Auslandseinsatz zurückgekehrt, über vielfältige Vorfälle und Vorgänge in aller Form Bericht erstattet habe. Insgesamt ergebe sich der Eindruck, daß von der EinSatzLeitung eine solide Arbeit in mehreren Gebieten und auf mehreren Gebieten erwartet werde, wobei sich dann und wann der Eindruck einer gewissen Überschätzung ihrer Möglichkeiten nicht ganz vertreiben lasse. In einem der bearbeiteten ausländischen Krisengebiete habe es einen Skandal gegeben, der weite Kreise gezogen habe, das sei natürlich das schweizerische Heimatland des Chefs gewesen, von dem aus seine herausgehobene Tätigkeit mit besonderem Argwohn beobachtet werde. Um hier eine weitere Ausbreitung der Skandale zu verhindern, ziehe er es vor - und habe auch dem Kollegen Sicherheitsbeauftragten sehr dringend und unter Androhung schärfster Strafen nahegelegt - gar nicht erst zu widerlegen, was alles fälschlich gegen die EinSatzLeitung vorgebracht werde, denn jedes weitere Wort würde mehr für die Verbreitung des Gerüchts tun als daß es ihm entgegenarbeiten könnte.
An dieser Stelle erhebt sich ein Tumult in der Ecke, in der der Buchhalter sitzt. Der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit sitzt neben ihm und versucht, ihn daran zu hindern, eine seiner gefürchteten sehr ins Querulatorische spielenden Reden zu halten, aber der Buchhalter reißt sich förmlich los, steht auf und fuchtelt herum, wie man es nur von Filmaufnahmen aus den Parlamenten irgendwelcher "Schwellenländer" (United Kingdom oder so) kennt, und wann immer der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit nach seinem Arm greift, haut er ihn sich vom Leibe, dabei eifervoll zum Vortrag bringend, was er zu sagen zu haben glaubt, daß er nämlich genau wisse, was die Schweizer da vorbringen, wenn Schweiz, dann immer Steuern und ihre Hinterziehung, das sei doch klar, und seine Bücher seien so was von in Ordnung, und er dulde nicht, daß durch irgendeine Maßnahme, die nach Unter-den-Teppich-Kehren aussehe, auch nur der leiseste Zweifel an seiner Buchführung, und die Schlawinereien, deretwegen der Herr Chef möglicherweise die Schweiz habe verlassen müssen, und die Wichtigtuereien, mit denen der Kollege von der Sicherheit sich ausgerechnet auf ihn stürze (es ärgerte den Buchhalter schon sehr, wie Karomütze mit Assistentin Ö flirtete und wer weiß was da noch oder schon war und er hatte wohl doch noch nicht ganz verwunden, daß seine Affäre mit dieser Assistentin nun endgültig vorbei zu sein schien) und all diese Sachen, deren er noch etliche in Halbsätzen anriß, hätten vielleicht eine Karomütze, aber weder Hand noch Fuß. Der Karobemützte vergewisserte sich mit einem kurzen Blick der fortdauernden Existenz seiner Extremitäten und schaute dann hilfesuchend zum Chef. Dieser versicherte in beruhigend tiefergelegter Stimme, daß auf die Arbeit des Buchhalters nicht der Schatten eines Zweifels gefallen sei noch fallen werde, bei den Insinuationen alter Feinde handele es sich ausschließlich um Fragen, die den Sicherheitsbereich im engeren Sinne beträfen, und es sei hier nun einmal Diskretion zu wahren. Ein Krisengebiet freilich sei offenbar völlig befriedet und weitere Einsätze dort einstweilen überflüssig: die belgischen Niederungen und Nistgebiete des Pestvogels, aus denen immer wieder terroristische Übergriffe erfolgt seien, dürften als neugeordnet und relativ stabil gelten, das Geschlecht der Pestvögel habe verstanden, daß es sich eher mit sich selbst befassen und auf der Suche nach geeigneten Objekten für spätere Übergriffsbereitschaft sich anderweitig orientieren müsse, man habe aber den leitenden Pestvögeln nahegelegt, es einmal mit Umlenkung der Energien auf friedlichere Aktivitäten zu versuchen, und hierbei möglicherweise auch nachhaltige Erfolge erzielt. Für kommende EinSätze in anderen Gebieten würden alle weiteren Erkenntnisse per Dienstanweisung an die je relevanten einzelnen Abteilungen kommuniziert, und an dieser Stelle bleibe ihm nur, ausdrücklich dem Sicherheitsbeauftragten für seine mühsame und durchaus erfolgreiche Reisetätigkeit und seine unermüdliche Aufmerksamkeit zu danken, er bitte, sich zu einem Beifall zu erheben.
Dies wurde getan, es wurde Beifall verabreicht, und dann wurde sich wieder gesetzt.
TOP 2.
Die Demokratiebeauftragte berichtet über laufende Debatten zu verschiedenen Problemen der Schlichtung als solcher. Man habe sich allenthalben angewöhnt, diese in einer sehr technischen und nachgerade mathematischen Weise zu betrachten und sei auch in den vergangenen Jahren dank der Kommunikationswissenschaft auf vielen Gebieten recht weit damit gekommen. Es gebe nun aber einerseits etliche festsitzende Fälle, in denen man überhaupt nicht vorwärts komme, und es gebe andererseits sehr kuriose Debattenbeiträge aus der Öffentlichkeit und aus der Kreativabteilung, die wohl die kommenden EinSatze ein wenig bestimmen würden. Sie ermuntere hiermit alle, sich daran weiter zu beteiligen, mehr wolle sie im Rahmen einer solchen Geschäftssitzung darüber nicht verlauten lassen.
TOP 3.
In einer Ecke des Sitzungszimmers sitzen die Gattin Ö und die Gattin des Chefs sowie die Kreativleitung mit einem putzmunteren Mo auf dem Schoß, und Mo meldet sich zu Wort, um mitzuteilen, daß man in der Kreativabteilung den Film "Kitchen Stories" gesehen habe, alle hätten sich sehr amüsiert und gemeint, das sei sozusagen "der Film" für die EinSatzLeitung, aber sie selbst, Mo, finde es entsetzlich traurig, daß am Ende das Pferd tot sei.
Vor dem ausbrechenden Gezischel über diesen völlig unqualifizierten Beitrag und dem wütenden Gemurre, daß dergleichen in der Geschäftssitzung nun wirklich nichts zu suchen und nichts verloren habe, bringen die Gattinnen das verwunderte und irgendwie verwundet blickende Mo schnellstens in Sicherheit, der Leiter der Abteilung Ö stellt anheim, überhaupt die Anwesenheit von nicht eigentlich zur Leitung oder zum Team gehörenden Personen ein für allemal zu klären, er sei sicher, daß man hier eine Lösung finden müsse und könne, und die Kreativleitung ist die einzige, die ein wenig genervt der allgemein schnellstens gefaßten Übereinkunft widerspricht, nach der Gattinnen und Mos in ihrem eigenen Interesse draußen zu bleiben hätten. Der Grund: "Dann muß ich wieder für diese alle mitsprechen und werde, wenn ich es tue, also wieder mit dem Image der Heulsuse belämmert, darauf habe ich eigentlich, kurz gesagt, keinen Bock."
Sie wird überstimmt und fügt sich resignierend in die Ordnung, die nun einmal zwischen verschiedenen Belangen trenne, kündigt allerdings an, daß es aus ihrer Abteilung daraufhin natürlich nicht Dienstanweisungen hageln könne, aber ganz gewiß weiter jene Sorte von Beobachtungen, die sie niemals machen könnte, wenn sie nicht ihren guten Draht zu den Gattinnen, und vor allem, wenn sie alle das Mo nicht hätten.
Die Sitzung wird vom Chef, der plötzlich sehr müde aussieht, mit würdigen Worten und allgemeinen Mahnungen zu Geduld und Mut geschlossen, und während die Kreativleitung schnellstens in ihr Büro verschwindet, debattieren die anderen Persönlichkeiten noch lange in den Korridoren und im "Bistro." Daß der Chef das Haus verläßt, fällt niemandem mehr auf.
Die Leitung Öffentlichkeit wird von heftigem Telefonklingeln in ihr Büro gezwungen, denn die Vertreter der Länder Schweiz, Belgien und Großbritannien verbitten sich energischst, als veralberte herzuhalten für die frei erfundenen Krisen der EinSatzLeitung.
Mittwoch, 5. März 2008
(2)65.
So richtig war die Demokratiebeauftragte nicht zufrieden mit dem seltsamen Satz ihrer Freundin, aber es kam zu keinem weiteren Gespräch, denn alle Augen richteten sich auf das Chefbüro, aus dem jetzt mit besorgt gesammelter Miene der Chef höchstselbst in voller Größe und mit seinem ganzen Gewicht und mit dem riesigen, durch den sichtbaren Alterungsprozess nur gewaltiger und vielfältiger wirkenden Gesicht trat, und obwohl er den jungen Kollegen von der Sicherheit ein wenig vor sich her schob, um schon gestisch zu verhindern, daß der wieder in seine Marotte, „Kollege Chef“ zu sagen, verfiel - denn für diese Marotte hatte der Herr Chef bei all seiner demokratischen Gesinnung nun wirklich gar nichts übrig - sahen alle eigentlich nur noch den Chef, nicht allein deswegen, weil er bereits rein äußerlich so eine große und massige Erscheinung war, sondern auch, weil etwas wie eine Aura um ihn war, der regelmäßig alle nahezu zwanglos und sogar mit einer Art Behagen erlagen (und übrigens gerade die kleinen nassforschen Kerle, welche sich dann für eine Restpeinlichkeit in ihrem Dem-Chef-Erliegen an den Frauen schadlos hielten, denen sie entsprechend nach Chefbegegnungen stets überaus dringlich nahezulegen pflegten, sie sollten sich mal ja nicht zu viel einbilden, was von den Frauen wiederum in Wahrheit keine einzige tat, die kleinwüchsigen schon nicht, aber die großwüchsigen schon gar nicht, die jüngeren schon nicht, aber die älteren schon gar nicht, und das mahnende Gehampel der Kerle, das sie als ein im Grunde minores Problem durchaus erkannten, konnte sich für sie doch gelegentlich zu einer majoren Lästigkeit auswachsen), und nun also versuchten verschiedene Augenpaare zu ermessen, was dem Chef mitgeteilt worden war, verschiedene Nasen suchten zu erwittern, woher der Wind wehte, und verschiedene Ohren versuchten aufzufassen, was nun sein würde, und Karomütze, der alle Blicke an sich vorbeischießen sah, versuchte, wenigstens die der Assistentin K aufzufangen, aber irgendwie, irgendwie, irgendwie schien nicht einmal das zu klappen, und es juckte ihn in der Ferse, kurz und gründlich nach hinten auszutreten, indes...
Dienstag, 4. März 2008
(2)64.B
Ohne sich groß um die Vorgänge auf den Fluren, im Chefbüro oder im „Bistro“ zu kümmern, gingen die Kreativleitung mit ihrem Mo-Bündel und die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse ins Büro der Demokratiebeauftragten. Hier verlief ein erstes Gespräch ungefähr so, wie es die Minderheitlerin vorweggenommen hatte. Also die Demokratiebeauftragte sprach von Frieden und Versöhnung, und die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse wechselte zwischen sichtbarer Verzweiflung und so etwas wie „zusammengerissenem Strong-Speaking“ hin und her. Die Demokratiebeauftragte setzte alles ein, was sie in ihren diversen Mediationserfahrungen gelernt hatte, wobei ja der Gegner der Minderheitlerin gar nicht zugegen war, weshalb die Mathematik des „Beide-Seiten-Hörens“ den Beigeschmack des Lächerlichen nie wirklich los wurde. Irgendwann resümierte die Demokratiebeauftragte, es sei doch erstaunlich, daß die einen das Ende ihrer Attacken an höchstabsurde Bedingungen und Beschreibungen der Situation knüpften, während die anderen ihrerseits nicht den geringsten Anschein erweckten, als würden sie jemals ernsthaftes Interesse daran entwickeln, die anderen leben und blühen lassen zu wollen. Dieses war übrigens noch die maßvollste denkbare Beschreibung der Situation. Zugleich war es aber die maßloseste Abstraktion, denn überall gab es ja Menschen, Minderheitler und Mehrheitler, die sich nach besten Kräften um irgendeine winzige Veränderung bemühten, manche mehr, manche weniger, natürlich gab es auch die vielen, die ohne jede Brechung im Pathos ihrer jeweiligen Fraktionen zu schwelgen schienen. „Sie sind also beide vollkommen unbeugsam,“ sagte die Demokratiebeauftragte, und der stille Theologe wiegte aus dem Hintergrund des Büros milde seinen Kopf und sagte, es müsse doch einen Ausweg geben, die Demokratiebeauftragte blieb bei ihrem Prinzip der gußeisernen Gutmütigkeit und des „Ein Friedensschluß IST möglich.“ Im Gesicht der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse machte sich die Abweisungsbereitschaft, die sich kontuinuierlich verhärtet hatte, nun völlig breit und verdrängte alles andere, und tatsächlich wäre es möglicherweise, wenn jetzt die Gegenseite zugegen gewesen wäre, zu einem Zusammenschluß beider Seiten gegen die eisenhart wirkende Vermittlerin gekommen, aber so blieb das Gespräch nur irgendwie stecken, während man sich denken und doch nicht denken konnte, wo in der wirklichen Welt, über die hier gesprochen wurde, wieder irgendeine Haut geritzt, ein Leben zerstört, eine Seele zerfetzt wurde. Und dieses war der Punkt, an dem die Kreativleitung den Sinn ihrer im Grunde unpassenden Anwesenheit in dieser Unterredung doch noch kommen sah, und sie sprach mit einem nicht wirklich selbstgemachten Lächeln: „Wir sollten uns Unbeugsamkeit als eine Tugend denken: beim Anderen.“
(2)64.
Das Auftauchen irgendwelcher selbsternannter Geheimdienstler nebst Chefs auf der Kommentarebene war natürlich nur ein Zeichen für die wachsende Ungeduld, die alle befallen hatte angesichts der vielen Stunden, die der Sicherheitsbeauftragte und der Chef in dessen Büro verbrachten, immer wieder mal näherte sich jemand aus der EinSatzLeitung oder einer von den Gästen der Tür und versuchte zu erhorchen, was denn dort so aufregendes besprochen wurde, immer wieder kam jemand unverrichteter Dinge ins "Bistro" zurück und versuchte, sich zum Beispiel mit "wird alles überschätzt" darüber zu trösten, daß man einfach nichts erfuhr, und die Assistentin Ö, die eigentlich Wert darauf legte, daß sie wahrhaftig nicht zum Kaffeekochen in der EinSatzLeitung war, bereitete an einer Stelle außerordentlich sorgfältig ein Tablett mit Kaffee für die Karomütze, Tee für den Chef und Keksen für beide vor und brachte es, zaghaft an die Tür klopfend, sich dann aber noch vor dem etwas zögernd und auch ein wenig ungeduldig ertönenenden cheflichen "Ja bitte" zur ihr eigeneren Forschheit straffend, hinein, stellte es auf den Tisch, warf mit bemühtem Lächeln einen kurzen prüfenden Blick in die Gesichter der darauf bestens vorbereiteten Herren, denen nicht mehr anzusehen war als eine leichte Echauffage, wie sie nach jedem beliebigen längeren Gespräch in jedem beliebigen Gesicht zu sehen sein kann, und ging enttäuscht über das Ergebnis wieder ins "Bistro," wo der Praktikant sie damit zu trösten versuchte, daß sie wenigstens ein gutes Werk für diese beiden Menschen getan habe.
Montag, 3. März 2008
(2)63.
Was wird mir die Demokratiebeauftragte schon sagen, murrte nun ihrerseits die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, sie wird sagen, an einer Einigung führe kein Weg vorbei, und wenn ich ihr sage, jeder Frieden braucht zwei Seiten, aber bei Krieg genügt es völlig, daß eine Seite ihn will, dann kann sie ihn auch über die andere verhängen, und alles arbeitet den Kriegstreibern in die Hände, also wenn ich ihr das sage und dazu sage, daß man doch etwas machen muß, wenn man angegriffen wird, wird sie vielleicht ein bißchen ausholen und herumspinnen und sagen, naja, man müßte aber eine nachhaltige Weise finden, die Angriffe der Gegenseite zu stoppen, und das müsse eine Weise sein, bei der beide sozusagen erhobenen Hauptes vom Platz gehen oder doch mindestens mit Hoffnungen an eine Art Aufbau gehen können, diese Weise hätten wir aber bisher alle nicht gefunden, dann wird sie uns vorhalten, was wir selbst wissen, und sie wird die Not der einen gegen die Not der anderen aufrechnen, und sie wird ignorieren, wie gewaltig die uralten Kräfte in der uns betreffenden Konstellation hinter dem Rücken aller guten Vorsätze und Erklärungen längst wieder auf ein bekanntes Ziel zu arbeiten, und sie wird aus irgendeiner Luft eine pragmatische Notwendigkeit und ein kleines demokratisches Pflästerchen erfinden und am Ende selbst etwas dekretieren, und dann wird es unter der Hand weitergehen wie gehabt, und das wird auf eine Katastrophe zulaufen, die sich die Leute in ihren Vorstellungen je nach Gesichts- und Blusenfarbe ausmalen, und was ich da sehe, das sage ich lieber gar nicht erst, obwohl ich weiß, daß keine Prophetie und kein Verschweigen einer richtigen Vorahnung jemals gewisse Katastrophen aufgehalten haben, sondern wenn etwas, dann nur die umsichtigste und energischste Diplomatie der richtigen Leute an den richtigen Stellen zur richtigen Zeit, aber für meine Leute scheint mal wieder niemandem mehr was einzufallen, oder wenn es uns noch einfällt, dann funktioniert es doch nicht, und also habe ich heute gedacht, ich geh mal nicht zur Demokratiebeauftragten, sondern zu dir, und jetzt sagst du mir auch, daß du nichts machen kannst, wer kann denn noch was machen, und die Kreativleitung ging nun selbst ans Fenster und sah hinaus, und der Regen hatte aufgehört, aber schön geworden war es deswegen noch lange nicht, keine Krähe in der Luft, nur diese fürchterliche Anspannung, die im Vorfrühling so häufig in den Himmeln festzusitzen scheint, und sie fragte, wieder nur wie um Zeit zu gewinnen, geht dir der Lärm von den Nachbarn auch so auf die Nerven, aber gefragt wäre, das wußte sie durchaus, natürlich ganz etwas anderes, aber das schien nicht zu kommen und nicht einmal anzurufen, und wenn es käme, dann wäre es vielleicht auch wieder ganz schnell nur das alte Schlimme, das lediglich für einen winzigen historischen Augenblick aussehen würde wie das ersehnte Neue, und sie ging auf die Minderheitlerin, die in der ihr eigenen Nervosität auch aufgestanden war, zu, umarmte sie, sagte, sie werde natürlich weiter nachdenken, und riet ihr, trotz allem zur Demokratiebeauftragten zu gehen, es führe auch daran kein Weg vorbei, aber sie werde gern mitkommen und keinen ihr irgend brauchbar erscheinenden rettenden Einfall vorenthalten, auch jederzeit wieder nach besten Kräften zu trösten versuchen, und sie sah einen unbeschreiblichen Blick in den rotgeränderten Augen der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse und knurrte innerlich in verzweifeltem Zorn den Himmel an, der ihr zwar mitzuteilen schien, wie blöd so vieles von dem allgemeinen Geschnatter zum Thema war, aber offenkundig nicht die Absicht hatte, ihr nun den rettenden Einfall zu schicken.
Sonntag, 2. März 2008
(2)62.
Die Kreativleitung murrte ziemlich verdrossen, muß das jetzt sein, aber als sie das Gesicht der Minderheitlerin sah, sagte sie, ja, aha, muß wohl, erhob sich ungewohnt mühselig, bot ihr einen Platz auf dem alten Sofa an und setzte sich nah an sie, denn die Minderheitlerin sah wirklich erschüttert und beunruhigt und etwas anlehnungsbedürftig aus, ohne daß deswegen ein Zug von Abweisungsbereitschaft, der sie wie von Ewigkeit her zu kennzeichnen schien, aus ihrem Gesicht völlig gewichen wäre (es war dies ein Zug, den viele Mehrheitler dafür verantwortlich machten, daß sie speziell diese Minderheitlerin und ihre Fraktion, in der das viele zu haben schienen - aber vielleicht guckte man es auch nur in ihre Gesichter hinein - irgendwie nicht ausstehen konnten), und sie bat sie, zu erzählen, was vorgefallen sei, aber die Minderheitlerin bekam nur Krächzlaute aus ihrer Kehle und sagte schließlich doch so etwas wie einen Satz, etwas wie "deswegen bin ich ja hier" oder "deswegen wende ich mich ja an dich," und der Grund, den die Kreativleitung mehr aus den Augen und den Gesten ablas, schien zu sein, daß etwas irgendwie so verzweifelt geworden zu sein schien an jenem Ort, aus dem diese Minderheitlerin zu berichten pflegte, daß ein so zur Aufrichtigkeit geneigtes und gewissenhaftes Wesen wie die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse eigentlich keine Worte mehr dafür fand, aber doch sprechen mußte, schließlich war das geradezu ihr Job hier, und nun wußte sie nicht mehr, was und wie sie es noch sagen sollte, wie bestimmte Dinge erzählen, wenn so und so viele schreien, halts Maul, und das doch auch nicht richtig sein kann, aber alles andere irgendwie auch falsch ist, und die Kreativleitung sagte, bei solchen Gelegenheiten, wenn dich diese Art Nachricht wieder erreichte (denn es ist doch wahrhaftig nicht zum ersten Mal so) und du irgendwas zu einer Verteidigung sagen solltest, den einen zu forsch, den anderen zu lasch, und dachtest, es sollen doch alle zur Sprache kommen, aber wieso durch mich, mir fällt dazu auch nichts mehr ein, also meistens, wenn es so war, gingst du dann ans Fenster und schautest hinaus, und manchmal zogst du dir einen Einfall aus dem Regen, manchmal ließest du es einfach beim Hinausschauen, und warum geht das heute nicht, was ist heute so besonders dringlich, und was um Himmels willen soll ich dabei tun, warum gehst du nicht zur Demokratiebeauftragten, die ist doch dafür zuständig?
Samstag, 1. März 2008
(2)61.
Nachdem sie ihre Auftragsarbeit für diesmal erledigt hatte, nicht ohne am Ende einen kleinen Streit zwischen dem klitzekleinen Forschungsminister und dem stillen Theologen durch die energische Setzung eines Fragezeichens abzubrechen, legte sich die Kreativleitung für einen Moment auf den Teppich in ihrem Büro, Füße auf dem Drehstuhl, und schickte die beiden während der Arbeit überraschend laut gewordenen Herren ein wenig entnervt ins "Bistro," bat auch ihre Assistentin, doch bitte mit ihnen zu gehen, denn diese hatte während der ganzen Arbeitszeit nebenan am Computer gesessen und behauptet, sie müsse alle youtube-Filme vom Konzert eines Männerduos im Central Park anschauen und anhören, um zu erfassen, wo der Konflikt zwischen den beiden tobe, man könne doch so etwas sehen und hören, und sie wolle daraus ein Drehbuch machen, im Prinzip ja eine nette Idee, sagte die Kreativleitung, aber mittelfristig für meinen Geschmack etwas zu geräuschintensiv, vielleicht arbeite ich dann doch in den nächsten Tagen eher woanders, oder hast du nicht vielleicht Kopfhörer; aber sie hatte sich kaum fünf Minuten ein wenig entspannt, als ausgerechnet die MInderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse und den meist rotgeränderten Augen in ihr Büro trat und sagte, ich muß dich unbedingt sprechen, es ist etwas Unangenehmes passiert.
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