Samstag, 9. Februar 2008
(2)40.
Die Abteilung Ö hatte in den vergangenen Tagen alle Hände voll zu tun gehabt, es waren viele erstaunliche Briefe eingegangen, denn nachdem sich frühere Leser hauptsächlich mit dem Chef verwechselt hatten, war inzwischen "der stille Theologe" zu einem Publikumsrenner geworden und hatte einige Bekennerschreiben von Eins-zu-Einslern verschiedener Religionen und Konfessionen auf sich gezogen, aber die Demokratiebeauftragte hatte "keinen Handlungsbedarf" gesehen, bis plötzlich ein Mann mit einem sehr roten Pullover ihr als Besucher gemeldet wurde, der dann, als er vorgelassen wurde, nur eine einzige Frage stellen wollte, nämlich: "lügen Tagebücher?" und die Demokratiebeauftragte sah ihn ein wenig besorgt, ein wenig erloschen und sehr erbarmend an und sagte: "unter bestimmten Umständen und wenn man die Seele eines Menschen sehr in die Enge treibt: durchaus und mit großer Sicherheit," und sie nahm seine Hand, drückte sie fest und wünschte ihm von Herzen alles Gute, und erst, als der Verstörte gegangen war, dachte sie, ich hätte ihm sagen sollen, daß eine solche Frage nur jemand stellt, der auf der Suche nach einer Wahrheit fremde Tagebücher durchschnüffelt, und daß man so etwas nicht tut.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
17 Kommentare:
Muß ich mich jetzt geschmeichelt fühlen, oder waren sie eher wütend?
Sehr unterschiedlich, alle Farben, manche überraschend nett und besonnen, andere widerwärtig, wieder andere mit einer kleinen Verunsicherung unter dem Panzer.
Ich hatte eigentlich viel mehr gesagt, darüber, wie eine Seele sich irgendwann, wenn sie zu sehr bedrängt wird, sogar noch vor sich selbst zurückzieht und das verschriftlicht, daß ihr das weggelassen habt, geht in Ordnung, aber ich habe es doch gesagt, um klarzustellen, daß alle Arten von "Folter" eben nie der Wahrheitsfindung dienen, sondern vielleicht in seltensten Fällen ein winzges Faktum an den Tag bringen, aber nie Wahrhaftigkeit, und in den meisten Fällen die erwünschten Lügen, aber immer eine manchmal sehr weit gehende Verlogenheit, und das soll doch bitte nicht untergehen!
Das andere wird auch nicht untergehen, es muß nur etwas ruhen und irgendwann zu gegebener Zeit in einer Mo-Geschichte auf der B-Ebene erscheinen, denn es gehört zu den Erfahrungen der Gefangenschaft.
Ich finde, ihr müßt viel sparsamer sein.
Und ich finde, wir machen alle mal Wochenende und morgen schreibt der Buchhalter einen EinSatz.
Man könnte im Weggehen doch den guten alten Satz, den Karl Kraus über Zackvogels Business gesagt hat, auf alle Varianten von Gesinnungs- und Herzensprüfungen, die eine Person(engruppe) an einer anderen vornimmt, anwenden: sie sind das Problem, für dessen Lösung sie sich halten; das eigene Herz zu prüfen, ist ja eine andere Sache
Damit ist man bei Kant, aber darüber, wo sich bei wem was regt, ist in alledem noch nichts gesagt - manchen ist das ganz unerträglich, und die sollte man mal erforschen.
Schnarch.
Schnarch.
Kurzwarnung von unterwegs: Rate dringend zur ernsthaften Publikation der Hippo-Parabel, denn die Schadchen und Versöhnungskitschler mit ihren irregeleiteten Gerechtigkeitsphantasien haben schon wieder alles falsch verstanden und setzen weiter auf Instrumentalisierung alles dessen, was sich verzweifelt zu uns geflüchtet hat, und man muß wenigstens die nachdenklicheren unter ihnen wirksam daran hindern, sich ihren Kitsch auch noch selbst zu glauben
Wir würden gern, aber wir haben uns eine Rücksicht auf die Jugend auferlegt - an der auch der instrumentalisierende Kitsch schließlich aufgeben wird, und wer schreien und lärmen und arme männliche Opfer beklagen oder vermeintlich böse bindungslose Bräute einfangen will, wird das eh weiter versuchen, damit können wir uns nicht dauernd beschäftigen, wir bleiben bei unserer Linie, und das Mo wird keinem Peiniger zurückgegeben, und wenn es selbst sich von den Unerträglichkeiten früherer Leben erholt hat und wieder irgendwohin will, wird es von uns nicht aufgehalten - trotzdem danke für die Warnung, und schönen Sonntag.
Ihr müßt euch bei den Idioten noch vor dem Wort "wieder" hüten, Idioten nehmen noch dieses Wort als Rückkehrbereitschaft.
Beiben Idioten und werden es rechtzeitig merken.
Ich will meine Geschichte erzählen.
Ich komme bald zurück, haltet aus.
Wir, also Mo und ich, bleiben weg, bis die Idioten uns in Ruhe lassen.
Kommentar veröffentlichen