Montag, 6. April 2009

662.

Selten hatte man sie so strahlen sehen, die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, wie an diesem sonnigen Montagmorgen im April, denn die Chefin, nachdem sie den klitzekleinen Forschungsminister befriedet hatte, war doch tatsächlich zu ihr gekommen und hatte sie gefragt, was wären denn die wirklich wichtigen Themen, die man zu diskutieren hätte, und die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hatte, ein wenig stotternd noch vor Überraschung, gesagt, es ging doch mal um Gefangene, um öffentliche Gefangene und um private Gefangene, und es ging doch mal darum, in den Ländern, in denen man sich einsetzt, die zu unrecht Gefangenen zu befreien und denen, die in bezug auf Frauen Schutz mit Knebelung verwechseln, vorzustellen, wie wenig dies langfristig zum Gedeihen eines Landes beitragen kann, und, sich in eine kleine Begeisterung redend, die sie selbst nicht ganz verstand, hatte sie ausgemalt, wie wunderbar es hingegen nach ersten Übergangsschwierigkeiten sein könne, wenn man Würde und Wünsche der Damen gleich hoch achte wie die der Herren, wenn man durch das Recht auf freie Wahl der Partner und schadensbegrenzte Ehescheidungen die gewünschten Ehen oder nichtehelichen Verbindungen von Zwang entlaste und glücklicher mache (da hätte man auch hierzulande noch einiges zu tun, ergänzte sie, wieder etwas fahler um die ewig rot geränderten Augen werdend, fing sich aber sofort wieder und sagte), es ging doch mal darum, Sicherheit durch die Arbeit an friedlichen Kooperationen statt an der Produktion von Schlafmitteln herzustellen und den Hass der radikaleren Kräfte sozusagen "pointless" zu machen, ja, hatte sie ihre Rede enden lassen, und wo ist das bitte alles geblieben, die Chefin aber hatte gesagt, sie danke für dieses Gespräch, und dann hat sie sich tatsächlich an die Arbeit gemacht, sagte die Minderheitlerin zum grünborstigen Minderheitskollegen, als sie diesen nun mit seinem ewigen Kräutertee im "Bistro" traf, sie muß von allen unseren Einwendungen wirklich etwas aufgenommen haben, das faßt man doch nicht, sagte sie, und der Minderheitler mit den grünen Borsten sagte, wir wollen es mal nicht übertreiben mit unserer Begeisterung, wie.

5 Kommentare:

Demokratiebeauftragter hat gesagt…

Ich habe ein ganz anderes Problem, ich wüßte gern von unserem externen Kollegen Kwaliteitswart, welche Drehbücher eigentlich die immerselbsten sind, die für "Könige," die für "Propheten" oder die für "Messiasse."

Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hat gesagt…

Die für ihre Gattinnen.

Gattin des ehemaligen Chefs hat gesagt…

Jetzt wird sie übermütig, so geht es nun auch nicht.

Der ehemalige Chef hat gesagt…

Wie lieb, das du das sagst, ich dürfte ja nicht.

Dame Ö hat gesagt…

Lasst Brauen sprechen.

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