Donnerstag, 4. September 2008

448.

Wenn die Kreativleitung eines nicht ausstehen konnte und nicht vertrug, dann waren das Menschenansammlungen in ihrem Büro, dergleichen über einen Zeitraum von zwei Stunden zu überstehen (was sie wohl konnte) kostete sie oftmals nicht weniger als zwei ganze Arbeitstage, so sehr strengte es sie an, sie konnte überall auch in Menschenmengen sich wohl und relativ entspannt bewegen, aber in ihren Räumlichkeiten, in denen alles in Arbeitszuständen herumlag und zu sein hatte, nein, da vertrug sie das ganz einfach nicht, sie hätte kein Bild dafür zu nennen gewußt, aber in der Regel genügte eine entsprechende Begebenheit, um sie lange vorher und lange nachher wieder "Massenträume" aller Art alpträumen zu lassen, unter denen sie als Kind gelitten hatte, durch die sie aber in den Jahren ihrer Produktivität unter Normalumständen nicht mehr belästigt wurde, und da sie dies wußte, pflegte sie ihr Büroleben wie ihr privates Leben so zu organisieren, daß dergleichen ganz zwanglos vermeidbar war - während des Besuchs von Herrn X. jedoch hatte sie sich genötigt gesehen, nach einer Weile einige Kolleginnen und Kollegen dazu zu bitten, denn das Gespräch schien völlig aus dem Ruder zu laufen: die erste Empörungswelle des Milchzaren brach sich noch an der Geste des Sicherhebens und Niedersetzens, aber bereits die zweite überrollte jeden Versuch einer sachorientierten Selbstbehauptung, Herr X. saß und sprang auf, dröhnte und ruderte, versprühte seinen Speichel und wütete in allen Farben und Lautstärken seine Empörung über die Nichterwähnung seiner Verdienste um Herrn Y. durch ihre Räume, ließ kein beruhigendes Wort und keine Geste der Verständigung zu, und als sie schließlich selbst etwas lauter wurde, um sich bemerkbar zu machen, beschuldigte er die Kreativleitung sogleich, ihn angeschrien zu haben, woraufhin sie das Telefon nahm und den Sicherheitsbeauftragten bat, vorbeizukommen und die Chefin gleich mit zu benachrichtigen, sie müsse dieses Gespräch unter Zeugen führen oder Herrn X. direkt des Hauses verweisen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man setzt ihn wirklich in ein sehr schlechtes Licht, den netten Herrn X.

Anonym hat gesagt…

Möchten Sie gern dabei sein, finden Sie das schön?

Anonym hat gesagt…

Man muß immer beide Seiten sehen.

Anonym hat gesagt…

Es gibt so Weisheiten...

Anonym hat gesagt…

Ich möchte lieber wissen, was der erzählende Kranich noch so gesehen und erlebt hat.

Anonym hat gesagt…

Er soll sich abregen, dann reden wir weiter, zum Beispiel darüber, wie man Feindbilder rettet, er wird mir sicher wieder erzählen wollen, daß der eigentliche Tyrann der Herr Y. sei usw. daß er mich nur anschnauzt, um mich zum Kämpfen anzuregen und mir seine Liebe durch erzwungene Regelbefolgung zu erzeigen, und daß eigentlich der härtere immer der bessere Mensch, daß der weichere das nur nicht wahrhaben will, weil er ein faules Weichei ist, alles im O-Ton wieder gehört, schüchtert uns gar nicht mehr ein, die Kolleginnen und Kollegen werden jetzt erstmal freundlich begrüßt

Anonym hat gesagt…

Ich will das auch sehen.

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