Montag, 15. September 2008

459.B.

Der Kwaliteitswart wäre gern ganz in seiner Funktion aufgegangen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Eben noch stolz, die Tür mit dem Fuße öffnen zu können, mußte er sich nun als Teil eines ridiculem Arrangements sehen, den erst schnaubenden, dann fluchenden, dann verstummenden Milchzaren bekleckert zu seinen Füßen, die erschrockenen Augen diverser Kolleginnen und Kollgen auf sich gerichtet, konnte er nun nicht mehr die Handlungen anderer überprüfen und dabei stets recht elegant zurückgelehnt bleiben, sondern er, er ganz allein, hatte etwas zu tun, und, nachdem ihm dieses verschrikkelijk klar geworden war, tat ers: Er setzte sanft die ohnehin nicht einmal mehr halbvollen Becher neben seine Füße und neben die Hände des Obersachsen oder Niedersachsen auf den Boden. Sodann, weiter hockend, fummelte er ein Taschentuch aus seiner Tasche und fragte hilfsbereit, ob er wischend irgendwie tätig werden könne. Der Zar nahm das Angebot dankbar an, die beiden hockten auf der Türschwelle, der Kwaliteitswart wischte am Nutztierhalter herum und, als er fertig war, sah er auf, sah in die Runde und sagte, ja, manchmal kommen die Dinge anders als man denkt, es ist noch nicht so lange her, da züchteten wir uns mit den wildesten Spekulationen Eins-zu-Einsler heran, die wir dann erbittert bekriegen konnten, nun haben wir Besuch von einem Auftraggeber, der unzufrieden tobt und uns dann liebevoll in die Arme fällt, welche freilich so eine Fracht nicht halten können, und er schüttelte seinen Kopf. Karomütze echauffierte sich und wollte richtig stellen, das sei nun wirklich kein liebevolles Fallen gewesen usw., aber die Kreativleitung packte ihn am Arm und sagte, lass nur, setzen wir uns einfach alle und beraten weiter. Komischerweise setzten sich wirklich alle, immer noch glotzend, wohin auch immer. Plötzlich fühlte sich der Milchzar ungeheuer leicht und wohl und lachte lauthals los. Dabei war gar nichts Lustiges passiert. Die gesamte EinSatzLeitung kam herzu, alle saßen so um die Tür zur Kreativabteilung herum und fühlten sich plötzlich glücklich. Dame Ö war sich nicht zu schade, ein großes Tablett mit Kaffee für alle zu holen, die nasse Jacke des Milchzaren wurde aufgehängt, das fleckige Hemd schien ihm zu gefallen, und sie plauderten mehr als eine Stunde lang. Sie lernten viel, nicht nur über Kühe. Irgendwann gab es eines dieser Telefongeräusche, der Zar nahm auf, murmelte ein wenig, man hörte energische Töne am anderen Ende: den Zaren zog es zu seiner Dame. Er sagte schnell, eigentlich sei die Eloge ganz gut, er werde demnächst zahlen, und vielleicht sollte er sich einfach mal mit Herrn Y. treffen, das sei vielleicht doch die bessere Idee, man müsse dem schließlich mal beibringen, wie das gehe, was er immer und immer zu ihm gesagt habe, kämpfen, kämpfen, kämpfen...und in diesem Worte sich einsingend erhob er sich mühsam (wobei ihm seine Stattlichkeit nicht zustatten kam) und ließ sich nunmehr freundlich plaudernd mit bekleckertem Hemde von der unangefochten reinlichen Dame Ö zur Einganstür geleiten. So endet die Geschichte vom Milchzaren aus Nieder- und Obersachsen und seinem Besuch in der EinSatzLeitung.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

http://uk.youtube.com/watch?v=bGhJbr7DMmg

Anonym hat gesagt…

Daß "Es" ihn zu seiner Dame zog, dürfte stark übertrieben sein, mir scheint, sie habe ihn eher herbeizitiert.

Anonym hat gesagt…

Ja, aber welche denn nur?

Anonym hat gesagt…

Ich finde, die "schlechteren Kreise" aus irgendwelchen weniger sachsenstolzen, halb französischen Provinzen überschätzen sich gewaltig.

Anonym hat gesagt…

Wie wird sich eine solche Äußerung von berufener Seite auf den Börsenkurs auswirken?

Anonym hat gesagt…

Er sollte sich besser mal um die Zeitenfolge kümmern, wenn ich bitten darf.

Über mich