Sonntag, 11. Mai 2008

332.

Die Gattin des Chefs brauchte eine kleine Pause von ihrem durch die Arbeit an seiner Abdankung in unentwegtes Sorgen verfallenen Gatten, er pflegte Stunde um Stunde in seinem Zimmer zu verbringen, vollkommen unansprechbar, nur um dann, wenn sie just entschieden hatte, sich darum nun auch nicht weiter zu kümmern, sondern dies oder jenes Liegengebliebene anzufangen, herauszukommen, als hätte er gespürt, daß sie jetzt in ihrem Geiste nicht mehr mit ihm beschäftigt sei, und sie, bald heftig bestürmend, bald hinhaltend zäh herumdrucksend, unwiderstehlich in seine Angelegenheiten zu ziehen; alles dieses fand die Gattin reichlich anstrengend, bei aller Liebe, sie habe schließlich auch etwas vor, und so hatte sie ihm, als er an diesem Morgen wieder einmal wirren Schopfes aus seiner Klause gekommen war, das Haar mit kühler Hand aus der ungesund erhitzten Stirn gestrichen, ihm empfohlen, sich vielleicht telefonischen Rat bei einem Freunde zu holen, und weiter ihr Täschchen gepackt, denn sie wollte die Freundin Ö besuchen, die an diesem Tage mit besonderem Beben einer Nachricht von dem auf einem fernen Kontinent weilenden Sohn des Hauses entgegenwartete - wie herrlich sind doch die fremden Kümmernisse, wenn man sie mal freiwillig aufsuchen kann, sagte sich die Gattin des Chefs, ging in den Garten, schnitt ein paar letzte Maiglöckchen, winkte dem verstörten Blicks am Fenster stehenden Chef noch einmal freundlich zu und schritt vergnügt von dannen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie ist herzlos, sie hat ein Herz aus Stein.

Anonym hat gesagt…

Nein, sie ist erstaunlich emanzipiert und gelassen.

Anonym hat gesagt…

Sie soll sofort zurückkommen!

Anonym hat gesagt…

Hier liegen noch Stäubchen herum, mein Kuchen ist missraten, und ich bin überhaupt nicht präpariert!

Anonym hat gesagt…

Was, bekommst du schon wieder Besuch?

Anonym hat gesagt…

Es gibt doch sehr erstaunliche Sorgen.

Anonym hat gesagt…

Über meine Krankheit hat nicht nur keiner berichtet, sondern ihr habt sogar sämtlich die Zahlendreher und das Verschlafen der fälligen Sitzung der EinSatzLeitung verschlafen, aber jetzt ist Schluß mit dem Theater, morgen wird nachgesessen!

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