Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Samstag, 22. November 2008
527.
Natürlich wurde die Sitzung nicht am Wochenende nachgeholt, fast alle waren in ihren Häuslichkeiten geblieben, nur der klitzekleine Forschungsminister hockte an den Geräten, um im Notfall die anderen zusammenrufen zu können oder einen eigenen EinSatz abzusetzen, und er befand sich in regem Chat mit dem naseweisen Sinologen, welchem beigefallen war zu fragen, warum sein ehemalige Kollege eigentlich als "Forschungsminister" gelte, er sei doch früher nichts weiter als ein kleiner Forscher gewesen, und um Minister zu werden, müsse man doch völlig andere Kompetenzen haben, dann sei er bei seiner Größe auch nicht gerade eine repräsentative Erscheinung usw., und der klitzekleine Forschungsminister sagte, dies alles habe sich ja noch zu Zeiten des ehemaligen Chefs so entwickelt, welcher nun einmal die Idee gehabt habe, man könne vor so einer gewaltigen großen Sache, wie die Forschung an sich sie darstelle, in jedem Falle stets nur in Ehrfurcht erstarren und sehr klein werden, entweder, indem man sich in sie einfüge als mehr oder weniger kleines Rädchen, das dennoch mit seiner unermüdlichen Geschäftigkeit und mit der Hilfe des Getriebes, in dem es nun einmal funktioniere, alles Menschliche aus seiner Umgebung zu terrorisieren habe, um seine Rädchenposition und sich in ihr "wettbewerbsfähig" zu halten, oder man müsse sich ihr von außen zuwenden und die diversen Widersprüche, die sie so mit sich herumschleppe und bewege, ordnen und verwalten und zugleich einer Instanz wie der EinSatzLeitung immer wieder einmal ein paar Forschungserbegnisse zuführen, so in etwa habe jener Chef in der Gründungsphase der EinSatzLeitung sich das vorgestellt, da er aber ein vor- und umsichtiger Mann sei (übrigens immer noch, auch wenn er gegenwärtig ja mehr in die Zeitung und in den heute gar verschneiten Garten seines Hauses starre), habe er eben gerade einen rädchenkleinen Kollegen gesucht, welcher ihm den Umgang mit jenem gewaltigen und beeindruckenden Ding Forschung verwalten solle, und so sei es also gekommen, daß er als klitzekleiner Forschungsminister auf seinen Posten berufen worden sei, den er nun so gut wie möglich auszufüllen sich bemühe, immer noch unglücklich, wie er zugeben müsse, besonders bei den Wochenendschichten, aber insgesamt doch erheblich zufriedener als zuvor, als er in dem gewaltigen und beeindruckenden Ding selbst gewesen sei, obwohl, sagte er dann, obwohl, naja, denken wir besser nicht darüber nach, sagte er, man muß manche Kapitel einfach schließen, und dann unterbrach er sein Chatten, denn es piepste sein Handy und die Kreativleitung rief an, um zu fragen, ob er ein Mittel wisse, mit dem Brechreiz gestoppt werden könne, Mo habe auf der Straße geglaubt, in das hämische Gesicht ihres Wächters zu gucken, und erbreche sich seither in einem Fort, so daß der Klitzekleine nun sehr Unforscherliches zu regeln hatte, indem er Karomütze fernmündlich zur Apotheke schickte, um ein bestimmtes Medikament zu besorgen und in die Wohnung der Kreativleitung zu befördern, und als alles veranlasst war, chattete er dem Sinologen zu, jetzt muß ich hier auch manchmal Arzt spielen, nur weil ich ein paar pharmazeutische Kenntnisse habe...
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6 Kommentare:
Alles wieder in Ordnung, manchmal hilft Lektüre mehr als Pharmazie, habe, in Aufnahme alter EinSatzTraditionen, Mo einen älteren Spiegelartikel angeboten: http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/19/68/dokument.html?titel=%22DEN+BUNDESKANZLER
Ja, das waren noch Zeiten...
Damals gab es ja richtig solidarische Journalisten.
Gibts heute auch, man muß nur wissen, womit sie solidarisch sein sollen.
Ein ernsthaft ritterliches Abenteuer, das alles, das ist mir damals gar nicht so aufgefallen.
Hallo:http://uk.youtube.com/watch?v=hRONbnyNpu8
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