Samstag, 3. Januar 2009

569.

"Going on dedoubling, dedoubling," summte das Kind, das gemeinsam mit seiner Mutter und dem Demokratiebeauftragten die genesende Kreativleitung besuchte und mit Mo zusammen an einer Liste von Wörtern mit "Doppel-" saß, sie hatten schon den Doppelwhopper und den doppelten Rittberger, den einfachen Doppeldecker und die Doppelhaushälfte, und nun fragte das Kind, Mama, was ist eigentlich Doppelmoral, worauf die Chefin zu einer längeren Erklärung ansetzte: Doppelmoral ist, wenn einer - zum Beispiel - immer dann mit Recht oder Zwang kommt, wenn es gut für ihn ist, sobald es schlecht für ihn wäre, aber sehr großzügig an allen Rechten vorbeischaut, also nehmen wir mal an, einer verweigert sich einer außergerichtlichen Einigung in einer Sache, in der er Grund hat zu vermuten, daß ein Gericht ihn besser stellen würde als ein irgendwie mediiertes Gespräch im außergerichtlichen Vergleich, daraufhin geht die erwartungsgemäß gerichtlich besiegte Seite davon aus, daß dieser "Gegner" auch in allen anderen Fragen ausschließlich in gerichtlicher Sprache vorstellig werden würde, und bemüht sich, da es sich um eine sehr empfindliche Angelegenheit handelte, nicht weiter um irgendein beschönigendes pseudokommunikatives Getue, erst recht nicht um Person und Ergehen der zur Gerichtsinstanz gewordenen Person, der Sieger scheint einstweilen zufrieden mit seinem Sieg und stellt keine weiteren Forderungen, die er doch, wenn er das Recht voll ausreizen wollte, durchaus stellen könnte, kommt dann aber Jahre später auf die Idee, es sei ihm mächtig etwas entgangen, und, bestärkt in dieser Idee von wohlmeinenden anderen, die immer gern dabei sind, wo kollektiv Steine zu werfen sind, bedient er sich nunmehr einiger hochillegaler Methoden des Raubes an einer vollkommen entrechteten Person, unter der Prätention, sich als eine Art Robin Hood das zu holen, was ihm immer schon zugestanden habe, zugleich aber mit der Hilfe eines reichen Tycoons, der für den echten Robin Hood, von dem man nie gehört hat, daß er irgendwelche Prozesse geführt habe, eher ein zu Beraubender als ein immer schon freigesprochener Miträuber gewesen wäre - das ist Doppelmoral, und wenn du willst, kannst du dazu den Tycoon als einen ordentlichen Doppelwhopper malen, sagte sie noch, aber dann sah sie, daß ihr Kind etwas verständnislos dreinschaute, während Mo schon eifrigst kritzelte, und guckte ihrerseits hilfesuchend den Demokratiebeauftragten an.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

An dieser Stelle kann man doch nur die Bibel und sogar das NT zitieren, denn da heißt es "wer von euch ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein," und hier muß ich mich also selbst korrigieren in manchem, was ich früher mal gesagt habe, es gibt auch in der Bibel etwas wie eine Moral, vielleicht sogar eine Ethik, denn was wäre uns allen natürlicher, als mitzuwerfen, wenn alle werfen.

Anonym hat gesagt…

Ich dachte mehr an was einfaches, also, wenn eine Kaugummi kauende Mama mir sagen würde, ich soll kein Kaugummi kauen, aber meine Mama kaut nicht nur kein Kaugummi, sie verbietet mir nicht einmal, Kaugummi zu kauen, wie soll ich da lernen, was Doppelmoral ist, das muß man sich doch mal fragen!

Anonym hat gesagt…

Ich habe sehr gut verstanden, so einen Fall hatte ich mal mit meinem alten Ford Granada, echte Härte war das, echte Härte!

Anonym hat gesagt…

Lass uns doch mal wieder eine Demo machen: Für das Recht auf Doppelmoral!

Anonym hat gesagt…

Jetzt spinnen sie völlig, als ob es nichts Ernsteres zum Demonstrieren gäbe!

Anonym hat gesagt…

Es gibt noch Hoffnung für den Demokratiebeauftragten...

Anonym hat gesagt…

Ich hätte jetzt eher "Zwang und Gewalt" an die Stelle von Recht etc. gesetzt, und dann käme eine solide politische Stellungnahme heraus.

Anonym hat gesagt…

Ich bin kein Tycoon, ich bin ein Taifun, huhuhuhuhuuuuh!

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