Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Montag, 13. Juli 2009
761.
Die Chefin, der am Montagmorgen immer noch alle Knochen weh taten, ließ die Sitzung der EinSatzLeitung verschieben auf den folgenden Tag und hörte sich am Telefon mit mühseliger Konzentration den Bericht der Dame Ö über einen jener Wochenendanrufe an, von welchen gerade der Wochenenddienst der EinSatzLeitung immer wieder belästigt wurde, seit man der EinSatzLeitung Unterlagen entwendet hatte, diesmal sei es eine dünnstimmige weibliche Person gewesen, deren zwischen Koketterie und Eiferei zu lästigstem Effekte oszillierende Stimme diesen Robin Hood zu einem Instrument der Gerechtigkeit verklärt und die unsäglichsten Geschichten über seine Opfer mit noch am Telefon hörbar sich zuspitzender Nase "vorgetragen" habe, eine unerträgliche Peinlichkeit, schnaubte Dame Ö, nur noch überboten von der Penetranz, mit der sie sich nach der werten Gesundheit der Chefin erkundigt habe, und ernst werdend sagte sie, wir werden früher oder später um eine energische Verstärkung unserer Truppen nicht herumkommen, natürlich kann man sich, wenn solche Leute eingesetzt werden, noch darauf verlassen, daß die EinSatzKräfte selbst nicht affiziert werden, jedenfalls nicht von dem Gedankenschrott, der da zum Besten gegeben wird, aber die Belastung der rein physischen Kräfte und der materiellen Kapazitäten durch den sich ballenden und organisierenden Unsinn, obwohl man doch diesen selbsternannten Rächern der Enterbten seit Jahr und Tag und zu seinerzeit noch weit besseren Bedingungen Verhandlungen angeboten habe, die sei mittlerweile ein wenig bedenklich, natürlich habe sie - wie immer in solchen Fällen, egal, wer da gerade auftauche, um entweder seine schleimigen Dienste oder seine hilfreichen Worte oder seine angeblich alten Rechte oder die zur Vernichtung individuellen Lebens und Ausschaltung der Menschenwürde berechtigende Bedeutung seiner großen Sache anbiete, indem er zugleich alles, was real getan werde, schlecht mache - gefragt, warum denn dieser Robin Hood nicht einfach vorstellig werde und sein Anliegen in angemessener Weise formuliere, worauf von diesem Stimmchen doch tatsächlich der wohlbekannte "Gewaltreport" als Hinderungsgrund und letzte Ausrede vorgebracht worden, also in der EinSatzLeitung sei man Robin Hood mit Gewalt begegnet, und stellen Sie sich vor, sagte sie, es soll tatsächlich die Kreativleitung selbst gewesen sein, die diesem Robin Hood und seinen Kumpanen Gewalt angetan habe, nicht etwa der ehemalige Chef oder so jemand, und die Chefin sagte, ja, das sagen die ja dann immer, undurchsichtiges Manöver durchaus, wer sollte wohl sowas durchschauen, erstaunlich, wie weit sie damit an manchen Stellen kommen, und sie schlug der Dame Ö vor, die Dinge mit dem Demokratiebeauftragten zu besprechen und äußerte die Hoffnung, morgen vielleicht wieder in bürotauglicher Verfassung und fit für eine Sitzung zu sein, andernfalls müsse auch die Sitzung mit dem Demokratiebauftragten als Stellvertreter erfolgen, mit freundlichen Grüßen, ich hoffe, wenigstens dem geht es gut, und sie verabschiedete sich.
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8 Kommentare:
Man braucht eine Lagebesprechung, diese Anrufe können auch einfach nur Belästigungen sein, aber sofern eine Bedrohung besteht, muß natürlich geklärt werden, was da dran ist, Karo bitte zum Bericht.
Er ist noch unterwegs, bestimmt ein Hinterhalt oder sowas.
Ihr müßt mal alle etwas nüchterner werden.
Dieser "Gewaltreport" ist vor Jahren schon mal aufgetaucht und damals geprüft worden, ist nichts dran, haben wir damals alles durchgespielt, hat viel böses Blut in der EinSatzLeitung gegeben, die Kreativleitung hat monatelang gestreikt, wir wollten sie schon entlassen.
Es sind wieder vor allem die Brachvögel, meine lieben Kollegen, mit denen zu rechnen ist, also von der einen Seite Robin Hood, von der anderen die Brachvögel, was ist denn mit diesem Precuneus, könnte der mal bitte zur Verstärkung geschickt werden, der soll doch einiges draufhaben, ach, und danke Chef, wenigstens die Front geklärt, und gute Besserung, Chefin.
So höflich hat man Karo auch selten.
Das hätten sej doch nun alles auch als ordentliches Sitzungsprotokoll formulieren können, ist doch nicht so schwierig, aber nej, sej müssen erst wieder diese Krankheits-Telefon-Schleife machen!
Er spricht wie Leitung Öffentlichkeit, nach dem Motto, das wollen die Leute nicht, oder wie?
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