Mittwoch, 28. Mai 2008

349.

Im Chefbüro hatte der Chef in der letzten Woche schon damit begonnen, seine Sachen zu packen, und in dem Durcheinander war ihm anscheinend jener kleine Zettel wieder in die Hände gefallen, auf den die Kreativleitung vor ziemlich langer Zeit einmal geschrieben hatte: "die Realität ist nicht egal," den nun die Demokratiebeauftragte, welche sich für einen kleinen einsamen Augenblick probeweise in dieses Büro gestohlen hatte, dort zuoberst auf dem Schreibtisch liegen sah, so daß sie sich gleich wieder an die diskursiven Barbareien erinnerte, die dieser kleinen Zettelbotschaft damals vorausgegangen waren, diskursive Barbareien, in denen ein im Grunde ja ganz nützliches Erkenntnisinstrument, die Projektionshypothese aus den Lehren Freuds, durch einige gleichsam ins Kraut geschossene Mißbräuche zu einer Waffe geworden war, welche in einer nicht nur aggressiv blöd durchsichtigen, sondern zugleich erstaunlich verwirrenden und nebelwerferischen Gesprächstaktik durch einige Persönlichkeiten seinerzeit gegen die Kreativleitung gewendet woren waren, so überwältigend, daß schließlich auch der Chef nur durch große gemeinsame Anstrengung von Kreativleitung, Demokratiebeauftragter und der Gattin des Chefs hatte überzeugt werden können, diesem Destruktionsstrudel Einhalt zu gebieten (daß sie selbst zeitweilig in Versuchung gewesen war, die Kreativleitung mitzubeschädigen, vergaß sie so großmütig wie diese selbst, es sei hier nur der Wahrheit zuliebe mit erwähnt); nun saß sie also in diesem Büro, bevor sie zu den anderen ging, um mit ihnen zu feiern, und sorgte sich, denn gegen diese fraglichen Persönlichkeiten würde nun auch sie Mühe haben, ohne die manchmal eben auch schützende Autorität des Chefs im Rücken ihre Differenzierungskünste als etwas zu behaupten, das mehr wäre als die von irgendwelchen Simpletons darin immer schon vermutetete Schwäche, aber sie ermahnte sich zu Zuversicht und schrieb als erste Verlautbarung die für diesen Tag im Grunde ganz laut herauszubrüllende Aufforderung: Befreit San Suu Kyi und alle, die versucht haben, zu ihr durchzukommen, und es wäre ihr nach dem Herzen gewesen zu schreiben, stürzt die barbarischen Generäle, die euch würgen, und so überzeugt sie war von der Notwendigkeit diplomatischer Schritte, so entsetzlich schwer fiel es ihr doch, beim Anblick dieser Barbareien still zu halten, routiniert die "Befreit-Sun-Kyi-Forderung" abzuschicken und sich dann der Geschäftsordnung der Übergabe, zu der eben auch die Feierei gehörte, zuzuwenden, und wenn ihr nicht das Kind entgegengekommen wäre, das ausgesprochen lebhaft und munter sich auf den Weg gemacht hatte, um sie zu suchen, hätte sie wohl so etwas wie eine "Nach-der-Wahl" Flaute erwischt, jedenfalls etwas, das andere dann wieder so genannt haben würden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist aber alles wieder kompliziert heute, wa!

Anonym hat gesagt…

Du wirst auch noch angelernt.

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

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