Sonntag, 17. Februar 2008

(2)48.

Der Chef hatte soeben sein Telefonat beendet (der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit hatte drei Beschwerden gemeldet, 1. über zwei von syntaktischen Fehlern nur so wimmelnde Absätze in einem relativ wichtigen Aufsatz, die der Redaktion der Assistentin K vor dem Abschicken entgangen seien, 2. über strategisch ungeschickte Reaktionen auf Briefe, in denen auf so durchsichtige wie schwammige Weise "Heilung von einer Krankheit" und also stromlinienförmige Antworten abgefragt worden waren, hier habe in der Sache und gemessen an der eigenen Ehre die Demokratiebeauftragte zwar richtig geantwortet, aber es sei ungeschickt gewesen, sie hätte entweder die Stoßrichtung der Fragen ganz ignorieren und völlig unverbindlich antworten oder die durchsichtigerweise gewünschte "jetzt bin ich von einer Krankheit, die ich eigentlich nie hatte, durch Einsicht und Selbstkritik geheilt" mit zusammengebissenen Zähnen und ohne den Relativsatz geben sollen, 3. Herr Pestvogels habe im gestrigen Eintrag mal wieder alles auf die von ihm ja nun schon bekannte Weise mißverstanden und mit indezentem Schrastern angefragt, wann er denn wohl einmal wieder hilfreich eingreifen dürfe, man habe ihn, das Einverständnis des Chefs voraussetzend, abschlägig beschieden), als Karomütze das Büro geradezu erstürmte, er habe einen derartig langen Bericht abzugeben, er schlage vor, nach diesem seinem bisher größten Auslandseinsatz mindestens zwei Stunden zunächst mit dem Chef unter vier Augen zu sprechen, denn was er herausgefunden habe, sei alles zwischen skurril, alarmierend, zum Einschlafen und - ja, für manches fehlten ihm noch die Worte, er bitte darum, sich erst einmal erholen und dann vielleicht etwas freier berichten zu dürfen, und der Chef, der für Karomützens Capricen immer schon ein allen anderen eher unverständliches Verständnis gehabt hatte, erhob sich zu seiner Begrüßung, legte ihm erst einmal freundlich die Hand auf die Schulter und sagte, junger Mann, gehen Sie doch bitte zunächst nachhause, machen Sie sich einen schönen Tee, nehmen Sie ein Bad und legen Sie sich für 24 Stunden ins Bett, danach rufen Sie wieder an und ich rufe meine Frau an und dann erzählen Sie uns alles bei uns zuhause.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich fühle mich völlig mißverstanden, ich meine ich hatte schon harte Zeiten, aus sehr zusammengesetzten Gründen, und ich würde mit manchen Menschen durchaus freimütig darüber sprechen, aber ich lass doch nicht "die richtige Sicht" auf diese Dinge abfragen und bedien das dann noch, sollen sie mich doch lieber für verrückt halten, ich wäre ja wohl weder die erste noch die letzte, der das passiert!

Anonym hat gesagt…

Ich find eigentlich schade, daß ihr den Pestvogel nicht mal wieder zu uns gebeten hätte, ich hätte den MInderheitler mit den grünen Borsten an Mos Fell gesetzt, um ihr Wiedererwachen zu bewachen, und wäre mit Pestvogels ins Bistro gegangen und hätte ihm ein richtig schönes Paket, eine richtig schöne Luftnummer genau nach seinen Erwartungen überreicht, also: Mo wäre nicht Mo, sondern stünde für, na was schon, man schämt sich ja, solche Dummheiten auszusprechen, sodann die Kellerwände und die Distanzierung von den Genossen, na, da hätten wir doch was Hübsches, wie, und ich würde das mit todernster Miene ihm gegeben haben, und er würde mich für erstaunlich reflektiert und einsichtig gehalten haben? Oder sich fragen, wie ich von selbst darauf gekommen bin? Oder was? Also jedenfalls die Reaktion hätte mich interessiert: was macht einer, dessen Erwartungen präzise und auf den Punkt bedient werden?

Anonym hat gesagt…

Er freut sich einfach, natürlich!

Anonym hat gesagt…

Seh ich genau so.

Anonym hat gesagt…

Das ist dann also wohl der entscheidende Unterschied - in die Idee, daß man sich darüber freuen könnte, kann ich niemandem mehr folgen.

Anonym hat gesagt…

Na, wenigstens eine, die das auch so sieht.

Anonym hat gesagt…

Ich will nicht auf Mo aufpassen.

Anonym hat gesagt…

Mußt du doch auch gar nicht, Pestvogels ist von und rausgeschmissen worden, Kreativleitung soll in ihrem Büro bleiben und weiterarbeiten, und du kannst lieber mal Rechenschaft darüber aglegen, was eigentlich dein Job ist.

Anonym hat gesagt…

Macht euch keine Sorgen, es ist Sonntag und die Sonne scheint, sogar die Schadchen haben Pause, und die Nebenwelten finden ihren Platz wie es ich gehört auf dem Berlinale-Teppich oder der Opernbühne oder sonstewo, und die Eins-zu-Einsler sitzen in ihren Beeten, während wir in Ruhe Tee trinken und Kuchen essen, auch wenn der Chef anscheinend Überstunden macht.

Anonym hat gesagt…

Ein Sonntag und die KOmmentarebene rechtfertigt aber nicht soo viele Dreckfuhler!

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