Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Dienstag, 22. September 2009
832.
Die Dame Ö, welche sich in letzter Zeit öfter zu sehr zurückgewiesen gefühlt hatte durch die Kreativleitung, kam nach einem ausführlichen Telefonat mit einer Freundin, die enthusiastisch aus den Niederungen der minderen Sprachen heimgekehrt war und von Behandlungskünsten der Pestvögel gleichsam berauscht berichtet hatte, zu dem Schlusse, daß mit der Kreativleitung etwas nicht stimmen könne und geschehen müsse, und sie fragte sich, mit wem sie zuerst darüber sprechen sollte, wer aber käme in Frage, die Chefin wohl kaum, die würde ja immer zu ihrer alten Freundin halten, vielleicht der Demokratiebeauftragte, aber auch da war sie nicht so sicher, vielleicht der Kwaliteitswart, der könnte sich ein wenig ärgern, weil er zu spät bemerkt hatte, daß die zum Ergrünen neigende höchstselbst zuweilen ein innigeres Interesse an ihm genommen (sie wußte aus eigener Erfahrung, daß ein Mann, dessen Frau gerade ein kleines Kind hat, zu einigen Gemeinheiten gegen fremde Frauen gerade dann imstande ist, wenn er sich der eigenen Gattin gegenüber im Rahmen der guten Ordnung zusammenreißt), aber sicher kann man da bei den Niederländern auch nicht sein, die sind doch gar zu entspannt, dachte sie, und so erwog sie allen Ernstes, es über sich zu bringen und sich beim Buchhalter zu beklagen, daß die Kreativleitung doch im Grunde wie in einem Kokon zu leben scheine, und daß da mal etwas geschehen müsse, aber der Buchhalter, wie sich herausstellte, erinnerte sich einiger sehr herzlicher Szenen aus den früheren EinSätzen und konnte sich nicht beklagen, er murmelte nur verdrossen, wieso, diese Kreativen sind immer ein bißchen bei ihren Sachen, ich bin auch immer ein bißchen bei meinen Zahlen, und wenn ich mit Ihnen und Ihrer unerträglichen Aufmerksamkeit in einem Büro arbeiten müßte, würde ich mir auch ein Kokon anziehen, das heißt doch nicht, daß sie es immer hat, oder, und die Dame Ö hob die Braue und fand, das sei nun doch ein wenig unverschämt gewesen, nein?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
7 Kommentare:
Wir sollten eine Rekonfiguration erwägen.
Eine was?
Mir scheint, sie braucht eine etwas nützlichere Aufgabe, sie wird ja intrigant.
Ich denke ernsthaft darüber nach, die Idee, jemandem, der nun nicht die erwählt, die sich für berechtigt halten, erwählt zu werden, irgendwas Komisches anzuhängen, erscheint mir sittenwidrig.
Was ist das bitte, sittenwidrig?
Ein Lieblingswort der Preußen.
Die spinnen, die Preußen.
Kommentar veröffentlichen