Samstag, 16. Februar 2008

(2)47.

In einem überaus merkwürdigen Zeitungsartikel hatte die Kreativleitung einmal darüber gelesen, wie unangemessen irgendein Graf es fand, was man mit den bundesrepublikanischen Soldaten nach Auslandseinsätzen in Kampfgebieten für ein Verwöhnungsprogramm veranstalte, um der posttraumatischen Disorder oder wie das hieß entgegenzuwirken, und der nämliche Graf hatte wie eine Heldengeschichte erzählt, daß man ihm einmal in seinem Krieg (kein anderer als der gute alte zweite Weltkrieg, das mußte ja auch täglich abgelebt werden und prägte heute eben die Jugenderinnerungen dieser Leute), als fast seine ganze Kompanie umgekommen sei, gesagt habe, er solle sich eine Ecke suchen und 24 Stunden schlafen, und das habe er getan, usw., und hat uns gar nicht geschadet und schlechtes Gewissen und aber so ist das Leben im Kampf nun einmal, und was dergleichen mentale Verwöhnungen mehr waren, und es hatte ihr alles so leid getan, der Graf, die Bundeswehrsoldaten, die Sozialklempner, die besten Willens das Verwöhnprogramm gemeinsam mit irgendwelchen sicher sehr netten Ministerialen geplant und vorbereitet hatten, die Kellnerinnen in den betreffenden Lokalitäten, die Köche, die man nie sah, die Putzfrauen, die Geschäftsführer mit ihren Sorgen, deren Gattinnen und Kinder und die polnische Haushaltshilfe und die alte Oma, nicht zu vergessen die Sicherheitsleute bei allen vorbereitenden Sitzungen und Durchführungen, und schon erwischte sie sich wieder bei ihren alten kindlichen Spielen, die sie wahlweise zeichnend auf Tapetenrollen oder schreibend in irgendwelchen Heftchen oder einfach nur im Kopf, während sie die 15 Kilometer in die nächste Stadt auf dem Fahrrad zurücklegte, gespielt hatte, indem sie notfalls noch die grauen Wände irgendeines Kellerzimmers oder eben die unendlich hellen Wände der Gebäude auf dem Mount Scopus in der Mittagspause, wenn ihr die realen Leute eher auf die Nerven gingen, weil sie immer irgendwelche vorgefertigten Sätze sagten oder hören wollten, mit Menschen bevölkerte, die ihr irgendwie wahrer erschienen und mehr so, wie sie sich neben allem eben immer auch noch zeigten und irgendwohin mußten, und als sie sich bei dieser Beschäftigung nun also wieder antraf, spürte sie, wie sich in dem kleinen Bündelchen, das sie natürlich wie immer auf dem Schoß hatte, etwas regte, und als Mos leises Schnaufen eine halbe Stunde lang regelmäßig hörbar gewesen war, hielt sie es für sicher genug, das Bündel ganz vorsichtig wieder auf das Fell zu betten und mit dem karierten Schal zu bedecken und selbst ohne ein Bündel in ihrem Büro auf und ab zu schreiten und die nächsten Arbeitsschritte zu bedenken.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hat die Sekretärinnen vergessen.

Anonym hat gesagt…

Was will sie denn jetzt sagen, ist sie für oder gegen die Programme, das muß die EinSatzLeitung sich doch fragen, wenn sie solche Einträge rausgehen läßt!

Anonym hat gesagt…

Wir sind natürlich dafür! Und dafür, daß ein Graf seine Gedanken auch zu bedenken gibt!

Anonym hat gesagt…

Ihr seid Wischi-Waschi-Weicheier!

Anonym hat gesagt…

Sie bedienen sich einer erstaunlichen und Ihrer Würde nicht angemessenen Ausdrucksweise.

Anonym hat gesagt…

Eine literarische Fingerübung ist keine politische Stellungnahme.

Anonym hat gesagt…

Eure Sorgen möcht ich haben!

Über mich