Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Freitag, 22. Februar 2008
(2)53.
Die Kreativleitung und ein paar der anderen gingen tatsächlich an die Luft, Mo wurde im Bündel mitgeschleppt und hörte recht bald auf zu schnarchen, streckte sogar ihr freilich noch ziemlich grau wirkendes Köpfchen aus dem Bündel und schnupperte ein wenig in der Luft herum, und die Kreativleitung freute sich auf neue Erzählungen, die nun wohl nicht mehr lange auf sich würden warten lassen; unterdessen empfing die Abteilung Öffentlichkeit, die wegen des großen und einigermaßen heiklen Betriebs auf der Kommentarebene am Platz hatte bleiben müssen, eine Delegation von Eins-zu-Einslern, die sehr empört waren, denn die Delegierten hatten nun doch das verloren, was sie bis dahin für einen roten Faden gehalten hatten, und diese ganze Hera-Eskapade hatte sie irgendwie verdrossen (Assistentin K, die die Delegation in das Büro der Öffentlichkeit geleitet hatte, dachte, wie können sie nur so stupide sein, als sei es um irgendetwas anderes gegangen als eben um eine derartige Irritation, wie kann es sein, daß sie das nicht merken, wenn selbst ich in meinem unterkomplexen Hirn...aber so sind sie, die Kontrollsüchtigen, so sind sie, und solche wird man niemals los, ich verstehe allmählich die Resignation der Älteren hier), sie eiferten nun also vor der Leitung und der Assistenz Ö, der Assistentin K und dem still in der Ecke zuschauenden Buchhalter wildwirbelnd herum, was sie doch für wunderbare Absichten und Pläne gehabt hätten, und die durch das Gelärme herbeigelockte Demokratiebeauftragte fragte erstaunt, was im Ernst sie denn daran hindere, an ihren so wunderbaren Plänen in nur maßvoll demokratisierter Variante und dergestalt festzuhalten, daß sie eben einfach diejenigen, mit denen sie in ihren Plänen rechneten, aus der totalen Verfügungsgewalt ihrer gewiss intelligenten, aber am Ende des Tages dann doch nur sehr mäßig erfolgreichen, weil das feinere Gefühl nun einmal empörenden Kontrolle entließen und lieber fair mit ihnen sprachen, man könne wie jeder wissen könne nicht Nachdenklichkeit und Sensibiliät gewisser Menschen einsetzen, wenn man ihnen die Empfindungsfähigkeit so dermaßen zur Hölle mache, wie dies eine totale Kontrolle und Manipulation bei solchen Menschen nun einmal bewirke, der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit unterbrach ihre Einwendungen und sagte, sie solle jetzt mal im Interesse der GesamtEinSatzLeitung ihre liberalen Flausen zurückhalten, und die Demokratiebeauftragte sah in diesem Augenblick eine ernsthafte Spaltung der Institution auf sie alle zukommen, denn sie war entschlossen, von ihrem Prinzip der Selbstbestimmung nicht abzurücken, und sie wußte, die Kreativleitung, wenn sie auch nur von fern von diesem Gespräch und der Art, wie es der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit führen zu wollen schien, hören würde, würde nicht einmal mehr sagen, daß und warum sie die EinSatzLeitung verlassen wollte – sie würde sich einfach davonmachen und die pseudobelebten Gerätschaften sich selbst überlassen, irgendwann vielleicht einmal der Gattin Ö aus alter Freundschaft eine schöne Muschel oder sonst einen feinen Fund schicken, im übrigen aber sich nicht mehr sehen oder hören lassen und allenfalls müde abwinken, wenn noch irgendjemand sie nach dem Ergehen ehemals innig und mit unendlicher Geduld und Milde und Gutmütigkeit und sogar mit Herzblut geliebter Kolleginnen und Kollegen fragen würde, allein eine Intervention des Chefs mit ganz klaren Optionen für Demokratie und Offenheit bei Sicherung der empfindlichen Bereiche ALLER vor feindlichem oder öffentlichem oder manipulativem Zugriff würde sie noch zurückhalten können, und selbst in dem Fall war mit langwierigen Schäden an der Produktionsbereitschaft zu rechnen, es war klar, hier wurde entschieden zu weit gegangen, und die Abteilung Ö schien außerstande zu sein, den Schaden zu begrenzen, verheerend, dachte die Demokratiebeauftragte, und sie sah sie zum ersten Mal vor sich, die stampfenden Heere, an die gedacht haben muß, wer das Wort „verheerend“ erfunden hatte, und als welche diese Eins-zu-Einsler nunmehr also vor ihren Augen herumstampften, auf den Nerven nicht nur der Gott sei Dank für den Moment abwesenden Kreativleitung, sondern auf dem Nerv der GesamtEinSatzLeitung.
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