Donnerstag, 17. Dezember 2009

918.

Während die Kreativleitung sich mit der Chefin, dem klitzekleinen Forschungsminister, dem Demokratiebeauftragten, der Leitung Öffentlichkeit und dem Kwaliteitswart über die B-Ebene unterhielt, wurde in den Fluren gemeutert: der Buchhalter, welcher aus irgendeinem Grunde der Dame Ö und diesem Precuneus zu imponieren suchte, indem er neuerdings immer sagte "also wir hier in der Buchhaltung," hatte einsehen müssen, daß er damit bei Dame Ö wenig Eindruck schinden konnte, und war nun auf ein weiteres Mittel verfallen, sich interessant zu machen, indem er nämlich Öl in Dame Ös bekanntermaßen brennende Skepsis gegen Mo (sie sah in ihr ein trotziges Kind, weiter nichts, und Mo benahm sich dann zuweilen auch danach) goß, so auch heute, na, Mo, sagte er, werden deine B-Ebenen auch immer schlechter, ja, das kommt davon, wenn man sich nicht an die Regeln hält und nur Trotz im frühvergreisten Schrumpfgesicht bewegen kann, Trotz und Hass, jawohl, sagte er, das sind die Kräfte, mit denen man die Regeln bricht, und es ist erstaunlich, wie viel davon hier geduldet wird, erstaunlich!

12 Kommentare:

Minderheitler mit grünen Borsten hat gesagt…

O weh, lass dich nicht provozieren, Mo, lass dich nicht kleinkriegen, die werden ihre Beratung noch zugunsten deiner B-Ebene beenden.

Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hat gesagt…

Ich verstehe nicht, was das Problem ist, leben denn die Deutschen nicht in einem säkularen Staat, und was ist denn das Problem mit Mos Text, ich kann da nichts Rebellisches sehen, ich sehe da einen ernsten Gedanken, gegründet auf eine immerhin mögliche Interpretation eines biblischen Buches.

Mr. Precuneus hat gesagt…

Man hat zu wenig Respekt vor den weisen Wesen, die ausgesondert sind durch einen Schaden, man annihiliert sie unter verschiedenen Prätentionen, ein weises Volk tut so etwas nicht.

Diskurswart hat gesagt…

Ausgesondert, weise, pah, her mit dem Text, und dann wird diskutiert, und dann hält sie sich, oder der Text hält sie, oder sie hält aus, daß der Text sie nicht hält, oder der Text hält aus, daß sie eine ziemlich Schrumpfperson ist, andere Schrumpfpersonen dürfen schließlich auch im Chefinnenzimmer mit diskutieren, während große qualifizierte Leute wie ich nicht dabei sind, so gehts doch sowieso schon mal nicht.

Brachvogel hat gesagt…

Es ist der Hass, der nicht gut tut.

Mo hat gesagt…

Welcher Hass denn, der auf die bloße Tatsache von Unterdrückung, der ist auch schon so böse, daß man ihn hassen muß, aber mit welchem Hass hasst man denn den Hass, wenn man nicht irgendwelchen Leuten Hass in die Schuhe schiebt, ich meine, hier gibts doch niemanden, der irgendwen hassen wollen würde, aber man wird doch noch die Unterdrückung als solche hassen dürfen, nein?

Oberassistent hat gesagt…

Wir rollen den Text einfach schon mal als Wandzeitung hier aus, das ist doch alles zu blöde, gib mal her.

B-Ebene hat gesagt…

Am anderen Tage saßen in demselben Baume ein paar aufgeplusterte Brachvögel, und der kleine Brachvogel hatte sich in die Kreativabteilung begeben. Von dort schaute er an den stahlkalten Himmel und fragte Mo: Immer erzählen sie mir vom Himmel. Was glaubst du, was ist in diesem Himmel? Und Mo antwortete: Du mußt ihn dir als ein Wettbüro vorstellen, in dem ein paar wichtig aufgeputzte alte Knalltüten mit aller Gewalt bestreiten müssen, daß es Liebe und Autonomie zusammen geben kann. Da sie machtversessene alte Knalltüten sind, können sie Liebe nur verstehen, wenn sie mit Unterwerfung unter ihren Willen zusammen kommt. Und wenn einer das bringt, dann sagen sie einander: wenn du ihm deinen Lohn für seine Unterwerfung entziehst, wird sich zeigen, daß er sich nur wegen des Lohnes unterworfen hat. Dabei hätte er es doch aus Liebe tun müssen. Aus eigenem freien Willen. Und dann quälen sie ihn so lange sie können. Damit beschäftigt man sich im Himmel seit vielen Jahrhunderten. Nur einmal ist es einem Menschen gelungen, zu sagen, quält ihr, wen ihr wollt, ich mache euch dafür verantwortlich und interessiere mich nicht mehr für euch. Da war ein Gott erschrocken. Das scheint mir immer noch der beste Gott gewesen zu sein. Er hat sich nie wieder getraut, den Menschen, den er zuerst niedergedonnert hatte, auch nur anzusprechen, sondern hat sich – man hat ja so seine Routinen – in seinem Herrscherton eher an seine Freunde gewendet und gesagt: wenn mein Knecht Hiob für euch betet, dann wird euch womöglich eure Mitwirkung an meinem bekloppten Plan verziehen. Diese Geschichte hat nie jemand verstanden, so daß sie sie heute noch benutzen, um das Wettbüro im Himmel zu rechtfertigen. Und Hiob hat Gott vielleicht verziehen, daß er ihn nur als liebend und autonom ansehen konnte, indem er ihn als seinen „Knecht“ annahm. Du siehst, die Welt ist noch in den Windeln, und die sind ziemlich voll mittlerweile. Der kleine Brachvogel verstand die Geschichte nicht recht, aber Mo wollte nun auch nichts weiter mehr sagen, sondern verkroch sich auf ihr Fell und unter den karierten Schal. Die Kreativleitung sagte dem kleinen Brachvogel, deinen Mitbrachvögeln erzählst du diese Sache besser nicht.

Eine Pastorin hat gesagt…

Ich würde das gern mal diskutieren.

Eine Dame aus Taiwan hat gesagt…

Ich auch.

Ein General hat gesagt…

Und ich erst.

Chefin hat gesagt…

So geht es nicht, nicht, wenn die Wandzeitungen schon vor laufenden Kameras ausgerollt werden.

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