Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Dienstag, 29. September 2009
839.
Die Dame Ö hatte sich einen alten Schaukelstuhl aus dem Keller geholt und ihn vor ihrem Fernsehgerät aufgebaut, um immer schön auf dem Laufenden zu bleiben, die Auslandseinsätze wurden ja täglich problematischer, da brauchte man Bilder, etwa nicht - und als sie an diesem Abend noch sehen wollte, wer denn eigentlich in der Talkrunde, die sich mit der wahrhaftig brennenden Frage der Probleme von Knaben an höheren Schulen beschäftigte (natürlich in diesem blödsinnigen TV-Deutsch, dachte sie brauenhebend, und da ihr Sohn so gar kein derartiges Problem je gehabt zu haben schien, meinte sie, man müsse achtgeben auf derartige Wasserglasstürme, sie wären sicher der Anfang einer neuen Totalisierung der Gesellschaft) so mitsprechen würde, entdeckte sie zu ihrem Erstaunen den ehemaligen Projektentwickler und noch ehemaligeren Leiter der Abteilung Öffentlichkeit unter den Talkwesen, vorgestellt wurde er nunmehr als neuer Leiter eines jungenpädagogischen Projektes im Umland, er wirkte ein bißchen dressiert und überschlug sich beim Sprechen über das "Aufbrechen von eingefahrenen Rollenmustern" nicht mehr gar so sehr wie früher, die Dame Ö lachte und sagte, haben die Schlauberger ihn eins weiter gekolbergt, wie schön sie das gemacht haben, wie herrlich nun auch, daß sie alle immer so genau wissen, wie mans macht, schade nur, daß sie darüber völlig vergessen, ihre lächerlichen Ziele in Frage zu stellen, aber Kolberg bleibt Kolberg, wer in diesem System steckt, guckt nie heraus, dachte sie, und sie schaltete den Fernseher ab, um ein wenig spazieren zu gehen, bevor sie sich dann wieder ihrer Arbeit zuwenden würde, der einzigen Form, in der man seinem Bedauern über die schweren Verluste an Reflexionsvermögen in der Welt noch einen sinnvollen Ausdruck verleihen konnte, dachte sie.
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9 Kommentare:
Arrogant wie eh und je, Grand Hotel am Abgrund, jaja.
Wie wäre es mit einem Tässchen Tee bei uns?
Ein BISSCHEN mehr Schlammschlacht könnte schon sein.
Die Grüßursel scheint ja richtig Ansprüche zu haben!
Grüßursel, ich muß sehr bitten.
Was macht ihr für einen Blödsinn, nur weil sich die Leute ein bißchen sehr über ein paar Jungs aufregen, wird die Gesellschaft noch nicht totalitär, wir haben hier wirklich andere Probleme!
Schnarch.
Ich erfreue mich einer gewissen Autorität nicht ohne Grund.
Ich fühle mich übergangen.
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