Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Mittwoch, 27. Februar 2008
(2)58.
Das von der Demokratiebeauftragten aufgebrachte Thema ängstlich und unangenehm berührt ignorierend saßen die Assistentin K und der Sicherheitsbeauftragte mit der Karomütze, der endlich auftragsgemäß ausgeschlafen hatte (nicht ganz 24 Stunden, aber fast so viele waren dann doch nötig gewesen) im "Bistro" beieinander und wunderten sich darüber, wie klamm ihr Gespräch war, weil sie vor lauter Vermeidungsanstrengung nicht einmal bemerkten, daß sie etwas vermieden, und so besprachen sie erstaunlich kontrovers und nahezu gereizt den letzten Eintrag: Karomütze fand, man dürfe die vermeintlichen Vorlieben eines vermeintlichen Publikums nicht einmal in scheinbarer Abgrenzung und im Ausweichen auf Fremdsprachen mit so widerlichen Details in Verbindung bringen, wie dies der Kreativleitung gestern unterlaufen war, und Assistentin K meinte kalt, die Kreativleitung (wie sie sie kenne) würde zu diesem Einwand wahrscheinlich einfach gelächelt und gefragt haben, ob er eigentlich sicher sei, etwas von der Liebe im allerweitesten und abendlandweit besprochenen Sinne zu verstehen, vor der bei Annahme dessen, was schließlich der Chef selbst das Tierische nenne, alles, was man vulgo so "aesthetisch" nenne, selbst dann gleichgültig werde, wenn es sich um eine erotische Liebe handele, weil in einer bestimmten Wärme alles eine andere Farbe annehme, man würde dabei und nur dabei lernen, hinzusehen und anzunehmen, statt das Annehmen durch Wegsehen zu erwirken, und sie würde vermutlich gesagt haben, daß wer diese Grade der Erwärmung bis Erhitzung nie in seinem Leben kennengelernt habe, natürlich immer weiter auf "aesthetisch korrekte Weise" sich mit dem "Austausch von Körpersekreten" (so habe das eine sehr ferngerückte alte Freundin der Kreativleitung vor vielen Jahren einmal genannt, und nun plappere die das ausdauernd nach) abmühen könne, und die Assistentin sagte, sie sei sich selbst nicht ganz sicher, ob sie ihre Vorgesetzte hier richtig verstehe, aber noch in den kleinsten Gesten der Fürsorge für das in seiner Schrumpeligkeit nicht wirklich immer attraktive kleine Mowesen glaube sie zumindest eine völlige Unverschreckbarkeit der K-Leitung in diesen Fragen beobachtet zu haben, wobei auch sie selbst nicht wisse, wie weit das bei der Kreativleitung auf anderen Gebieten gehe, sicher sei sie sich allerdings, daß der gestrige Eintrag nicht nur die Verspottung gewisser unterstellter Publikumsvorlieben, sondern ebenso die Verspottung jener sogenannten und von Schräglagen nur so strotzenden Aesthetik zum Inhalt gehabt habe, über welche in der Tat einiges zu sagen sei - aber hier mußten die beiden ihr von gegenseitiger Verständnislosigkeit spröde gewordenes Gespräch abbrechen, denn Karomütze wurde zum Chef gerufen, um dort nun endlich seinen lange erwarteten Bericht vorzulegen.
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13 Kommentare:
Sind die blöd und kompliziert!
Nein, wir werden nur mal wieder falsch dargestellt.
Ich finde, ihr solltet mal wieder zu den wirklich wichtigen Sachen kommen.
Sie sind durchaus dabei.
Mir ist das zu drastisch und zu kalt.
Mir eigentlich nicht.
Wenn ich nicht fiktiv wäre, ich wäre sowas von sauer!
Und wir erst!
O, die Öffentlichkeit ist auch fiktiv?
Das war sie in dieser Form nun wirklich schon immer!
Kann man alles viel besser schon bei Doris Lessing nachlesen.
Das mit der Öffentlichkeit?
Nein, das mit dem "Thermostaten."
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