Freitag, 14. November 2008

519.

Im Chefinnenbüro plagte sich die Chefin im Gespräch mit dem Demokratiebeauftragten und der Dame Ö wieder einmal mit der Frage ab, wie ein Machtwort zu sprechen sei gegen eine Gewaltandrohung, eine Zwangsmittelanwendung usw., ohne daß man sich den Gewalttätern gleichmache, die haselnußbraunen Augen der Chefin waren müde, ihr Chefsessel mißfiel ihr, sie war in Versuchung, ihn zu räumen und dem Demokratiebeauftragten nahezulegen, ihn einzunehmen, denn sobald sie überall die Aufforderungen "führe" las, hatte sie den Eindruck, auf einem Exerzierhof Stimmen zu hören, die "zurück ins Glied" schnarrten, "daß du führen sollst," sagte sie seufzend, "das nimmt dir doch die Kraft, es noch als deine eigene Sache aufzufassen, und wie machen das denn andere," fragte sie, "und was machen die denn, wenn man ihnen jede nüchtern vorgetragene Befürchtung als Wunsch auslegt und jeden Wunsch so interpretiert, daß man ihn als den eigenen nicht wieder erkennt," und die Dame Ö sagte, "jetzt reden Sie fast wie die Kreativleitung, bevor sie wieder etwas raushaut, nehmen Sie das als gutes Zeichen," und der Demokratiebeauftragte sagte, "die reden doch immer vom 'ersten Diener eines Staates,' und also schreien sie, wenn sie 'führe' schreien, eigentlich 'diene,' und wenn Sie dagegen vielleicht einen kleinen Protest entwickeln, vielleicht haben Sie dann das kleine bißchen Lust wieder, das man zum Führen braucht," und die Chefin hätte fast angefangen zu weinen, denn in dieser drolligen Idee war doch sehr viel Freundlichkeit, so lächelte sie und sagte, "ob ihr dabei seid, muß ich also nicht mehr fragen, wie schön," und sie straffte ihren Rücken und sagte, "gut, dann jetzt zu Karomützens Bericht über das traurige Schicksal seines Lieblingsglobus..."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich habe hier etwas viel interessanteres gefunden: http://uk.youtube.com/watch?v=TAf4uIq__1E

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