Mittwoch, 14. Mai 2008

335.

Mit Billigung der Demokratiebeauftragten wird die Abteilung Öffentlichkeit für den Moment sich selbst und ihren unzweifelhaften Dringlichkeiten überlassen, während wir noch ein wenig bei den Verfärbungen der Welt bleiben, welche die Gattin Ö zu erleiden und am Ende des Tages dann doch noch mit ihrer Freundin zu besprechen hatte: die üblicherweise für die Nebensachen nun einmal zuständigen Gattinnen waren angekommen an einem kleinen Platz an einem Weiher, wo sie sich niederließen, um ein paar Schwänen, Gänsen, Tauchern und Entenvögeln bei ihrer täglichen Arbeit zuzusehen, und als schließlich aus der Gattin Ö herausgebrochen war, was sie bedrückte, sagte sie, und weißt du, was mich am meisten beschämt hat, war die Nichtswürdigkeit, mit der er dann, als ich ihn auf die Karte ansprach, sagte, er hätte sie nicht liegenlassen dürfen, ich glaube nicht, daß er sich davon wieder erholen kann - obwohl es ja fast schon rührend ist, mit welcher Selbstverständlichkeit er diese Dinge in einer ihm in die Hand spielenden Ordnung sieht, nicht wahr, und durch ihre Tränen lachte sie ein wenig, was die Gattin des Chefs natürlich freute, und so fingen beide an zu planen, wie sie gemeinsam verreisen würden, oder, fragte die Gattin des Chefs, sollen wir gleich an eine neue Wohnung für dich denken, und die Gattin Ö fand die Idee einer unangekündigten Reise, welche möglichst sowohl einem dem Gemeinwesen wie auch einem dem persönlichen Wohlbefinden bekömmlichen Zweck dienen sollte, einstweilen besser, meinte aber, es sei nun natürlich zu befürchten, daß der Herr Ö sich nur umso wütender auf das Projekt stürzen werde, das er anscheinend mit Energie verfolge, das Projekt nämlich, die Demokratiebeauftragte als Nachfolgerin des Chefs auszubooten, aber sie halte sich auch nicht dafür zuständig, ihn von dergleichen abzuhalten, da müsse die Demokratiebeauftragte nun selbst sehen, und die Gattin des Chefs meinte, das werde sie schon, es gehe eben alles langsam voran, und diese Demokratiebeauftragte habe schließlich auch schon einiges hinter sich (und schade eigentlich, dachte die Gattin des Chefs, daß es manchen dann so ganz und gar vergeht) und besonders putzig hätte sie neulich noch gefunden, wie die Assistentin K in einem ihrer kleinen extemporierten Vorträge im "Bistro" oder an anderen unpassenden Orten über das "Abschieben der Sterblichkeit im Liebesleben auf die Frauen" gesprochen hätte, also putzig, daß eine junge Frau, die doch noch alle Chancen hätte, auf der anderen Seite des Reigens sich einzurichten, auf der manch junges Küken sich sicher wähnt vor den Häßlichkeiten, mit denen nun also auch Gattin Ö sich abzuplagen habe, so darüber spreche, das habe sie doch beeindruckt, trotzdem denkst du ja immer, sagte sie, dich trifft es nicht, dein Mann doch nicht, etc., und machst Pläne, wie du das verhinderst, und am Ende hat ganz einfach doch nur diese dumme Welt diese dumme andere Farbe, du glaubst sogar noch, ihn verstehen zu müssen, und machst dadurch alles nur immer schlimmer, und schließlich beendeten sie ihre Betrachtungen, beschlossen, sich auf die Reise zu konzentrieren und Nichtswürdigkeit durch Nichtachtung zu beantworten und ihre Sterblichkeit zu tragen, aber die der Gatten natürlich nicht auch noch auf sich zu nehmen, nur um dann womöglich deren Unsterblichkeit zu preisen, dies sei, da hätten die Jüngeren doch recht, wohl wirklich eine Unannehmlichkeit der Welt, mit der einmal Schluß sein könne, vermutlich doch wohl zum Nutzen und Frommen letztlich sowohl der Gattinnen als auch der Gatten als auch derjenigen Menschen, die andere Konstellationen vorzögen etcetc, was man eben so bespricht, wenn man vom Weiher allmählich wieder in die zivilisierteren Gegenden sich bewegt.

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