Samstag, 20. September 2008

464.

In den Höhen hallte das erhabene Gelächter des höchsten Brachvogels noch nach, die Wesire beeilten sich, es als einen risus purus zu bezeichnen und zu beräuchern und auch hierüber wieder dicke Bücher zu schreiben, deren Lektüre sie allen frischgetupften und geschlüpften Jungbrachvögeln zur ehernen Pflicht zu machen gedachten, während in den hochsprachlich bewohnten Tiefebenen der Hanse die Gattin des ehemaligen Chefs mit der Dame Ö in der Hollywoodschaukel saß, der Kälte wegen in Wolldecken gewickelt, dampfenden Tee gelegentlich an die Lippen führend, und die beiden lachten auf äußerst irdische Weise vor sich hin, denn die Dame Ö in ihrer neuen Einsamkeit machte durchaus gesellige Erfahrungen, über welche sie amüsiert und amüsant zu berichten wußte, insbesondere aber amüsierte sie, was ihr Sohn über die Welt der jungen Damen berichte, hier weniger, was er berichte, und mehr, wie er es berichte, denn es scheine sich in ihm eine neue Besorgnis herauszukristallisieren, in der er, also der Sohn, fürchte, als Seele nicht ernstgenommen zu werden, und darüber müsse sie als langjährige stille Beobachterin aller seiner Abenteuer, in denen es ihm nicht gar so sehr auf die Seele der Damen angekommen zu sein scheine, dann doch ein wenig lachen, aber die Gattin des Chefs sagte, das sei doch eine ernste Sache, wie sie sich da so belustigen könne, und Dame Ö hob die Braue und sagte, daß sie so besorgt sind, sie hätten keine, das ist das eigentlich komische an der Sache, und daß sie nach allem, kaum daß eine junge Frau einmal auch das sogenannt Körperliche in den Vordergrund rückt, sofort um ihre Seelen fürchten und daß sie vernachlässigt werden könnten, das ist das Seltsame, aber hübsch an meinem Söhnchen finde ich doch, daß er das nicht - wie wir es an sich gewohnt wären in unserer Generation - gleich wieder umlügt in eine Besorgnis um die Seele der betroffenen Frau, das sollten wir doch als einen kleinen Fortschritt preisen, und da die Gattin des ehemaligen Chefs dieses alles so gar nicht in Verbindung zu bringen wußte mit ihrer Erfahrung, staunte sie sich die Augen rund und begann, über ihren eigenen Sohn nachzudenken und ob er wohl auch so leiden müsse, aber am Telefon erreichte sie ihn nicht, du wirst dich hüten, ihn jetzt noch derartig zu bemuttern, sagte Dame Ö, und die Gattin des ehemaligen Chefs sagte, ich bin doch nur neugierig geworden (was natürlich im selben Maße wahr war, wie es auch gelogen war).

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielleicht haben sie keine, ich meine keine Seele, und deswegen so eine Angst.

Anonym hat gesagt…

Es gibt sie sowieso nicht, die Seele.

Anonym hat gesagt…

Nun ist aber mal gut, wir haben uns jetzt als sehr langmütig erwiesen, irgendwo muß Schluß sein.

Anonym hat gesagt…

Seele hin, Seele her, das wird doch alles überschätzt.

Anonym hat gesagt…

Wird es das?

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

Über mich