Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Samstag, 14. November 2009
886.
Was hat dich eigentlich damals bewogen, Sicherheitsbeauftragter werden zu wollen, fragte die Schwester des Oberassistenten Karomütze, als dieser gemeinsam mit dem Oberassistenten bei ihr am Sonntagsbrunchtisch saß, und Karomütze sagte, ich war auf den Fall eines Menschen getroffen, welcher in völliger Unwissenheit über das, was man mit ihm trieb, gehalten wurde und einfach keinen Zugang zu validem Wissen bekam, zugleich aber selbst so gewissenhaft war, daß er sich (es war ein frommer jüdischer Mensch) strikt an das Gebot hielt, niemanden eines Kapitalverbrechens zu beschuldigen (ihm schien bereits die Beschuldigung einer Verurteilung gleichzukommen), wenn er nicht mindestens zwei glaubwürdige Zeugen habe, und dieser Mensch konnte sich, weil er einfach die Wirklichkeit, in der er lebte, nur erahnen, aber nicht klar erkennen konnte, einfach nicht befreien und litt entsetzlich, am schlimmsten war für ihn, daß er zwar neben üblen Feinden auch Förderer an seiner Seite spürte, die aus dem Hintergrund agierten, aber nicht einmal diese wagten es, das, was Rufmörder ihnen als Beweisstück zugespielt hatten, um sie gegen ihn aufzubringen, ihm vorzulegen und ihn danach zu befragen, so daß er keine Gelegenheit bekam, Dinge wirklich zu klären und unter Freunden wie Feinden gleichermaßen leiden mußte, jederzeit in völliger und ahnungsvoller Unwissenheit darüber, was wirklich gespielt wurde, und es wäre doch einfach nur Klarheit gewesen, was ihm hätte helfen können - da habe ich gedacht, Menschen wie diesem möchte ich helfen können, und da ich in jener Zeit unseren ehemaligen Chef kennenlernte, der mich sehr ermunterte, meine Kampfsportausbildung durch andere technische und kommunikative Elemente zu ergänzen, habe ich das gemacht, und ja, so wurde ich Sicherheitsbeauftragter der EinSatzLeitung, und der Oberassistent riß sich sehr zusammen, denn er wollte diese kleine Anbandelei nicht stören, mochte er persönlich auch keinen Geschmack an der etwas überschätzten "Heiligenstory" des unter seiner karierten Mütze immer noch mit ziemlich wilden Locken beschopften Schlitzmauls haben.
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17 Kommentare:
Dabei war es doch nur unsere beste Absicht, aus dem Hintergrund zu handeln, denn die höchste Stufe der Wohltätigkeit, so glaubten wir, ist doch die, bei der der Beschenkte nicht merkt, daß man ihm etwas Gutes tut.
Ach, der Herr Y. war das? Der tauchte doch erst ganz spät mal auf.
Es dauerte, bis alles ans Licht kam.
Ich habe diesen Satz über die Wohltätigkeit auch lange geglaubt, klingt ja auch sehr edel und bescheiden, aber inzwischen weiß ich, daß Dank eine Adresse haben will, und daß man außerdem oftmals Dinge für gut für jemanden hält, über die man sich besser orientieren könnte, wenn man eben doch direkt mit dem spräche, der angeblich und in gefühlter Aufrichtigkeit das Ziel einer Wohltätigkeitskampagne ist.
Manchmal muß man Leute zu ihrem Glück zwingen.
Nein, man muß mit ihnen besprechen, was das Glücklichste wäre.
Sie müssen einsehen, daß sie es selbst wollen, darum muß man sie erst ganz zu Boden strecken.
Für Pest- und Brachvögel, die derartigen Unsinn bebrüten, haben wir demnächst eine gutvorbereitete Sprechstunde, in der alles getan wird, um ihnen ihre eigenen schlechten Ideen und schlechten Mittel, sie zu verwirklichen an ihren eigenen Leibern als zwangsläufig scheiternd vorgeführt werden können, falls Argumentationen nicht ausreichen.
Das klingt sehr bedrohlich.
Keine Sorge, eine völlig harmlose Fortbildungsveranstaltung mit gesprächstherapeutischen Elementen und Rollenspielen usw.
Da werden sie sich fühlen wie zuhause in ihren Ebenen.
Man mißversteht mich.
Uns erst, wir wollten nur überall der Aufklärung dienen.
Haha, das wollten wir schon, und wir natürlich auch der Versöhnung und der Überwindung von Grenzen.
Manche Grenzen sollte man besser erst einmal anerkennen.
Endlich mal einer, der die Sprechstunde nicht mehr braucht, weil er die Lektion schon verstanden hat.
So viel Öl, also das ist mir doch etwas zu viel.
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