Montag, 19. Januar 2009

585.

Irgendwann hören auch die schönsten Zahlen auf, das Herz zu erfreuen, seufzte der Buchhalter, als er des Morgens in den langsam sich lichtenden Himmel blickte und sich fragte, ob heute nun wohl endlich über die Lage am Hindukusch gesprochen werden würde, denn das hätte doch vielleicht die herzhaft-kernige Männerfreundschaft mit Karomütze wieder beleben können, so daß Karomütze von ernsten Lagen und lustigen Abenteuern erzählen könnte, während er, der Buchhalter, ihn nach dem Alter seines schwarzen Alfa fragen und auf Dinge aufmerksam machen würde, die dem immer in die falschen Richtungen überoffenen Auge des Sicherheitsbeauftragten womöglich entgangen wären - aber wie er dann hoffnungsfroh in den Korridor trat, weil er Karomützens Stimme gehört hatte, da wurde er nur Zeuge eines einfach unsäglichen Gesprächs zwischen Karomütze und der Assistentin K, in dem diese sagte, man könne doch mal wieder die "Clergies" aller Welten und Religionen provozieren, indem man ein bißchen Wilhelm Busch zitiere, etwa mit: "es lebte zu Padua ein Weib, bös von Seele, gut von Leib," und dann einen sehr bösen Brachvogel (die oberen von denen oder die, die es werden wollen, sind doch eigentlich immer böse, sagte sie, oder etwa nicht?) sich bei einem minderen Pestvogel medizinischen Rat holen lasse, welcher darauf hinauslaufe, daß man der Schönheit künstlich und heimlich ein paar Schwangerschaftshormone füttere in dem Glauben, daß dieses sie von ihren sündigen Gelüsten kurieren werde, doppelt naiv ist das nämlich, sagte die Assistentin, indem sie sich schäkernd der Schulter des Bemützten näherte, weil erstens natürlich nicht die Gelüste das paduanischen Weibes, sondern eher die verdrängten und verschobenen der Brachvögel das Problem sind, und weil zweitens diese Hormone natürlich, wie ich soeben zuverlässig erfahre, keineswegs die gewünschte Wirkung haben, und während dies alles trotz seiner offenkundigen Lächerlichkeit dem Sicherheitsbeauftragten ganz lieb und recht war, konnte der Buchhalter seinen sich schüttelnden Kopf kaum noch stillstellen und wollte immer nur die Hände über demselben zusammenschlagen.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie bringt uns alle in Gefahr, diese lotterige Assistentin!

Anonym hat gesagt…

Ihr sollt euch nicht so aufregen, zuhause ist sie ganz lieb, und ein kleiner Flirt im Büro hebt die Laune, sie wird schon keinen Unsinn machen.

Anonym hat gesagt…

Aber wir müssen wirklich ein bißchen aufpassen, es ist in diesem Land manches verbotener als es aussieht.

Anonym hat gesagt…

Ich habe Sie nicht zu meiner Nachfolgerin bestimmt, damit Sie demgegenüber einknkicken, Freiheit der Kunst ist Freiheit der Kunst und gehört hier zur Basis, wenn das nicht mehr gilt, entziehe ich der EinSatzLeitung alle meine bisherigen Investitionen.

Anonym hat gesagt…

So scharf hat er aber schon lange nicht mehr geschossen.

Anonym hat gesagt…

Wo er recht hat, hat er recht.

Anonym hat gesagt…

Es wird Zeit, daß ich zurückkomme, Kunst, Kunst, daß ich nicht lache!

Anonym hat gesagt…

Kleinkunst ist auch Kunst.

Anonym hat gesagt…

Ich sage dazu wohl besser nichts.

Anonym hat gesagt…

Also ich würde vorschlagen, man traut der Geistlichkeit einfach zu, so viel Humor und Selbstironie zu besitzen wie der oberste Brachvogel, und hält sich in Sachen Rückrat an unseren guten alten Lutheraner, ist das jetzt auch wieder nur die naive Sicht einer alten Dame?

Über mich