Sonntag, 26. April 2009

683.

Man muß Schönes zerstören, um es nützlich zu machen, man muß Menschen zu ihrem Glück zwingen, man muß kommende Führungskräfte rituell demütigen, damit sie was taugen und hart werden, ohne das geht es nicht, man muß Menschen, die etwas Verschontes und Reines oder Glückliches an sich haben, aber trotzdem nicht immer lächeln und tun, was man ihnen sagt, so zerschlagen, daß die Zerschlagenen hinterher das Hohelied des Positivdenkens singen, dann wird es was, man braucht weder Literatur noch Philosophie, alles Spökenkiekerei und dummes Zeug, ganz nett, aber nicht nützlich, und feine Menschen, die keine Projektanträge können, brauchen wir nirgends, alles muß in geregelten Bahnen gehen, darum geht es in der Demokratie, dozierte der etwas korpulent gewordene Herr X. auf einem Klappstuhle sitzend und sich hin und wieder mit der Hand durch den Bart fahrend, seiner neuen jungen Begleiterin, welche vor ihm im Grase lag und nicht recht bei der Sache, aber doch aufmerksam genug zu sein schien, um den Redefluß des Meisters nicht zu unterbrechen und den Stolz auf seine Eroberung somit zu rechtfertigen, über den Kopf hinweg, und er dachte, eigentlich sollte sie mitschreiben, sage ich denn hier nicht Wertvolles, geh man los, sagte er dann, und hol schnell was zu schreiben, das ist doch wichtig, was ich hier sage, und so ganz verstand er nie, warum die jungen Dinger das dann auch immer noch taten, aber sie taten es regelmäßig, und damit, die Sache zu beenden, bevor sie schließlich doch erwartungsgemäß nöhliger oder unwilliger wurden, war er eigentlich immer schneller, was den großen Vorteil hatte, daß sie ihm manchmal sogar noch nachweinten; wenn seine Frau früher was gerochen hatte, hatte er meistens gesagt, das bildest du dir nur ein, und wenn sie zickig wurde, hatte er einmal offen gesagt, es tut uns nun einmal niemand so wohl, wie ein niedliches junges Mädchen, das uns zu Füßen liegt - da hatte er dann wenige Wochen später den Scheidungsantrag auf dem Tisch gehabt, sich bloß gewundert, warum sie darum nicht mehr Aufhebens gemacht hatte, aber irgendwie sind sie nun einmal undankbar, die Frauen, je älter sie werden, desto undankbarer, und nun wollte er nicht mehr daran denken, sondern lieber fortfahren, seine großartige soziale Vision auszubreiten, aber irgendwie kam das Mädchen nicht zurück, und so ganz ohne...

8 Kommentare:

Herr X. hat gesagt…

Hahaha, jetzt setzen sie es schon ins Internet, wie sie einen sehen, hahaha, das muß man doch mal mit Humor nehmen, was?

Demokratiebeauftragter hat gesagt…

Was mopst der sich denn hier so?

Mo hat gesagt…

Kreativleitung ist eingeschlafen, und ich hab nur was für die B-Ebene.

Herr Y. hat gesagt…

Bei uns ist es schön.

Chefin hat gesagt…

Ich lass mir jetzt nicht den Sonntag verderben.

Verteidigung K hat gesagt…

Ich finde, es fehlt in der Rede des HerrnX. noch das Rachemotiv, dieses "es soll ihnen ordentlich schlecht gehen, denen, die es vermasselt haben" usw., wo bleibt das denn, euch fehlt eben doch meine Assistenz!

Dame Ö hat gesagt…

Ach, das Rachemotiv, das muß man doch nicht extra erwähnen, es ersetzt von ganz allein jede sinnvolle und konstruktive Auseinandersetzung, das weiß aber doch auch jeder.

Das Mädchen hat gesagt…

Sag zum Abschied leise Fuck you...

Über mich