Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Montag, 16. Mai 2011
1405. B
Jemand hatte im Teppich geglaubt, sich selbst zu erkennen, und er zitterte gar sehr, dass etwas Unerfreuliches über ihn bekannt werden koennte, was unbedingt und durchaus zu verhindern wäre, seiner Meinung nach. An Hebeln, die er in Bewegung glaubte setzen zu dürfen, fehlte es ihm nicht, und in inniger Zusammenarbeit mit den Welten der Pest- und Brachvoegel sowie unter Herbeiziehung des Milchzaren aus Nieder- oder Obersachsen und anderen Kräften war es ihm gelungen, die Kreativabteilung der EinSatzLeitung ebenso lahmzulegen wie die nicht übermäßig entwickelte Verkaufsabteilung, für die sich eh niemand so richtig zuständig fühlte. Zwar hatten Karomütze, Mr. Precuneus und andere in unermüdlichem EinSatz vieles unternommen, um den Karren wieder flott zu kriegen, aber dann kamen ausgerechnet die Helfer auf die verrückte Idee, der ohnehin schon poroes gewordenen Kreativabteilung einmal recht gründlich auf den Zahn zu fühlen, aufs Maul zu schauen oder in die Stube zu lauschen. Zwar wurde das Gebäude gesichert, aber schließlich lebte man in guter Nachbarschaft zu seinen Nachbarn, und wer würde wohl sich weigern, ein Paket für den Nachbarn entgegenzunehmen, wer auf ein Mo hoeren, welches behauptete, es ticke in diesem Päckchen und vermutlich sitze irgendein winziger Pianist da drinnen. Zwar glaubte immerhin die Kreativleitung dem kleinen Mo sofort, aber anstatt sich nun, wie es Karomütze, wäre er nicht mal wieder in den Poldern unterwegs gewesen, ohne Zweifel geraten haben würde, mucksmäuschenstill zu verhalten und von den üblichen Selbstgesprächen zur Bewusstseinsklärung in den Schreibprozessen abzusehen, hatte sie eine ihrer unbeschreiblich unklugen Ideen. "Wenn wirklich ein kleiner Pianist in dem Päckchen sitzt und uns belauschen will," flüsterte sie Mo zu und machte dabei ein abenteuerlustiges Gesicht, "dann werden wir ihm jetzt mal erzählen, was wir von ihm und der Welt und solchen Methoden halten, meinst du nicht?" Mo fand die Idee ausgezeichnet, denn irgendwie hatte sie das immer schon mal machen wollen, nur waren die Gelegenheiten so rar so rar, und schließlich war es ihr immer lieber, die ganze Sache mal zu vergessen, nun sie sich aber an ihr Bewusstsein getickt hatte und anscheinend zum Wiedererwachen der Lebenskräfte gehoerte, war es doch nur recht, ein wenig vor sich und dem vermeintlichen Pianistenpäckchen auszupacken, was sie so empfand. Die Kreativleitung ermunterte sie - und so plapperten sie in einem Fort um das Päckchen herum, nicht bedenkend, dass sie damit bei ihren Freunden (tatsächlich steckten der erzählende Kranich und der kleine Brachvogel mit unter der Decke derjenigen, die mal ein Ohr in die Kreativabteilung hatten schmuggeln wollen, natürlich nur in der hochedlen Absicht, Argumente gegen die Denunzianten zu sammeln) mittlere Erdbeben und ein für sie nicht sehr günstiges Entsetzen ausloesen würden. Tja, und so kam es, dass die EinSatzLeitung am Wochenende geschlossen blieb, denn alle waren unterwegs, um hier und da ein Feuerchen zu loeschen, hier und da Gesicht zu zeigen und EinSätze zu sagen und freundlich lächelnd zu ertragen, wie merkwürdig sich mancher benahm, und dass es anderen tatsächlich gelang, ploetzlich gar nicht mehr so merkwürdig zu sein. "Wie mans macht, macht mans verkehrt," seufzte der kleine Brachvogel, wir haben es doch wirklich gut gemeint. "Ist ja schon gut," sagte das kleine Mo, "wir sind ja schon froh, wenn man uns nicht boeser Absichten beschuldigt, und dürften wir jetzt bitte den Teppich verkaufen, es ist doch ein wirklich schoener Teppich, und übrigens sind wir auch sonst sehr nett."
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6 Kommentare:
So ein unprofessionelles Verkaufsverhalten, ich beantrage Einstellung einer professionellen Verkaufskraft.
Und in welcher Abteilung soll die bitte sein?
Na, Sie haben ja offensichtlich Ihren Job nicht gemacht!
Regelbruch! Wer macht hier seinen Job nicht?
Naditwirdjawieda!
Der Mann hätte einfach mit uns reden sollen, dann hätte er schnell begriffen, dass bei uns viel drin ist mit Verhandlungen, viel Eigenverantwortung und viel Schutz von sensiblen Gebieten und Menschen - aber wenn man uns bloed kommt, wird das manchmal bloed, das haben wir in langwierigen reichlich indirekten Gesprächen klarzumachen versucht, und die kleine Maßnahme der Kreativleitung war doch eigentlich gar nicht so schlecht im Ansatz, vielleicht etwas unpräzise in der Überprüfung der Lage, es kann nicht jeder alles koennen.
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