Freitag, 6. November 2009

878.

Heute, in unserer dritten Sitzung, wollen wir aus gegebenem Anlaß ein wenig über das Wesen der Probe räsonnieren, sagte der Kwaliteitswart, welcher ein Wochenendseminar unterrichtete in allgemeiner Begutachtungskunde, es gibt hier grob gesagt zwei Typen, der eine Typ (ab jetzt Typ 1) ist der normale: je besser im Training, desto besser auch in der Realität oder im Wettbewerb oder im Ernstfall, der andere Typ (ab jetzt Typ 2) ist der Pechstein-Typ, der uns hier aus gegebenem Anlaß besonders interessiert: der kann das Training nicht ernst nehmen und bringt regelmäßig volle Leistung nur im Ernstfall, der hat generell ein Problem mit Plänen und Konzepten einerseits, mit den Standards "gleichmäßiger Affektlagen" andererseits, weil seine Weise, vorausschauend zu sein, ein ungeheures Spektrum umfasst, das die Instinktreaktion im Ernstfall enorm verbessert, aber auch dazu führt, daß er überall da, wo angebliche Belastbarkeit und Gleichmaß angeblich getestet werden, aus demselben Grund, aus dem er im Ernstfall für besonders viele Lagen einen besonders guten Instinkt hat, aus der Kurve fliegt, denn dieser Typ wird durch alle Arten von "Fake" massiv irritiert, weil er sie fast immer bemerkt und sich über Leute ärgert, die so etwas ohne Not mit ihm machen; dieses Phänomen, das wir hier den Typ 2 im Umgang mit Belastungen nennen wollen, hat wiederum Auswirkungen auf das Begutachtungswesen im allgemeinen, da der Gutachter als solcher immer nur mit virtuellen Situationen arbeiten kann, durch sein Hinzutreten jeder wirklichen Situation eine Aura von "Fake" verleiht und ganz grundsätzlich nur für den ersten Typ zu irgendeiner brauchbaren Aussage kommen kann, während er sich auf den zweiten, für den er nie zu einer sinnvollen Aussage kommen kann, lediglich destruktiv auswirkt - weshalb ich Sie eigentlich mit dieser Einsicht nachhause schicken könnte, aber das wäre dumm von mir, ich will ja mit Ihnen etwas Geld verdienen, machen wir uns also daran, aus dieser Feststellung, die jeder Lebenserfahrene bestätigen wird, unsererseits eine Begutachtung fehlerhafter Gutachten zu machen, so lernen Sie auch gleich am meisten für den Ernstfall, sogar für Gutachter vom Pechstein-Typ - und er wunderte sich, daß in der zweiten und dritten Reihe etliche Leute zu gähnen oder zu tuscheln anfingen, denn er hatte sich von seiner bahnbrechenden Einsicht und ihrer endlichen Bekanntgabe doch etwas mehr Wirkung versprochen.

8 Kommentare:

Ein General hat gesagt…

Typ 2 ist für unsere EinSätze völlig unbrauchbar, man muß sich erst im Training bewähren, sonst gehts auch mit der Kameradschaft nicht.

Der ehemalige Chef hat gesagt…

Ich glaube, der Kollege Kwaliteitswart ist hier an einem wichtigen Thema, die Frage, wie die Realität da draußen wirklich ist, wird selbst von vielen PTBS-Experten nicht wirklich zugelassen.

Dame Ö hat gesagt…

Realität und zwei mal wirklich, er zeigt schon in der Grammatik, daß er selbst ein Problem damit hat.

Der klitzekleine Forschungsminister hat gesagt…

Die neuere Philosophie befaßt sich gerade mit diesem Thema der Wirklichkeit in umfangreichen Studien, das kann man unmöglich in diesem Medium hier kommunizieren.

Diskurswart hat gesagt…

Könnte man schon, man müßte es aber etwas didaktischer machen.

Leitung Ö hat gesagt…

Um Gottes willen, wir gelten sowieso schon als zu kompliziert und unernst und alles dieses, wenn wir jetzt auch noch mit Didaktik kommen!

Eine Lehrerin hat gesagt…

Warum sollte die denn so unbeliebt sein?

Mo hat gesagt…

Schnarch.

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