Donnerstag, 27. November 2008

532.

Sitzung der EinSatzLeitung

Sitzungsleitung: Chefin
Protokoll: Dame Ö

Tagesordnung:

1. Die B-Ebenen
2. Umgang mit der Verwertungsgemeinschaft
3. Verschiedenes

Die Chefin eröffnet nach Feststellung der Anwesenheit aller EinSatzKräfte die Sitzung, indem sie ihrer Freude darüber Ausdruck gibt, daß der Oberassistent wieder da ist, der nun helfen soll, die Aufarbeitung liegengebliebener Arbeiten sowohl in der Abteilung Ö als auch in der Demokratieabteilung zu beschleunigen. Der (nur wenig schlanker gewordene) Obersassistent bedankt sich artig für alle Besuche, die ihm in der Zeit seines Klinik-Aufenthaltes abgestattet wurden.

TOP 1:
Die B-Ebenen-Produktion hat nachgelassen, etliche Freunde haben nachgefragt, wo die B-Ebenen bleiben. Die Kreativleitung wird um Stellungnahme gebeten und bemerkt tonlos, daß die B-Ebenen-Produktion völlig in den Händen von Mo liege, diese aber bei allgemein gebessertem Befinden gegenwärtig doch etwas unterversorgt sei, während sie selbst und ihre Assistentin überbeschäftigt seien mit den neuen Großproduktionen, so daß man mit dieser Stockung einstweilen werde leben müssen. Ferner trage der Buchhalter mit seinen permanenten Kürzungen in der Honig-Versorgung nicht gerade dazu bei, Mo ans Kritzeln zu bringen, und sie bitte die EinSatzLeitung zu beschließen, einen festen Honigetat für Mo festzulegen, der nicht vom Buchhalter willkürlich und nach Laune beeinflußt werden könne. Der Buchhalter erhebt sich und behauptet, man müsse ganz andere Saiten aufziehen, es gehe so alles einfach nicht, man könne Mos Fehlverhalten nicht dauernd belohnen, die Kreativleitung sei ja erheblich umgänglicher geworden, aber die Verhätschelung des Mo sei nicht nur seiner eigenen Ansicht nach unhaltbar. In dieser Frage sei er der Ansicht, man müsse mal wieder den Herrn Pestvogels zu Rate ziehen, dieser werde allgemein unterschätzt, er aber habe ihn neulich auf der Straße getroffen und sich von ihm glaubhaft versichern lassen, daß ein heilsamer Schreck genau das Richtige für diese gesamte lahme Kreativabteilung wäre, insbesondere aber für das schläfrige Mo. Die Chefin beendet - nach kurzem Blickwechsel mit der Kreativleitung und empörtem Tuscheln der Assistentin K - die Suada, indem sie den Buchhalter beauftragt, sich lieber wieder um seine eigenen Zuständigkeiten zu kümmern, buchzuhalten und die Verteilung des Etats ordnungsgemäß der Versammlung der EinSatzKräfte zu überlassen. Mit knapper Mehrheit wird beschlossen, daß unabhängig von der B-Ebenen-Produktion eine Grundversorgung mit Honig gewährleistet sein müsse, man habe, murmelt der Demokratiebeauftragte, schließlich auch feste Sätze für die Kaffeeversorgung der anderen EinSatzKräfte und gebe davon sogar noch jenen Besuchern von der Verwertungsgemeinschaft etwas ab, was diese sich in ihre Haifischgesichter schütten würden, ist doch wahr, sagt er, und die Protokollantin kann sich nicht enthalten, diese Zwischenbemerkung zu notieren, denn sie erscheint in Ansehung der sonstigen Gelassenheit des Demokratiebeauftragten bemerkenswert engagiert. Der Job des Buchhalters freilich erscheint ein wenig undankbar.

TOP 2:
Die Chefin bemerkt, daß man mit dem Nebengegrummel ja bereits beim zweiten Tagesordnungspunkt angekommen sei, Umgang mit der Verwertungsgemeinschaft. Sie erteilt dem Demokratiebeauftragte also das Wort, seine Rede auf die Verwertungsgemeinschaft umzulenken und an alle zu richten. Der Demokratiebeauftragte sagt, es gebe eigentlich nichts Neues, man müsse sich nur seiner Ansicht nach neu überlegen, wie man sich dazu verhalten wolle, denn die Verwertungsgemeinschaft betrage sich gegenwärtig überaus lästig, indem sie permanent Signale aussende, mit denen sie mitteile, daß sie gern an der Leitungsebene der EinSatzLeitung vorbei ein erwartungskonformes Verhalten der EinSatzLeitung erwirken wolle, welches diese selbst nach Möglichkeit noch (wieder einmal gegen alle ihre eigenen Pläne und Arbeitsergebnisse) als eigenes Interesse zu betreiben hätte. Die mittlerweile wechselseitige Beobachtung von EinSatzLeitung und Verwertungsgemeinschaft ergebe also folgendes Bild: Die EinSatzLeitung betreibe ihre eigenen Geschäfte so gut sie könne. Desgleichen die Verwertungsgemeinschaft. Diese aber, in ihren untereinander unterschiedlichen Strömungen, habe gerade wieder eine Hauptströmung nach vornde gebracht, welche im Prinzip nach dem immerselben Muster vorgehe: Man werde nicht etwa vorstellig und frage nach, ob dieses und jenes vertraglich zu regeln sei, man setze sich nicht ernsthaft mit den Produktionen auseinander, sondern teile die auf allen möglichen Wegen zur Kenntnis gelangten Produktionen auf in solche, die unfreiwillig etwas preisgäben (nämlich die Gründe für die Verweigerung des erwartungskonformen Verhaltens, die man zentral bei der Kreativabteilung suche, die betreffende Dame hört den Bericht unbewegten Gesichts an), und andere, welche den Erwartungen fast entsprächen, aber noch korrekturbedürftig und deswegen nicht anständig in einen fairen Handelsverkehr zu ziehen seien, von dem man ja vor allem wolle, daß er von der EinSatzLeitung als Eigeninteresse formuliert werde. Bei alledem vermeide die Verwertungsgemeinschaft also trotz beobachtbarer besserer Ansätze konsequent weiter - wie seit Jahren - ihrerseits ein anständiges, den Erwartungen der EinSatzLeitung entsprechendes Verhalten und ziehe es vor, aus irgendeinem "Off" zu Tests zu machen, Auswege abzuschneiden etc. Dabei habe die Leitung Öffentlichkeit sich durchaus darum verdient gemacht, ihrerseits die Erwartungen der EinSatzLeitung zu formulieren, nämlich: anständige Angebote, geregeltes Anhören von Meinungen, Belohnung von Leistung (und nicht etwa Bestrafung). Alles dieses aber scheine man in der Verwertungsgemeinschaft weiter nicht zu wollen, so daß im Grunde weiterhin nichts anderes übrig bleibe, als mit Hilfe von Karomütze und Leitung Ö alle Interventionsversuche abzuweisen, keine zugespielten Bälle aufzufangen etc. Denn was für die Kreativleitung innerhalb der EinSatzLeitung, und für Mo innerhalb der Kreativabteilung gelte, das müsse nun einmal auch in der Welt zur Geltung gebracht werden. Der Forschungsminister verzieht sein Gesicht, und die Kreativleitung, die dies sofort bemerkt, gibt zu bedenken, daß man doch längst geständig gewesen sei und gesagt habe, für eure Verwendungen taugen wir leider nicht mehr, eure Erwartungen können wir wegen einer ausgewachsenen Bibliographienphobie unseres Forschungsministers nicht mehr erfüllen, aber hier bieten wir euch dies und das, was daran denn so schwer zu verstehen sei, und der Demokratiebeauftragte sagt, das müssen Sie als Frage einmal direkt in so ein Haigesicht sagen, vielleicht bewirkt es etwas, wenn Sie es sagen, vielleicht müssen wir die Leitung Öffentlichkeit darauf ansetzen, ich weiß es nicht. Die Leitung Öffentlichkeit sagt tapfer, wir arbeiten in unserer Abteilung doch nach Kräften daran.
Die Chefin, die vor allem keine allgemeine Ratlosigkeit ausbrechen lassen will, schlägt die Bildung einer internen Kommission vor. Ich will wieder in mein Krankenhaus, sagt der Oberassistent.

3. Die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse schlägt vor, in der Raumaufteilung einen eigenen Schreibtisch für die Protokollantin zu bestimmen, es sei doch unangenehm, daß diese immer im "Bistro" ihre Arbeiten erledigen müsse, und es wird für dieses Problem eine schnelle Lösung gefunden, für das die Protokollantin ihren Dank bekundet, sie wird nun im Büro der Abteilung Öffentlichkeit einen Schreibtisch haben.

Ende der Sitzung.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr selbstreferentiell.

Anonym hat gesagt…

Kann man so sehen. Es handelt sich ja auch um eine interne Lagebesprechung.

Anonym hat gesagt…

Man überschätzt unsere Sorge und unterschätzt unsere Geschäftsinteressen.

Anonym hat gesagt…

Wir haben in der Verwertungsgemeinschaft keinen Sprecher, jeder verwertet so gut er kann.

Anonym hat gesagt…

Honny soit usw., so sollten wir es doch wohl auch halten.

Anonym hat gesagt…

Und wo bleibt dann, ich meine, der Anspruch und so?

Anonym hat gesagt…

Sollten Sie eigentlich wissen, Arcanum, M-Geheimnis usw.

Anonym hat gesagt…

Das ist aber ein bißchen gefährlich, finden Sie nicht?

Anonym hat gesagt…

Aber plötzlich versteht man besser, wie sowas in die Welt kommt, oder?

Anonym hat gesagt…

Ick vastehe nur Bahnhof.

Anonym hat gesagt…

Na das ist doch schon mal ein guter Anfang, sehen Sie es mal so!

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