Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Freitag, 15. Oktober 2010
1215.
Es war dies nicht nur ein grauer Tag, sondern auch etwas wie eine vernebelte Offenbarung, etwas wie eine krustige Verschiebung, etwas wie eine missliche Verfehlung, etwas wie eine unterlaufene Verpampung, eine grantige Verpatzung für die Dame Ö, welche eben dabei war, ihre brave Braue ebenso wie die berühmt-berüchtigte Hüpfbraue zu zupfen, als ihr Nachwuchs anrief, um - ausgerechnet in diesem Augenblick - gegen seine notorische Benennung als Nachwuchs Ö energisch zu protestieren, Nachwuchs, schimpfte er in den Hörer (natürlich nicht in den Hörer, wer trennt heutzutage schon noch Hörer und Telefon, allenfalls die Gegensprechanlagen, die wiederum mit Telefonen doch eigentlich nichts zu tun haben), Nachwuchs, ich bin doch kein Barthaar, das immer nachwächst, das hättest du gerne, nie hast du mich losgelassen, immer nur als ein Teil von dir, das ist überhaupt nicht gesund, und die Dame Ö ließ ihre Pinzette fallen, hielt ihr Telefon etwas vom Ohr weg, ja, sie streckte sogar einmal den Arm pathetisch von sich, nur um dann das Gerät wieder näher an ihr Ohr zu holen und zu seufzen, ach Liebchen, wo hast du das denn jetzt wieder gelesen, aber das war natürlich erst recht nicht richtig, du nimmst mich nicht ernst, du nimmst mich überhaupt nicht ernst, du hast mich noch nie ernstgenommen, immer kreist du nur um dich und deine EinSatzLeitung, schrie ihr Nachwuchs, und die Dame sagte, das ist eigentlich eine gute Idee, vielleicht solltest du mich auch jetzt besser nicht mehr daran hindern, um mich und meine EinSatzLeitung, die du dankenswerterweise heute gar nicht meine dämliche EinSatzLeitung nennst, zu kreisen oder zu kreiseln, sondern mich in Ruhe meinen ziemlich übel zusammengebrauten Nachwuchs über den Augen zupfen lassen, wenn du verstehst was ich meine, und sie klopfte ein paar mal energisch mit der Pinzette gegen das Telefoncorpus, denn mit solchen Teufeleien schien sie ihrem Kind doch mehr Freude zu bereiten, als wenn sie sich nun auch noch verteidigt hätte, etwa nicht?
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8 Kommentare:
O Gott, wie benimmt die sich denn zu ihrem Kind!
Sie soll meine Mutter nicht anpöbeln.
Früher dachte ich immer, dass meine Mutter viel langweiliger wäre als deine.
Heute hingegen, was?
Ich sehe Handlungsbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten.
Meine Sammlung von aufzuschreibenden ungeschriebenen Gesetzen in den europäischen Hauptstädten wird immer dicker.
Ich möchte mal wissen, wie Sie daraus ein Gesetz präparieren wollen!
Gesetze werden nicht präpariert.
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