Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Dienstag, 6. Januar 2009
572.
Der Demokratiebeauftragte war mal wieder dabei, ein paar Leitsätze zum Thema Demokratie zu formulieren, das muß man ja immer wieder aufs Neue machen, sagte er zum Oberassistenten, welcher meinte, das werde doch alles überschätzt, und, wie willst du denn bitte mit ein paar müden Leitsätzen irgendwen dahin bringen, einen Vorteil, den er haben könnte, nicht zu nehmen, im Grunde bist du doch ein verhinderter Klosterbruder, sagte der Oberassistent gerade, als die Dame Ö, wie ihr Nachwuchs gesagt haben würde, in der EinSatzLeitung "aufschlug" (und sie würde in Erwiderung vielleicht gesagt haben, wie niedlich, bin ich denn ein Komet, noch besser erschien es ihr freilich meist, so zu tun, als merke sie gar nicht, wie diebisch so ein Nachwuchs sich freuen kann, wenn er denkt, es sei ihm mal wieder gelungen, die Alte zu verlaunen und ein Modewort an ihr vorbei zu schmuggeln, während die nämliche Alte gerade in solchen Momenten, in denen sie die diebische Freude auf dem Gesicht des Nachwuchses sah, den Eindruck hatte, am meisten über ihren Nachwuchs zu erfahren, ein Nähe- und Erkenntniserlebnis, für das sie manche Unterschätzung ihrer Aufmerksamkeit mit allenfalls leicht bewegter Braue gern in Kauf nahm), ihre Handschuhe von den Fingern zog, den Mantel aufhängte, ihre Ohren in Richtung des Oberassistenten aufsperrte, um dann resoluten Schrittes in das Demokratiebüro zu gehen und zu sagen: jetzt hört ihr bitte mal einen Augenblick an, was eine ältere Dame zum Frieden zu bemerken hat, da wäre erstlich zu sagen, daß ein veritabler Friedensengel nicht mit dem Make-up und nicht einmal mit den Flügeln zuerst gebaut wird, sondern wie jeder gute Mensch mit den Knochen, und die Knochen einer Friedensbotschaft bestehen aus Wahrheit, Respekt und fairem Handel, ist das nicht so, wenn man aber stattdessen Friedenswimpelchen schwenkt und sagt, schaut wie schön ich aussehe in meinem neuen Friedensdesign, aber nebenher weiter dem Gegenüber heimlich in die Taschen langt und ihm bei der Versorgung das Wasser abgräbt, dann hat man wohl kaum Grund zu der Annahme, daß man bei einem halbwegs intelligenten Gegenüber auf irgendein Interesse treffen werde mit dem Wunsch, er möge in Zukunft immer sagen Brutus is an honorable man, mein Vorschlag lautet also, wenn Sie mal wieder Leitsätze formulieren, mein lieber junger Kollege Demokratiebeauftragter, empfehlen Sie den Grundsatz eines bedeutenden Mannes, welcher zu sagen pflegte "Tun, was man sagt, und sagen, was man tut," das ist die erste Regel aller Politik, Sie werden sehen, wie sich über eine gesunde Handelsbeziehung und ein aufrichtiges Wort (etwa: ja, ich habe dir hier etwas weggenommen, und ja, ich wollte das auch gern haben, aber ich will doch nicht, daß du deswegen im Elend lebst, und können wir nicht eine Lösung finden, die uns beiden das Gesicht wieder herstellt, auch wenn deine verständliche Wut einstweilen nicht wirklich durch irgendeinen "Sympathiezauber" zu überbrücken ist) unter halbwegs vernünftigen Menschen ganz zwanglos neue Ideen einstellen und manchmal sogar ein überraschend freundschaftliches und dem Verzeihen günstiges Klima - aber dazu, meine Herren, muß man natürlich erwachsen genug sein zu verstehen, daß man manche Dinge nicht festhalten kann, daß man Fehler macht, daß man sich selbst täuscht - und daß keine Selbsttäuschung dadurch besser wird, daß man allen anderen abverlangt, diese Täuschung nun auch zu ihrer eigenen zu machen, mit anderen Worten, das Ende der Demokratie beginnt da, wo man selbst unehrlich ist und andere auch dazu zwingen will, die eigenen Unehrlichkeiten zur ganz ehrlich und authentisch formulierten eigenen Sache zu machen, oder so ähnlich, und sie überschlug sich immer mehr, fiel sich ins Wort, und ... ach, sagte sie dann, war wohl nichts, ich bin nicht zur Rednerin geboren, aber Sie verstehen, was ich meine, erst die Knochen, dann das Make-up, das war eigentlich die Regel, die ich meinte, und der Oberassistent schwieg verblüfft, während der Demokratiebeauftragte den Kopf schüttelte, sagte, ich komme später auf Sie zu, und weiter an seinen Leitsätzen bastelte, für die er einen gewissen Bausatz in seinem Kästchen hatte, den er durchaus wertvoll fand.
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5 Kommentare:
Ein bißchen Fleisch, Muskel, Haut usw. könnte ich mir zwischen Knochen und Make-up auch ganz schick vorstellen.
Man bewegt sich wieder sehr ins Lästerliche!
Der Demokratiebeauftragte ist ein Autist!
De te fabula narratur!
Ihr beschäftigt euch wieder nur mit Floh-Problema.
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