Freitag, 4. September 2009

814.

Was mir immer wieder auffällt an allem, was ich hier so zu Fortbildungeszwecken lese, lachte Mr. Precuneus, indem er eine der bei herrlichem Sonnenschein selbstverständlich sofort wieder in Scharen anschwirrenden Wespen mit gelassener Hand beiseite wedelte, was mir immer wieder auffällt in Ihrer Literatur hier, ist dieser feste Glaube an die methodische Lebensführung, du setzt dir ein Ziel, du unternimmst dies und das, und schon hast du es erreicht, du schreibst ein paar Tugenden auf, prüfst sie noch an diesem oder jenem historischen Fall, und schon hast du eine "Werteerziehung" und ein tolles Raster, um Leute zu beurteilen, und wenn dir dann einer über den Weg läuft, der sich entweder nicht an das Raster hält oder nicht an das Urteil, das jemand sich aufgrund des Rasters über ihn gebildet hat, dann bist du doch völlig platt oder haust gleich mal drauf, bis er platt ist, wie sehe ich das, du kassierst ihn, sagte die Gattin des ehemaligen Chefs, und versuchst durch in der Regel "irrtumsbasierte Maßnahmen," ihn nun dahin zu erziehen, daß er ins Raster passt, über das sich doch zugleich keine zwei Internetseiten einig sein können, von Büchern zu schweigen, und Precuneus, der sich daran gewöhnt hatte, mit der Gattin des ehemaligen Chefs schnell eine kleine eigene Parteiung zu bilden, immer in der primären Hoffnung, dadurch den ehemaligen Chef aus der Reserve zu locken und zu seinem alten rabauzigen Format zu provozieren, lächelte den Herren erwartungsvoll an, der aber knurrte nur, er erinnere sich da an eine Debatte über primäre und sekundäre Tugenden, wobei dann die Lumpen ihr Ablegen der "sekundären" Tugend mit hohen politischen Ansprüchen rechtfertigen und für sich in Anspruch nehmen, die primären, die hätten sie natürlich, aber die hat doch keiner von denen, brummte er, und die Gattin des ehemaligen Chefs sagte, weißt du eigentlich daß deine Nachfolgerin die - eher radikale - Ansicht hegt, daß keiner, der sich für berufen hält, bei einem anderen die sekundären und gar die primären Tugenden (Wertbindung durch Einsicht usw.) abzuprüfen, sie bei sich überzeugend haben kann?

9 Kommentare:

Chefin hat gesagt…

Radikal, ich muß sehr bitten, es handelt sich hier lediglich um eine Konsequenz aus den entwickelteren Lehren zur Konfliktbewältigung unter ernster Berücksichtigung der Bestimmung zur Freiheit - ein bißchen Kant schadet auch dem Ruheständler nicht, und nicht alles, was man zu diesen Themen geschrieben hat, ist dummes Zeug.

Mr. Precuneus hat gesagt…

Ich sprach nicht von dummem Zeug, sondern von "methodischer Lebensführung" - über die zu lächeln wir bei uns eine gewisse Freiheit bewahrt haben.

Buchhalter hat gesagt…

Wie wäre es, wenn wir unsere Debatten und unsere Arbeit gleich auf der Veranda des ehemaligen Chefs weiterführen würden?

Karomütze hat gesagt…

Erwägenswerte Idee.

Kreativleitung hat gesagt…

I'd prefer not to.

Der klitzekleine Forschungsminister hat gesagt…

Wenn sie anfängt zu zitieren, wird es ernst.

Demokratiebeauftragter hat gesagt…

Man wird wohl noch damit klar kommen, daß manchmal auf jener Veranda interessante Dinge besprochen werden, ohne daß deswegen schon der Sinn des Büros in Frage gestellt wird, wir danken für den Beitrag aus dem Garten des ehemaligen Chefs, würde ich sagen.

Diskurswart hat gesagt…

Na, heute ist es so kompliziert und brav, daß es selbst mir langweilig wird, was sagst du, Mo?

Verteidigung K hat gesagt…

Es ist nicht daran gewöhnt, daß der Diskurswart mit ihm redet.

Über mich