Montag, 1. September 2008

445.

Am Montag sah sich die Leitung Öffentlichkeit, angetan mit einer hellgestreiften Bluse und ganz im alten Standing, genötigt, auf einer Pressekonferenz verschiedene Mißverständnisse auszuräumen, die durch die Erzählung aus 444. in die Welt getreten waren, und erklärte feierlich: Herr Y. lebt zwar in der Tat in einer Stadt am Meer, aber er benutzt in aller Regel Internet und Aufzug, absolviert wie jeder moderne Mensch ein Fitnessprogramm in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten und Ausstattungen, er befindet sich mit der Nachbehandlung des durch Herrn X. erlittenen Unrechts in guten Händen, er besitzt keinen Papagei, schon gar nicht einen, den er etwa Siezen würde, und er arbeitet in einem ganz neuen Beruf, der ihm wohlgefällt, für ein bescheidenes Einkommen, an die Kreativleitung denkt er mit freundschaftlichem Respekt dann und wann und hofft, den Kontakt zu ihr erhalten zu können, da sie ihm in weit zurückliegenden Tagen in einer besonders angegriffenen Situation mit der unkompliziertesten Menschlichkeit begegnet sei, die Kreativleitung ihrerseits ist weiterhin ernsthaft darum bemüht, den Beschwerdeführer X. durch allmähliche Konfrontation mit seinen Taten in seiner Empörungsbereitschaft zu mäßigen und ihm den Hang, andere zu „schuhriegeln“ als seine Krankheit vor Augen zu führen, sie hat dazu bei vollem Bewußtsein eine gewisse therapeutische Haltung eingenommen und ihr eigentlich eigenstes Metier (nebst der zu diesem nun einmal gehörenden Dünnhäutigkeit) vorübergehend zusammen mit Mo zur Ruhe gelegt, der Entwurf, der in die Hände eines seltsam erfundenen Herrn Y. geraten sei, sei durchaus ein ernstgemeinter Entwurf gewesen, welcher tatsächlich dem Zwecke der allmählichen Entriegelung des Schuhrieglers gedient habe, durch die neuerliche Komplikation sei man aber in der EinSatzLeitung von anderen Aufgaben abgekommen, die nun erst einmal wieder in den Vordergrund zu treten haben, denn die Verhandlungen mit Herrn X. würden sich wegen der Kompliziertheit des Themas und des Beschwerdeführers noch ein wenig in die Länge ziehen und es sei in der Tat dem Lesepublikum nicht zuzumuten, hieraus jedes Detail zu erfahren; für weitere kreative Arbeiten haben Mo und die auf diese Weise ganz zwanglos zu neuer Bedeutung aufgestiegene Assistentin K sich in eine Arbeitswohnung außerhalb der EinSatzLeitung zurückgezogen, man erwarte aber ihre Rückkehr mit neuen Produkten, sobald der Fall X.Y. abgewickelt sei.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hat sich in Widersprüche verwickelt, erst heißt es, Mo sei zur Ruhe gelegt worden, dann heißt es, sie sei munter unterwegs mit Assistentin K, was stimmt denn jetzt?

Anonym hat gesagt…

Sind doch hier alle völlig unberechenbar, die Damen!

Anonym hat gesagt…

Ja, genau, spätestens morgen gibts wieder Bericht von Herrn X.

Anonym hat gesagt…

Schuhriegeln, aus welcher Mottenkiste stammt denn bitte dieser Ausdruck!

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es, wenn morgen mal wieder ich etwas erzählen dürfte?

Anonym hat gesagt…

So viele Menschen warten auf ihre Befreiung, und ihr kakelt hier!

Anonym hat gesagt…

Jeder befreit mit dem, was er kann, wen und was er kann, das ist doch ganz in Ordnung so.

Anonym hat gesagt…

Danke.

Anonym hat gesagt…

Kritzel.

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