Freitag, 16. Januar 2009

582.

Hinter einem hohen Turme von Akten, Dossiers und Bulletins saß frühmorgens die Dame Chefin am großen Schreibtisch im einstweilen noch künstlich beleuchteten Büro ( in ihr zwitscherte es wie an jedem Wintermorgen fröhlich: wie gut, daß ich nicht eine von denen bin, denen die dunklen Tage aufs Gemüt schlagen, wie herrlich mein künstliches Tageslicht aus allen Scheinwerfern) und erlebte beim stetigen Abarbeiten der Papierberge ungewohnte Stürme von Heiterkeit, hatte man ihr doch einen äußerst bizarren kleinlichen Streit um Namen und Benennungen vorgelegt, welcher Wellen geschlagen hatte in die höchsten Ebenen der Hauptstadt und der Auswärtigen Politik, bis schließlich ausgerechnet ihre EinSatzLeitung den Auftrag bekommen hatte, schlichtend tätig zu werden, um Beruhigung und produktive Heiterkeit wieder einkehren zu lassen in alle vom Fieber dieses seiner Substanz nach lächerlichen Streites befallenen Institutionen und Einrichtungen, zu welchem Zwecke zunächst einmal der Sachverhalt geklärt werden sollte: es lagen pestvogelige Gutachten, brachvogelige Einreden und einige hübsche Kabinettstückchen der erzählenden Sicherheitskräfte vor, dazu ein paar Mitteilungen aus den human resource departments bekannter Großkonzerne sowie eine Stellungnahme desjenigen Institutes für forensische Prognostik, das neuerdings vom ehemaligen Leiter der Abteilung Öffentlichkeit und ehemaligen Projektentwickler geleitet wurde - na siehst du, Junge, hast du es doch zu was gebracht, murmelte die Chefin zufrieden und heiter vor sich hin, und wenn ich deine Texte lese, wird mir nur klarer, wieso du in diese EinSatzLeitung wirklich nicht passen konntest - und sie vertiefte sich, immer wieder von Lachreizen unterbrochen, in die Akten und bemerkte erst gar nicht, daß es an der Tür ihres Büros klopfte, als aber Freund Karomütze hereinkam, mit dem bei ihm nicht ungewöhnlichen bedenklichen und beunruhigten Gesichtsausdruck, da stand sie auf, ganz joviale Chefin, die sie mittlerweile zu werden gelernt hatte, strahlte ihn an, begrüßte ihn freundlichst und sagte, wie froh ich bin, daß gerade Sie unser Sicherheitsbeauftragter sind, mit denen, aus deren Aufzeichnungen ich mir hier gerade mühselig dasjenige heraussuche, was für den neuen Auftrag brauchbar ist, würde ich doch keine drei Tage Freude haben, und nichts ist der Arbeit hinderlicher als Langeweile, meinen Sie nicht?

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