Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Donnerstag, 20. Januar 2011
1305.
An jenem Morgen, als die Dame Oe, nachdem sie wie üblich außer einem Croissant auch noch ein paar Seiten aus einer bürgerlichen Tageszeitung zum Frühstück verspeist hatte, in die kleine sanitäre Anlage ihrer Wohnung trat, bemerkte sie, dass ihre Braue wie versteinert in der Hoehe zu sitzen schien, und anstatt sich zu ärgern oder sich lange mit Lockerungsübungen aufzuhalten, beschloss sie, tätig zu werden und in der EinSatzLeitung auf die Wiederbelebung des Gouvernantenlexikons zu drängen, natürlich würde man sie gleich fragen, warum sie das nicht schon längst gesagt habe, darauf würde sie sich aber nicht einlassen, ebensowenig wie auf das penetrante Gekreische der Leitung Oe, welcher es immer wieder mal gelungen war, die ältere Kollegin mit irgendwelchen Bemerkungen über die Heiligkeit der Familie und dergleichen anzupoebeln, sondern sie würde vorschlagen, einmal den Ausdruck "in Sack und Tüten" recht gründlich von allen Seiten zu beleuchten, zu durchleuchten, zu penetrieren (die Braue bewegte sich immer noch nicht) und zu begutachten, denn das sei doch, also hossa, und überhaupt - durch diesen Entschluss gestärkt verließ sie die Nasszelle, half sich selbst in eines ihrer gewagteren Kleidungsstücke, nahm ihren violett-geblümten Regenschirm vom Haken, sah sich noch einmal prüfend um, zog die Tür hinter sich zu und machte sich in ihren Stiefeletten gefasst auf das Aufspritzen der kleinen schwarzen Steine, die immer noch überall herumlagen auf den abgeschmolzenen Gehwegen, obwohl doch die orangefarbenen Einsatzfahrzeuge der Winterdienste schon am frühen Morgen ungezogen zu lärmen pflegten in dem offenkundig ganz und gar sinnlosen Bestreben, irgendwann auch diese Bürgersteige klar zu kriegen.
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6 Kommentare:
So nicht, das ist nun wirklich unkollegial.
Niedrigschwellig wäre auch so ein Wort.
Man hat nicht…
…die richtigen Themen…
…wird alles überschätzt…
Aber dass die Verwertungsgemeinschaft mal mit schreibt, finde ich eigentlich ziemlich gut.
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