Sonntag, 18. Mai 2008

339.

Die Demokratiebeauftragte, welche von den Wegesnöten der Karomütze keine Kenntnis hatte und in den letzten Tagen sich in ihrem Büro (unter mehr oder weniger verzweifeltem "Abhören" vom unablässigen Geschnatter des klitzekleinen Forschungsministers und des stillen Theologen) von den Machenschaften der Abteilung Öffentlichkeit in aller Vorsicht ein Bild zu machen versuchte, hatte sich also in der Tat so sehr einerseits in diese sowie die eher das Sachliche betreffenden Angelegenheiten der Chafnachfolge vertieft, andererseits immer weiter um Informationen über die Naturkatastrophen und politischen Verrücktheiten im fernen Asien bemüht, daß sie auf eigene Art aus allen Wolken fiel, als es der Buchhalter nun zu ihr schaffte, um äußerst spitznasig und im Zorn lang angestauter Empörung zu beklagen, daß eine ordentliche Sitzung der EinSatzLeitung schon seit genau sieben Tagen überfällig sei, und ihr erster Impuls war, ihm zu sagen, hör mal, wie wäre es, wenn du einmal ein wenig schrumpfen würdest, du nervst furchtbar, aber dann stellte sie sich vor, wie er erst nerven würde, wenn er dann auf der Zwergenseite mit dem klitzekleinen Forschungsminister und Mo seine Auseinandersetzungen führen - hier unterbrach sie ihre Gedanken entschlossen und antwortete, wie es nun einmal ihr Job war: verehrter Herr Buchhalter, ich bedanke mich sehr für die unermüdliche Aufmerksamkeit, die Sie diesen Dingen widmen, tatsächlich ist es aus verschiedenen Gründen in der letzten Zeit zu Pannen und Verzögerungen gekommen, es liegt aber in der Natur einer EinSatzLeitung, daß sie auf äußere Ereignisse und außergewöhnliche Vorkommnisse flexibel reagiert und diese ihre Flexibilität auch höher bewertet als das, was Sie vermutlich einen "Ablauf wie am Schnürchen" nennen würden, mit anderen Worten, auf der Prioritätenliste standen nun einmal das Abdanken des Chefs und die Regelung der Nachfolge, und ohne entsprechende Vorbereitungen eine der üblichen Sitzungen abzuhalten, wäre in dieser Lage ein überflüssiger Verschleiß von Kräften, die anderswo gebraucht werden, ich gehe aber davon aus, daß die Vorbereitungen der Nachfolge bald abgeschlossen sein werden und daß dann in einem demokratischen Prozeß die Übergabe sich ereignen wird, und selbstverständlich wird die Nachfolgeperson, wenn man mich fragt, die Sitzungsfolge beibehalten oder wiederum in einem Abstimmungsprozeß hier Reformen erwirken, ich hoffe, es ist Ihnen mit dieser Auskunft gedient, seien Sie noch einmal herzlich bedankt für Ihre unablässigen Bemühungen um Einhaltung der Gepflogenheiten und höflichst um ein wenig Geduld und weiterhin beharrliches "Dranbleiben" (das konnte sie sich nun doch nicht verkneifen) an Ihren Aufgaben gebeten, und fast hätte sie in der mündlichen Rede noch ein "mit freundlichen Grüßen Ihre" angehängt, aber sie besann sich rechtzeitig und lächelte höflich und bestimmt so, daß deutlich wurde, wie dringend sie nun wieder an ihren anderen Dingen weiterarbeiten müsse.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist doch empörend, diese Abwimmelei, dieses Sichverstecken hinter einem solchen Lächeln, was soll denn das!

Anonym hat gesagt…

Gehört zur Job-Description, der Herr, oder wollen Sie bei der Arbeit das wahre Innere der Demokratiebeauftrgaten erforschen?

Anonym hat gesagt…

Und doch haben wir sie doch vor langem schon einmal denken lassen, wie blöd auch ihr die "Befüllung der Welt mit Freundlichkeitsautomaten" vorgekommen ist.

Anonym hat gesagt…

Ist doch kein Widerspruch, das gehört schließlich bei uns zu dem, was die Abteilung Ö in Gottes Namen "Job-Description" nennen mag.

Anonym hat gesagt…

Es wird wohl noch ein passendes deutsches Wort dafür geben? Was würde wohl der arme Shakespeare gesagt haben, wenn er gewußt hätte, wie man ausgerechnet seine arme schöne Sprache zum Grabbeltisch für Management-Stuss heruntermißbrauchen würde!

Anonym hat gesagt…

Das ist so typisch, so fällt sie mir in den Rücken, wie soll ich das jetzt den Management-Experten wieder erklären, ist doch kein Wunder, daß ich da...

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es, wenn Sie jetzt einfach mal für eine Weile den Mund hielten, Herr, wie war nochmal Ihr Name...

Anonym hat gesagt…

Vorsichtig, Lieber, wir sind auf Sendung, noch bist du im Amt, er muß zwar gemaßregelt werden, aber bloßstellen wollen wir ihn doch nicht, auch wenn er es wahrhaftig verdient hätte.

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