Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Mittwoch, 13. Februar 2008
(2)44.
Drei Tage und drei Nächte hatte sich die Kreativleitung immer wieder erbrechen müssen, und in dieser Zeit war die Gattin Ö tagsüber in den cheflichen Hauhalt gekommen, um das Mo weiter zu wärmen (das ihr freilich vorkam wie ein völlig erstarrtes lebloses Bündel, an dem diese Aufmerksamkeit durchaus zu spät käme, und wer kennte ihn nicht, den Mißmut, der jeden Tatmenschen befällt, wenn er mit einem Wesen konfrontiert ist, aus dem sich ein "Gleiches" einfach nicht herauspressen und auch nicht herauswirtschaften läßt, aber die Gattin des Chefs beharrte darauf, daß hier nach allem, was die Kreativleitung darüber gesagt hatte, weiter gewärmt werden müsse, und auch ihr Mann habe gesagt, es sei nun einmal das Mo, aus dem die wahrhaftigsten Geschichten kämen, und es sei schon öfter derartig erstorben gewesen und dann doch unter den Händen der Kreativleitung wieder zu erstaunlicher Lebendigkeit erwacht, und sie selbst müsse ja nicht kommen, irgendwie würden es die kranke Kreativleitung und sie ... aber weiter ließ Gattin Ö ihre Freundin dann regelmäßig nicht kommen, denn das hätte sie nicht auf sich sitzen lassen wollen, daß sie die Gattin des Chefs bei ihren Tätigkeiten im Stich gelassen hätte), während nachts die Chefgattin dann und wann dezent nach der kranken Kollegin und dem in diesen Stunden bei ihr verbleibenden Bündel ins Gästezimmer schaute; als aber der Chef am vierten Tage verdrossen heimkehrte aus der EinSatzLeitung, in der er nach seinem Außeneinsatz gewesen war, ohne daß die erwartete Sitzung stattgefunden hätte (gemeinsam mit dem Buchhalter, der in Windeseile Futter für seine stets gern gespitzte Nase gerochen und seine guten Taten längst bereut hatte, war er zürnend über die Demokratiebeauftragte hergefallen, die aber mit äußerster Gelassenheit reagiert und ihn seinen Anwandlungen überlassen hatte, der feige Buchhalter war ihm dann erst recht auf die Nerven gegangen, und so hatte er den Arbeitstag in Grollen verbacht, denn gute Nachrichten hatte er auch keine mitgebracht aus der gesellschaftlichen Welt), fand er die Kreativleitung mit seiner Gattin gemeinsam auf dem Sofa sitzend vor, und sie lachte ihm schon wieder ins Gesicht, als er sich nun also hier ereiferte über den Fehler der Demokratiebeauftragten, und sie sagte: haben wir nicht schon oft Menschen dabei zuschauen müssen, wie sie unter der Behauptung, daß sie sich keine Fehler leisten könnten, mit der äußersten Perfektion unter langfristigen Gesichtspunkten einen schweren Fehler nach dem anderen gemacht haben, und wer überhaupt könne sich anmaßen, jetzt zu beurteilen, was morgen sich als Fehler oder als Nichtfehler herausstellen werde, und habe er so nicht auch etwas sehr Wichtiges dazugelernt, nämlich etwas über die Beschaffenheit der Demokratiebeauftragten und die Beschaffenheit des Buchhalters?
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19 Kommentare:
Warum ist eigentlich Mo so erstarrt?
Externes Redeverbot, das weitergeht und eigentlich besagt, daß ihre Perspektive nicht zugelassen ist, auf der einen, Versöhnugskitschler-Vereinnahmung auf der anderen, während sie doch nur die eine Geschichte erzählen wollte, wegen der Geschichte selbst.
Wer verhängt denn solche Verbote?
Niemand, der sich sichtbarlich hinstellen und sagen würde: ich, Person A., verbiete dir, Person B., zu sprechen.
Aber dann kann man doch sagen: Niemand verhängt ein solches Verbot, also rede!
Wenn man durchaus seine Souveränität beweisen will, indem man bei vollem Bewußtsein schwere Fehler macht, anstatt sich immerhin mit dem Gefühl zu trösten, daß man nach dem Kenntnisstand alles richtig zu machen versucht, kann man das natürlich machen, wir raten hier aber davon ab; leider habt ihr dann schon wieder viel zu viel gesagt.
Nein, es ist nicht zu viel gesagt worden, es ist ein wirklich ernstes Problem diskutiert worden, das Gerede über das externe Redeverbot ist beim gegenwärtigen Kenntnisstand zumindest eine legitime Vermutung und im übrigen ein alter Hut über die Art, wie ungeschrieben Gesetze in Geltung gesetzt werden, Karomütze hat gesagt, daß er weiß, daß er nichts weiß (das war doch auch schon mal schimmer), und ich finde eigentlich den Beitrag der Leitung Ö den am wenigsten qualifizierten, denn der erst arbeitet wirklich mit der Angst in einer Weise, die über eine Wirklichkeit zu sprechen scheint, dann aber Sätze, die eine solche Wirklichkeit, falls es sie denn geben sollte, am allerwenigsten über sich würde hören wollen.
Wir wissen leider, daß die Sicherheitslage weiterhin mehr als bedenklich ist, aber wir arbeiten trotzdem weiter.
Leider ohne Mo.
Das wird auch so bleiben, die Hippoparabel ist längst gestohlen und verwurstet und verdaut, die Allesfresser lassen es sich gut gehen, und selbst wenn nach hunderthundert Jahren jemand herausfinden sollte, was wirklich geschah und wie barbarisch sie wirklich waren, wird das mich nicht mehr lebendig machen, und man wird weiter alle Mos dieser Erde bedrücken und beseitigen, und wenn sie sich schüchtern doch einmal regen sollten, wird man sie entzückt angaffen, fressen und verdauen und sich wundern, daß dann nichts mehr von ihnen übrig ist.
War das jetzt Mo?
Quatsch, das war jemand, der sich ihres Namens bedient hat, Mo ist immer noch tot, und übrigens hat sie vor ihrem Tod eine entsetzliche Geschichte gehört über Jäger vor mehr als 60 Jahren, die noch kurz vor dem Ende des Krieges aus bloßem Übermut Menschen, die irgendwie bis dahin am Ortsrand dahin vegetiert hatten, ermordet haben, und als ich diese Geschichte hörte und sah, wie gut es jetzt den Nachfahren der damaligen Jäger geht und wie prekär heute die Lage der potentiellen Nachfahren der damals Ermordeten ist, da habe ich, anders als im heitigen Eintrag behauptet wurde, das Mo ganz fest an mich gedrückt und ihm jede Geduld zugesichert.
Sie ist eben doch ein guter Mensch, meine Frau, ich sags ja immer!
Doch? Wer hat denn was anderes gesagt?
Niemand
Niemand ist mir jetzt wirklich zu negativ.
Alles wird gut.
Das wohl nicht - aber Mo lebt, wenn auch noch starr in ihrem Bündel, und es ist nicht Mo, die heute unter diesem Namen gesprochen hat.
Ich bin doch auch vielleicht noch da, ihr solltet mich nicht vergessen...
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