Dienstag, 26. Februar 2008

(2)57.

Anders als die Helden neuerer Politromane (gegen die natürlich hier nichts gesagt sein soll, wir fragen uns nur manchmal, was sie von unseren Texten unterscheidet, sieht man einmal davon ab, daß wir zünftige Handlungen nun einmal aus purer oder puristischer Blasiertheit und weil das zum Prinzip gehört eher zu verweigern pflegen) ist der Chef der hiesigen EinSatzLeitung von einer Art, die dem Wunsch des Betrachters nach recht stierischem Gehabe eines Chefs bei aller Cheflichkeit auch unseres Chefs wenig zu bieten scheint: allzu gut versteht er sich mit seiner (freilich zweiten) Frau, die er zärtlich liebt, allzu gewöhnlich ist sein gelegentliches (und letztlich leicht aufhaltbares) Donnergrollen, allzu langweilig die Späße, über die er zu lachen pflegt (meist seine eigenen), allzu zivilisiert ist er mit den Kolleginnen und Kollegen, dazu auch noch körperlich gesund und maßvoll in allem, kurzum, eine im Grunde langweilige Erscheinung, wenn man bedenkt, daß das Publikum im Chef lieber einen richtigen "Hordenvater" zu sehen wünscht, natürlich mit Schwächen, wenn auch nicht gerade mit lautem Niesen und "Nose-Pickings," die auf dem Nachtschränkchen herumträumen, während er irgendeiner die Strapse abpellt, so doch gern mit hier einem Tanzbein, da einer Liebschaft und dann und wann einem gemeinsamen Besuch beim Table-Dance mit Kollegen, und irgendwo ein sportliches Korruptiönchen möchte auch nicht schaden, dergleichen verbindet, und hat man alles dieses wie unser weibgeborener und das Leben liebende Chef nicht wirklich zu bieten, dann wirkt man schon manchmal etwas asozial; was aber wird das geneigte Publikum erst denken, wenn es eine seiner besonderen kleinen Freuden betrachtet, die darin besteht, morgens sehr früh ins Büro zu gehen, wenn die Jungens vom Gebäudereinigungsservice (früher hieß das doch Putzkolonne, aber das ist auch nicht mehr so) gerade erst das große Gebäude verlassen, sich an seinen Schreibtisch zu setzen, einen Stein in die Hand zu nehmen und über die Frage "was ist eigentlich ein Stein" nachzusinnen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein Stein, lieber Herr Kollege Chef, ist in manchen Ländern dieser Erde ein Wurfgeschoß, mit dessen Hilfe einzelne Menschen von anderen Menschen kollektiv ermordet werden, weil sie sich gegen irgendein tyrannisches und ungerechtes Gesetz vergangen haben (etwa indem sie sich haben vergewaltigen lassen), man hat Maße und Gewichte für die Steine, denn es soll lange dauern, der Mensch, bis zu einer bestimmten Körperlinie eingegraben, soll seinen Tod eine gewisse Zeit lang unvermeidlich auf sich zu kommen sehen und leiden; es gibt dann Menschen, die das richtig finden und befriedigt nachhause gehen, und was die anderen tun, die es möglicherweise nicht ganz so befriedigend finden, das wissen wir nicht.

Anonym hat gesagt…

Manche haben sich auch nur dabei erwischen lassen, wie sie sich eine Freiheit genommen haben, die nur der anderen Sorte Mensch zusteht, der dann aber ehrenvoll und in aller Öffentlichkeit.

Anonym hat gesagt…

youtube.com/watch?v=PbL9vr4Q2LU&feature=related

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