Samstag, 3. Mai 2008

324.

Einige Leser schrieben uns, sie freuten sich, dass es nunmehr endlich ein wenig wärmer zugehe im EinSatzBuch, und vermuteten viele schöne Dinge über Mo und den klitzekleinen Forschungsminister, welche sich so traut in der hintersten Ecke des Chefbüros verschanzt hatten, aber natürlich sind wir ein virtueller Verein, und da geht es nicht saftig zu, sondern es werden auch hinter Sofaecken immer nur Gedanken, Gedanken Gedanken ausgetauscht, selbstverständlich, und der Gedanke, der unsere beiden Winzigkeiten beschäftigte, war der des Geldes, Mo hatte nämlich beim Forschungsminister nachgefragt, ob er nicht auch finde, daß manch unwürdige Konstellation, die menschlich unter allen Umständen und in jeder Hinsicht abgelehnt werden müsse, durch Verwandlung in eine Geschäftsbeziehung sozusagen eine würdige Sache werden könne, weil der Austausch von Geld und Leistung eine Art Wiederherstellung einer bürgerlichen Restwürde auch da erlaube, wo jemand aller bürgerlichen Attribute beraubt sei, und ob nicht dies die Leidenschaft mancher gedemütigter Minderheiten fürs Geld erkläre, da nun einmal in manchen Situationen allein der Austausch von Geld die Freiheit restauriere, die im Umgang mit der demütigenden Mehrheit anders nicht zu erlangen sei (aufgrund der Verhärtungen der Mehrheit), und ob nicht diese Dinge eine Entlastung letztlich für beide beteiligten Seiten ermögliche und natürlich die herzinnige Familiarität jener gedemütigten Minderheiten in einem wirklichen Innen auch gleich erkläre, eine Herzinnigkeit, die natürlich vor den Blicken irgendwelcher Mehrheitler sorgfältig geschützt werde - in allem diesem glaubte der klitzekleine Forschungsminister gewisse Theorien eines Herrn Simmel und eines Herrn Weber in erstaunlicher Weise zugespitzt zu finden, und er sagte, du darfst das aber auf keinen Fall laut sagen, du bringst die gesamte EinSatzLeitung in einen furchtbar vorhersehbaren Verruf, und Mo hatte gesagt, ich weiß, wie feige ihr alle seid, aber ich habe mir nicht das Geringste vorzuwerfen, und diesmal habe ich keine Lust, klein beizugeben, und der Klitzekleine war nervös geworden, denn er mochte das Mo, den Gedanken sowieso, aber er wußte wie sie, wie es im Leben zugeht, und er hatte den Wunsch, sich ihr gegenüber sehr zu rechtfertigen, dies aber eben im ohnehin ziemlich leeren Chefzimmer, denn irgendeine fade Intervention der Demokratiebeauftragten hätte ihn eher aus dem Konzept gebracht - oder auch nicht, vielleicht wäre beides ihm nicht recht gewesen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eure Kühnheit hat was von Kamikaze, man muß, wenn man mit Dingen jongliert, von deren Verschleierung alle leben außer dem, der sich traut, über sie zu sprechen, weil er wirklich drüber steht, immer mit dem Niedrigsten rechnen - will man sich Ärger ersparen, schweigt man besser mit.

Anonym hat gesagt…

Er hat recht, der Chef, ihr schadet uns allen, für nichts!

Anonym hat gesagt…

Lass doch die Molche molchen, sie hetzen und wüten, egal, was man macht - und wer sehen kann, der sieht trotzdem, und wer Dreck sehen will, der sieht ihn auch überall, und Simmel und Weber sind ernsthafte Autoren, Gedankendinge sind eine ernste Sache, die Professionalisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche ein ernstes Problem, das durch Verschweigen nicht gelöst wird, und wer damit nicht klar kommt, hat in einer Demokratie nicht zuerst den guten Ruf anderer, sondern seinen eigenen gefährdet, also, bitte Ruhe bewahren in allen verängstigten Abteilungen, unsere Demokratie ist so viel wert wie die Redefreiheit und wie der Mut, mit dem Leute Dinge aussprechen und ansprechen, die andere unter den Teppich kehren, weil sie glauben (vielleicht mit Recht, das geht doch uns nichts an), das nötig zu haben, also, lasst die Kreativlinge mal weitermachen, freut euch doch, wenn andere sich freuen, weil sie die Wärme der Gedanken selbst erkennen.

Anonym hat gesagt…

Gut gebrüllt, Frau D, ich stelle mich dahinter.

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