Freitag, 30. Mai 2008

351.

Das fängt ja gut an, sagte der Chef, als er, in seiner Häuslichkeit sitzend und einen herrlich trockenen Marmorkuchen in seinen Milchkaffee stippend dem Bericht der Kreativleitung lauschte, welche ihm eigens einen Abschiedsbesuch abstattete, um noch einmal persönlich für alles zu danken, was er für sie getan habe, um ihn und seine Gattin ihrer bleibenden Freundschaft zu versichern und sich nach den Plänen der Ruheständler zu erkundigen, und der Chef war seltsam berührt nicht nur von ihrer Darstellung der Exzesse des offenkundig völlig aus dem Ruder gelaufenen Leiters der Abteilung Ö, sondern von diesem Besuch überhaupt, denn er hatte den Eindruck, als sei etwas von dem Schwärmen der Kreativleitung (dergleichen pflegt sich ja eben doch auf irgendwelchen Ebenen mitzuteilen, und man gewöhnt sich, auch wenn nie ein Wort fällt, an ein solches "emotionales Zubrot" schnell, bis man schließlich mit der Zeit glaubt, einen Anspruch darauf zu haben) von ihm abgezogen worden, er rätselte, womit dies zusammenhängen könne, und erst als seine Frau, welche alles dieses beobachtet und Mitleid mit ihrem nun doppelt sich beraubt fühlenden Gatten hatte, das Gespräch wie nebenbei auf den Kwaliteitswart brachte, entdeckte er in den Augen der Kreativleitung etwas, von dem er geglaubt hatte, daß es ihm zustehe, und er wurde ein wenig melancholisch, auch wenn sich zugleich sein Herz weitete vor dankbarer Bewunderung für seine Gattin, die von allem diesem (wir verwendeten diese Floskel wohl schon?) über die Jahre gewußt haben mußte, selbst dann noch, wenn er seinerseits mit Regieren und mit Donnern zu ausschließlich beschäftigt gewesen war, um mehr zu bemerken als daß in dem Laden dieses oder jenes nicht so lief wie er sich das gedacht hatte, und er wunderte sich, aus welchen Reserven sie immer wieder die großen und kleinen Aufmerksamkeiten genommen haben mochte, durch die sie aus dem Hintergrund für die gemeinsame Sache gearbeitet und geschlichtet und gemildert und vorsichtig angestoßen hatte, und er wunderte sich nicht nur, nein, er schämte sich auch ein wenig, denn er hätte doch dankbarer sein müssen und niemals zulassen dürfen, daß man in einer jener Sitzungen die Gattinnen, die so herzensgut und freiwillig ihre Anteile zur Sache beitrugen, einfach ausgeschlossen hatte.

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Pah, als Rentner mild sein, das kann ja jeder, aber mitten im Leben stehend die Nervereien einer Gattin, die sich mopst, aushalten, das hat er uns auch nicht vorgemacht, der alte Heilige!

Anonym hat gesagt…

Nun, dafür wirst du ihnen ja jetzt vormachen, daß auch ein Mann es schafft, ganz ohne weibliche Begleitung, Mäßigung, Milderung und Entlastung einige bemerkenswerte und konstruktive Dinge zustandezubringen - daß die Damen es können, weil sie für die Betreuung irgendwelcher Gatten einfach keine Kraft drüber haben, wenn sie ihre Arbeit ernstnehmen, hat man dir hier ja schon gezeigt.

Anonym hat gesagt…

Von wegen, er hat doch schon über irgendwelche Nester gesprochen, für ihn wird schon gesorgt sein...

Anonym hat gesagt…

Hier geht wie immer einiges durcheinander, Spatzen pfeifen allenfalls in Sprichwörtern von Dächern, die Bilder auf dem Cover von Teufelsbrück zeigen zwar Vögel, aber sicher keine Paradiesvögel, Kraniche können sich sehr irren, und Brachvögel reden nicht.

Anonym hat gesagt…

Wir sind überaus dankbar für diesen überaus erhellenden aufklärerischen Beitrag zur Faktenlage und werden uns im Bedarfsfall stets gern wieder an den Experten wenden.

Anonym hat gesagt…

Überaus.

Anonym hat gesagt…

Bei dem piepts, bei dem Ornithologen.

Anonym hat gesagt…

Wir hier in den Niederungen der Pestvögel fühlen uns sehr vernachlässigt und laden herzlich zu einem Besuch ein, wir haben viel zu bieten!

Anonym hat gesagt…

Ja, gigantisch heckselnde Schnäbel, besten Dank!

Anonym hat gesagt…

Wer Wurzeln schlägt, soll nicht so tun, als ob er Einladungen freiwillig ausschlüge!

Anonym hat gesagt…

Manchmal versteht man noch, warum den Alten der Brachvogel als "weise" galt, es waren zwar eher schwarze Sprüche, aber sie hatten doch ihren guten Sinn.

Anonym hat gesagt…

Das ist mir hier alles zu feministisch, es gibt doch auch Männer, die für Frauen sorgen und die Beziehungsarbeit machen.

Anonym hat gesagt…

Wo Glück ist, soll man nicht stören, und wenn es irgendwo unglücklich war, soll man nicht rechnen, besser man kümmert sich um Ornithologie wie diese hier:/www.youtube.com/watch?v=Ndv09rRlO3U

Anonym hat gesagt…

Oder so: www.youtube.com/watch?v=uc26uOuSqjo&feature=related

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