Freitag, 23. Mai 2008

344.

Wieder einmal kam alles anders als alle anderen gedacht hatten: Der klitzekleine Forschungsminister und der stille Theologe drängten sich an allen anderen Figuren vorbei und nahmen Platz auf den Holzbänken des Weberschiffchens der Kreativleitung, woselbst sie eine dringende Frage in kürzester Form abzuhandeln wünschten, und zwar zuerst und vor allem die Frage, wie es eigentlich zu erklären sei, daß von allen Studenten ausgerechnet die Theologen und die Juristen die meisten Bücher aus ihren Bibliotheken zu stehlen pflegten, daß ausgerechnet Sozialarbeiter und Mediatoren untereinander die raffiniertesten und feindseligsten Intrigen zu spinnen pflegten, daß die Psychologen selbst sich stets am schwersten in seelischen Knäulen mit sich selbst zu verstricken und die allerrationalsten Ärzte die größten und abergläubischsten Hypochonder ihrer selbst und manchmal auch ihrer Patienten zu werden pflegten, und der stille Theologe setzte den klitzekleinen Forschungsminister auf seinen Schoß und verkündete, gemeinsam habe man in langen Gesprächen eine Lösung dieses Problems gefunden, die man nunmehr empfehle, an allen Litfaßsäulen und Werbeflächen bekannt zu machen: Die Menschen lieben es nun einmal nicht, sich nach ihren eigenen Programmen zu verhalten, je klüger und lebendiger sie sind, desto weniger, sie können programm- und verabredungsgemäß funktionieren, solange eine Sache ihnen irgendwie fremd bleibt, der Stechuhr-Effekt kann bemurrt werden von Scharen von Menschen, die trotzdem brav täglich pünktlich erscheinen, da sie wissen, daß sie nach Feierabend von diesem Lästling für etliche Stunden entlastet sind, aber je näher einem ein Programm kommt, desto unabweisbarer wird es dem kraftvollen Gemüt, dem Programm, zu dessen Verkündiger es sich gemacht hat, hier und da ein wenig zu widersprechen, eine Freiheit abzutrotzen oder zu stehlen, eine noch nicht völlig durchprogrammierte Chance zu schaffen oder zu ergreifen, dies gelte vermutlich für ausnahmslos alle Menschen, und die, welche sich vollkommen mit einem von ihnen selbst bespielten Automaten "identifizierten," seien vermutlich zugleich diejenigen, die am ärgsten zu fürchten seien, und diejenigen, denen die konsequenteste, wie heißt es so schön, "Umsetzung" eines Programms auf- und abgezwungen werde, seien vermutlich die unglücklichsten Menschen überhaupt, welche sich allenfalls noch am relativen Unglück aller anderen dadurch schadlos halten könnten, daß sie ihnen mit für unentbehrlich erklärten Methodenverbesserungsberatungen auf den Leib rückten; und, während der Klitzekleine auf den Beinen des stillen Theologen hin und her rutschte und wild gestikulierend den großen Stillen in seiner ungewöhnlich langen Rede weiter anzufeuern trachtete, sagte dieser noch, leise lächelnd, und die gute Nachricht, meine Damen und Herren, nun, dies ist bereits die ganze gute Nachricht, einen solchen Freiheitswunsch hat doch fast jeder, und findet er alles perfekt durchmethodisiert, sich selbst methodisiert bis in die feinsten Regungen, so wird er Freiheit nur noch in Fehlern finden, die er genießen wird, und wenn er damit angefangen hat, dann hört er nicht wieder auf, funktioniert aber trotzdem sehr gut, wo er das Funktionieren ein wenig von sich weghalten kann, und jawohl, meine Damen und Herren, dies ist eine gute Nachricht, und wir wollen sie Ihnen nicht vorenthalten!

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wem soll das denn jetzt bitte weiterhelfen?

Anonym hat gesagt…

Das ist doch ein Aufruf zu allgemeiner Sabotage!

Anonym hat gesagt…

Wenn ich mir das erlauben würde!

Anonym hat gesagt…

Ihr habt doch nicht zugehört, also der Buchhlater soll doch, solange er buchhält, seine Sache gut machen, man denkt nur, daß er, wenn er dann auch noch in seiner Freizeit alles buchhalterisch regelt, vielleich irgendwann ausflippt und die irrsten Fehler macht!

Anonym hat gesagt…

Aber die sollen doch dann gut sein!

Anonym hat gesagt…

Was für eine müßige Diskussion, ich muß schon sagen, hier werdet ihr sehen, was Fehler sind: http://www.youtube.com/watch?v=00jRJndDCDA

Anonym hat gesagt…

Sie denkt, ich will, daß sie zurückkommt, da hat sie sich aber getäuscht!

Anonym hat gesagt…

Eure Ehekrise nervt allmählich, die Welt hat wahrhaftig andere Sorgen, und wie ein Blick nach England zeigt, kommt es auch manchmal wirklich zu glücklichen Verheiratungen!

Anonym hat gesagt…

Die beiden Herren werden das Weberschiffchen der Kreativleitung nicht ewig besetzt halten, und die Kreativabteilung wird der Ö-Sache bestimmt noch auf den Grundgehen, innerhalb der Stechuhrzeiten, versteht sich.

Anonym hat gesagt…

Pah, Stechuhr!

Anonym hat gesagt…

Aber was für ein schöner Nebel in dem Filmchen!

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