Donnerstag, 15. Mai 2008

336.

Es war ein wunderschöner blauer Maienmorgen, an welchem dem Buchhalter die Lust entfiel, sich aus seinem Bette zu erheben, denn so schön der Tag zu weren versprach, so unschön waren doch seine Gedanken, wenn er an die Geschicke der EinSatzLeitung dachte, die nun die Woche nach Pfingsten fast schon wieder hinter sich gebracht hatte, ohne auch nur im mindesten daran zu denken, eine ordentliche Sitzung abzuhalten, wie dies dem Turnus entsprochen hätte, und er wußte einfach nicht, an wen er sich noch wenden sollte, der Chef erschien nicht, im cheflichen Haushalt ging auch niemand ans Telefon, die Demokratiebeauftragte ließ ihn, wann immer er sich ihrem Büro näherte, unter fadenscheinigen Vorhaltungen abwimmeln (so jedenfalls verstand er das Gehampel des klitzekleinen Forschungsministers), die Kreativleitung bot ihm zwar einen Kaffee an, schien aber nicht das geringste Interesse an einer ordentlichen Sitzung zu haben, und der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit sagte, das wirds, das wirds, wenn sie das nicht zustandebringt, die Demokratiebeauftragte, dann kann sie die Chef-Nachfolge sowieso vergessen, und da hatte der Buchhalter, der ja eigentlich gern mit dem Leiter der Abteilung Öffentlichkeit zusammenarbeitete, gedacht, das sei ihm nun auch nicht recht, es wäre die Zeit gewesen, sich mit Karomütze zu beraten, aber der war von einer Pfingstreise noch nicht zurückgekehrt und ging auch nicht ans Telefon, und so erhob sich der Buchhalter schließlich doch, ging zum Spiegel, um sich zu vergewissern, daß er noch in der Welt sei und dieses alles nicht nur geträumt habe, betrachtete seine Nase und fand, daß sie sehr spitz geworden sei.

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