Freitag, 6. Februar 2009

603.

Die Leitung der Abteilung Öffentlichkeit kam nicht eben gut gelaunt ins Büro, denn es hatte eine häusliche Auseinandersetzung gegeben, durch welche sie sehr pessimistisch gestimmt war hinsichtlich ihrer weiteren Pläne, der Vater ihres heranreifenden Kindes, über welchen sie üblicherweise kein Wort in der EinSatzLeitung verlauten ließ, hatte ein phantastisches Jobangebot als medizinischer Berater in einem Entwicklungsland bekommen und war selbstverständlich davon ausgegangen, daß er sie als "seine Familie" mitnehmen werde -eine Idee, die bei ihr großes Unbehagen ausgelöst hatte, da die ganze Angelegenheit sowieso heikel genug war, richtig wohl fühlte sie sich mit diesem Mann von Anfang an nicht, aber irgendwie mußte man nun schließlich familiär sein, und bessere würde es eh nicht geben, so hatte sie damals gedacht, als alles anfing und sie gemeint hatte, es sei nun mal genug mit der ewig adoleszenten Herumprobiererei, ihre bisher größte Liebe war zerbrochen, nun nahm sie eben, was sich bot, schlecht wars doch nicht, hatte sie gedacht, dann war es irgendwie so gekommen, dann hatte man sich arrangiert, schließlich hatte sich auch etwas wie eine Liebe (freilich eine extrem störanfällige) eingestellt, jedenfalls dann und wann ein bißchen, und was wirklich fehlte, kompensierte man abwechselnd mit Streit und etwas, das die Kollegin aus der K-Abteilung "Teamgequatsche" genannt haben würde (worüber sich die Leitung Ö stets redlich zu ärgern pflegte, denn sowas ist doch eine ernste Sache) und nun dachte sie, wenn sie Arbeit und Kind und alles zusammenhalten wolle, sei sie doch auf ihn angewiesen, da müsse man Kompromisse machen usw., und da sie den Kopf voll hatte mit all diesen Eheberaterweisheiten, die du heute an jeder Ecke übergebraten bekommst, zugleich aber daran ein neuerliches Aufflackern der Schwangerschaftsübelkeit verspürte, dachte sie noch auf dem Weg zur EinSatzLeitung, warum eigentlich hat man an irgendeinem Punkt immer nur die Wahl zwischen zwei bis drei Übeln, und als sie bemerkte, daß es sich im Weltmaßstab gesehen um eher geringe Übel handelte, beschloß sie, die Chefin, eine geschiedene Dame mit Kind, welche einen recht dynamischen und zufriedenen Eindruck machte, einmal direkt nach ihrer Ansicht zu diesen Dingen zu befragen.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was man hieran jedenfalls bemerken kann ist, daß die Moderne noch lange nicht so modern ist, wie man meinen möchte, nicht wahr.

Anonym hat gesagt…

Was soll das denn jetzt?

Anonym hat gesagt…

Ich erinnere an meinen Vorschlag.

Anonym hat gesagt…

Ich erinnere daran, daß euer Sicherheitsbeauftragter sich soeben verhält wie einer, der eins mit dem Vorschlaghammer auf den Kopf bekommen hat.

Anonym hat gesagt…

Die Ansicht der Chefin zum Thema würde mich schon auch interessieren.

Anonym hat gesagt…

Die Werte von Ehe und Familie...

Anonym hat gesagt…

...gehen, bei allem Respekt, Vögel wie Sie nichts an.

Anonym hat gesagt…

Jede und jeder wie er oder sie kann und mag, würde ich sagen, das wäre die Moderne in ihrer besten Form, und für eine Frau ist es, wenn sie ernsthaft an emanzipiertem Leben interessiert ist und schon ein paar nicht so geglückte private Verbindungen hinter sich hat, je älter sie wird, nun einmal umso wichtiger, daß ihre Lebens- und Gesellschafts- und Arbeitsinteressen nicht an ihrer Fähigkeit und Bereitschaft hängen, mit einem Mann Tisch und Bett gern zu teilen, für eine Frau ist es nun einmal ratsamer, es anders herum zu machen: ökonomisch und in persönlichen Bindungen so frei und selbständig zu sein, daß sich gegebenenfalls auch einmal eine Liebe entwickeln kann, die nicht durch Angst vor existentiellen Verlusten belastet ist, darum rate ich den jungen Damen, auch als junge Mütter ihre berufliche Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren und etwelche Dienste, die man ihnen leistet, sofort und ökonomisch und in klaren Verträgen zu entgelten, um beim in unseren Umbau-Generationen nun einmal schwierigen Neutarieren der Verhältnisse nicht zwischen Herumrechten und Herumzerren einerseits und völlig verbogener Liebes- und Opferrhetorik andererseits zerschreddert zu werden und dnoch mitzuschreddern und darüber alle Köpfe und mehr zu verlieren - ohne ökonomisches Rückgrat geht nichts, und was dann geht, das muß auch eine Mutter selbst und nach ihrem Herzen entscheiden dürfen, es ist am Ende immer auch Glücksache, aber man kann das ganz gelassen abwarten, wenn man nicht auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen ist, daß etwas klappt; insofern gebe ich dem Kollegen Forschungsminister recht, an dieser Stelle muß die Moderne endlich ganz modern sein und den Leuten wirklich diesen Entscheidungsspielraum geben, ohne denen, die irgendwo abweichen, nun mit 1000 Verdächtigungen und Ratschlägen und sonstwas zuleibe zu rücken.

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

Anonym hat gesagt…

Manchmal ist dein Schnarchen wirklich hochgradig unhöflich und mißverständlich, Mo.

Anonym hat gesagt…

Sie ist eben ungezogen, ich sags doch.

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