Montag, 15. Juni 2009

733.

Sitzung der EinSatzLeitung

Sitzungsleitung: Demokratiebeauftragter
Protokoll: Oberassistent

Anwesend: Demokratiebeauftragter, Oberassistent, Kreativleitung, Mo, Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, Minderheitler mit grünen Borsten, Buchhalter, Karomütze, der klitzekleine Forschungsminister, Dame Ö, diverse Mehrheitler und Minderheitler, Diskurswart, Kwaliteitswart.

Entschuldigt: Chefin, Leitung Öffentlichkeit, Allgemeinste Verteidigung



Mit wenigen Worten eröffnet der Demokratiebeauftragte die Sitzung, sehr streng ein etwas besseres Protokoll anmahnend, man wird sich bemühen.

Tagesordnung:

1. Bestellung einer Vertretung für die allgemeinste Verteidigung
2. Bericht der Kreativleitung über den Stand der Arbeiten
3. Bericht von Karomütze über eine Operation der Pestvögel an alten Materialien
4. Verschiedenes

TOP 1:
Mitteilung über die Geburt eines kleinen Mädchens im Haushalt der allgemeinsten Verteidigung vor bereits zwei Wochen. Man habe mit der Mitteilung warten wollen, da der Gesundheitszustand von Mutter und Kind kritisch gewesen und eine Informationssperre verhängt worden sei. Die Mitarbeiterin, der für ihren EinSatz bis ganz kurz vor der Geburt gedankte werden solle, nehme eine zehnmonatige Auszeit, werde sich aber immer wieder auf der Kommentarebene zu Wort melden.
Nach längerer Debatte wird der klitzekleine Forschungsminister mit der Stellvertretung beauftragt.

TOP 2:
Die Kreativleitung berichtet, daß die Arbeiten am Wandteppich das zweite Drittel schleppend erreichen, da sehr viel Material nach ästhetischen und konstruktiven Gesichtspunkten umgeordnet werden müsse. Die Abwesenheit einer Assistentin erweise sich als schwierig, Mo allerdings als zunehmend nützlicher. Sie bitte um Unterstützung durch den Minderheitler mit den grünen Borsten und durch Dame Ö, deren kreatives Potential bei ihrem Türsteherinnenjob derzeit ohnehin brach liege, zumal der Publikumsverkehr eher geringer geworden sei. Der Minderheitler mit den grünen Borsten sträubt sich nur kurz, Dame Ö kriegt die Mundwinkel gar nicht wieder Richtung Mitte, bemerkt aber, daß es ihr auch bei Wiederbelebung des Publikumsverkehrs Freude machen würde, zwischen Türdienst und Mitarbeit im Kreativbüro zu wechseln.

TOP 3:
Karomütze berichtet, die Analyse seiner neuesten Daten ergebe, daß die Pestvögel mittlerweile alle seinerzeit von Pestvogels in einer großen Einbruchsaktion ergaunerten Dokumentenreste verarbeitet hätten, die Beute aus einem dokumentierten zweiten Einbruch ebenfalls berücksichtigend. Sie haben sich nunmehr ein neues Feindbild zusammengesetzt. Ein gezielter Konter sei in Vorbereitung und werde schon an allen dafür in Frage kommenden Stellen in seinen AußenEinSätzen zur Wirkung gebracht. Die Pestvögel hätten die Gewohnheit, alles sofort an Drehbuchautoren etc. weiterzugeben, keineswegs abgelegt, aber die Produkte würden – infolge der allmählich einsetzenden Wirkung des Generalstreiks bei der Produktion breit verwertbarer Novitäten und als Ergebnis der gezielten Müll-Lancierung – immer schwächer und durchsichtiger und dümmlicher. Die verpestvogelten Produkte seien sämtlich unbedenklich, da nach Inhalt und Methode veraltet und im Unterhaltungswert gering.
Er schlage vor, den bis jetzt schon entstandenen Schaden nach Wiederherstellung der EinSatzFähigkeit der Chefin trotz der angespannten Personallage umfassend einzuschätzen und mit allen auf dem Dokumentenraub aufbauenden etwaigen Anwürfen offensiv bis – im amerikanischen Sinne des Wortes – aggressiv umzugehen. Wenn irgendwann an eine Verstärkung seiner Truppe zu denken wäre, könne man auch an die Beweissicherung gehen und eine Schadensersatzklage von nicht unerheblichem Ausmaß anstrengen. Man werde gewärtigen müssen, daß die Politik des Hauses dann auch überprüft werde, aber schlimmer als die bisherigen Überprüfungen aus dem Off, die nicht eindaml die Möglichkeit deutlicher Gegenrede kennten, könne das auch nicht mehr werden, zumal eine angekündigte Überprüfung sehr viel weniger emotionalen Stress bedeute als die sinnlosen und alle Kommunikation korrumpierenden Anschleimereien der indirekten Prüfer. Befragt über immer wieder auftretende beunruhigende Meldungen, nach denen der ehemalige Leiter der Abteilung Öffentlichkeit in seinem Groll für die Gegenseite aktiv geworden sei, wollte Karomütze zum Schutze der laufenden Ermittlungen keine Auskunft geben, nur soviel: Es kann sehr gut sein, daß er selbst aktiv ist, es ist aber nicht auszuschließen, daß er seinerseits nur Spielball stärkerer Kräfte ist. Man müsse, falls die Erkrankung der Chefin ernster sei als ihr Wochenendbefinden hoffen lasse, daran denken, dem Demokratiebeauftragten als ihrem Stellvertreter evtl. den ehemaligen Chef noch einmal zur Seite zu stellen, denn: „Verantwortung läßt sich nicht outsourcen.“ So er. Der Protokollant merkt an, daß die Heranziehung eines ehemaligen Chefs durchaus nichts anderes als Outsourcing ist und „eher reiße ich mich selbst mal am Riemen.“

TOP 4:
- Es wird vereinbart, der allgemeinsten Verteidigung ein Geschenk zu machen, die Dame Ö übernimmt Beschaffung und Einsammlung des Geldes.
- Leitung Öffentlichkeit hat sich wegen einiger Komplikationen bereits jetzt in den Mutterschutz begeben, über dessen Ausdehnung noch nichts bekannt sei. Für die nächste Sitzung wird Regelung ihrer Vertretung auf die Tagesordnung gesetzt. Diese Sitzung findet turnusgemäß unter 760 statt.
- Über den Gesundheitszustand der Chefin wird berichtet, daß sie für die kommende Woche Wiederherstellung erwarte.

10 Kommentare:

Ein Journalist hat gesagt…

Mach nie einen Prosaschreiber zum Protokollanten, der Oberassistent und sich zusammenreißen, daß ich nicht lache!

kreativleitung hat gesagt…

Überhaupt das Gequatsche vom Zusammenreißen, von mir aus hätte der Oberassistent gerne ein bißchen mit Marzipanpapierkügelchen werfen können!

Ehemaliger Projektentwickler hat gesagt…

Ich habe mit allem nichts zu tun, auch nicht mit Robin Hood, ich mache mein eigenes Ding und bin der Geschädigte, aber es stört mich nicht mehr.

Dame Ö hat gesagt…

Most gracious; wer Fragen zu Schädigungen aller Art hat, wird jederzeit zu ehrlichen Verhandlungen eingeladen, ich kann mich noch gut an die Robin Hood Connection erinnern.

Karomütze hat gesagt…

Wer hat jetzt dieses wieder eingeladen, seit wann werden hier irgendwelche derartigen Dinge ausgetragen?

Demokratiebeauftragter hat gesagt…

In der Tat wird mit Externen jederzeit unter Heranziehung von Diskurstwart oder - nach ihrer Mutterschutzzeit - der allgemeinsten Verteidigung verhandelt, aber kommentarberechtigt ist nun einmal jeder, der vorbei kommt und nichts fundamental Sittenwidriges sagt, soviel Demokratie muß sein.

Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hat gesagt…

Es ist in der Sitzung nicht auf das derzeitige Hauptanliegen der Chefin eingegangen worden, warum nicht?

kwaliteitswart hat gesagt…

Arbeitssache, keine Sache für interne Lagebesprechung.

Pestvogels hat gesagt…

Die Definition von Schaden bitte ich zu berücksichtigen.

Diskurswart hat gesagt…

Die ist eben gerade erst einmal zu erarbeiten, das macht man aber nicht mit ergaunerten Dokumenten, sondern in einer geregelten Diskurssituation.

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