Dienstag, 4. November 2008

509.

Karomütze wußte wie immer alles: daß du keine Musik heimlich hören, keinen Brief an Freunde schreiben und glauben kannst, er wäre dein privater Brief, daß du dir nun einmal keine Schwachheiten erlauben kannst als EinSatzKraft, wenn du durchkommen willst, sonst wirst du zurückgestuft, du mußt jeden Augenblick alles unter Kontrolle halten, den Klimaanlagen nie entkommen, die dir alles kaputtkühlen sollen, nur dann bist du ein guter Agent im Dienste ihrer Majestät und so weiter, und er breitete dies des längeren und breiteren im "Bistro" aus, in dem man den komatösen Oberassistenten relativ schnell auch wieder vergaß, den Buchhalter hatte Karomütze mit seiner Redenschwingerei binnen kurzem wieder bei seinen Alfa-Träumen gepackt, den klitzekleinen Forschungsminister bei seiner Lust, die primitive Strickart aller Bond-Filme zu analysieren, die Leitung Öffentlichkeit, die kurz stehengeblieben war, um zu kontrollieren, was der Sicherheitsbeauftragte zu sagen hatte, wenn er aus seiner Rolle fiel, flirtete er einfach mal ein wenig an, er dachte, das brauchen werdende Mütter doch auch, die Dame Ö schüttelte nur dann und wann den Kopf über diese ungeheuer jugendliche Coolness, diese gespielte und professionell beinharte, im übrigen hatte sie den neuen Bondfilm schick gefunden, etwas wild, aber doch gut, der Minderheitler mit den grünen Borsten war abwesend, was der machte, wußte im Grunde sowieso keiner, die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hörte nicht zu, sondern beschäftigte sich angelegentlich mit irgendwelchen Notizen, und dann und wann fiel Karomützens Blick mit einer kleinen Verlegenheit auf Assistentin K, die zuzuhören schien mit ihren Augen, welche denen Mos plötzlich ähnlich sahen (Mo selbst war in der Kreativabteilung wieder in tiefsten Schlaf verfallen, die Kreativleitung in heftige Weberei), und er wunderte sich, wie wenig diese Assistentin zu protestieren schien gegen die erbarmungslose Feststellung, daß sie nun einmal nicht vorgesehen war, nicht als selbsttäige, nicht als fühlende, nicht als denkende, schon gar nicht als bleibende, und das fing an, ihn ein wenig zu ärgern, aber als er vorwärts palavernd, rückwärts planend seine Aktivitäten bedachte, bemerkte er, daß er sich viel zu lange aufgehalten hatte, die Assistentin schmunzelte, sagte, wieder ein Fehler, wer soll den eigentlich bemerken, drückte ihm kurz die Hand, als er aufsprang um zu gehen, und binnen kurzem war das "Bistro" leergefegt, kein Wort übrig zwischen Kekskrümeln und Kaffeeflecken.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zweimal binnen kurzem finde ich gar nicht schick.

Anonym hat gesagt…

Wieso geht die eigentlich dauernd ins Kino, wer kann sich das denn leisten!

Anonym hat gesagt…

MIr fehlen hier etwas die kleinen Video-Clips, warum kommt da nie mehr was?

Anonym hat gesagt…

Mir fehlen viel mehr ein paar zünftige Insinuationen und dezenten Ohrenklingeleien von katholischen Schadchen, das ist zur Zeit alles so leise, wir hättens bitte gern etwas lauter, damit wir uns durch eine zünftige manipulative Anstrengung und Hintertürenverfolgung wieder etwas mehr gewürdigt fühlen, bitte, bitte, meine Lieben, ihr könnt doch wirklich dicker auftragen, wir mögen das so, und im Innersten unserer Herzen kommen wir euch und eurem bindungstheoretischen Schrott so sehr gern entgegengetappelt, aber vielleicht möchte es auch doch lieber etwas massiver Druck sein, der uns endlich endlich begreifen läßt, wie wohltuend uns unser Unglück war, als wir noch nicht so heillos egoistisch und selbstversessen waren wie man es nur sein darf, wenn man Stühle bewohnt, die uns ewig unzugänglich sein werden.

Anonym hat gesagt…

Was ist denn in dich gefahren?

Über mich