Donnerstag, 31. März 2011

1367.

Unterdessen hatten der Kwaliteitswart und die Kreativleitung in Anwesenheit der Chefin und der Dame Oe ihr Gespräch wieder aufgenommen, in dem es abwechselnd um die verschiedenen Stellen des Teppichs und um Ideen für weitere Arbeiten ging, und insbesondere der Kwaliteitswart wunderte sich, mit welcher gelegentlich ins Genervte spielenden Konsequenz die Kreativleitung kleinere Fehler - ein falsch angesetztes Stoeckchen, ein etwas zu dickes Hoelzchen, ein Ungleichgewicht zwischen Stellen, die einander eher hätten korrespondieren sollen - für entweder korribierbar, ganz furchtbar oder lässlich hielt, während sie die Gesamtanlage und andere Stellen vehement verteidigte, das hatte er ihr gar nicht zugetraut, zumal die allgemeinste Verteidigung und andere immer gesagt hatten, sie koenne nur machen, aber nicht auch noch darüber reden, wie sie was gemacht habe.

Mittwoch, 30. März 2011

1366.

Die Sitzung war mal wieder geheim, kein Protokoll nirgends, stattdessen nur ein Wortfähnlein von Mo, welches der naseweise Sinologe neben ihr Fell gelegt hatte, als er nach einem Spazierschub durch den Tiergarten das Wesen, mit dem er nun wirklich nicht viel anfangen konnte, endlich wieder hatte abgeben dürfen in der EinSatzLeitung: "Zaubernüsse habe ich heuer gar nicht blühen gesehen unter dem vielen Schnee der frühen Wochen, aber neuerdings entschädigen mich die Cornehlkirschen in ihrem schüchternen Gelb," stand darauf, und als die Kreativleitung erschoepft von der Sitzung zurückkam, zitterte das Zettelchen leicht unter dem Schnarchen des kleinen Blaumantels.

Dienstag, 29. März 2011

1365.

Das kann so nicht stehenbleiben, sagte die Chefin, die Eins-zu-Einsler heulen, und sie übertragen und übersetzen wie immer voellig bekloppt, morgen ist Sitzung.

Montag, 28. März 2011

1364.

So lange kein EinSatz, wie kommts, fragte ein Journalist den Brachvogel, welcher unschlüssig vor der Tür der EinSatzLeitung hockte und den Forsythien beim unerwarteten Aufblühen zuschaute, und der Brachvogel sagte, es ist einfach niemand hier gewesen, seltsam, oder?

Donnerstag, 24. März 2011

1363.

Es war erst der Anfang, der Kwaliteitswart kümmerte sich nicht um den Kaffeefleck auf seinem Kragen, sondern wetterte richtig los.

Mittwoch, 23. März 2011

1362.

Wir hatten schon ziemlich lange keine B-Ebene mehr, bemerkte der Kwaliteitswart, als er mal wieder mit überschwappendem Kaffeebecher in die Kreativabteilung trat, und außerdem moechte der soziale Tugendwart wissen, was eigentlich hier geschieht, seit der Teppich fertig ist.

Dienstag, 22. März 2011

1361.

Dame Oe, nachdem sie sich hoeflich wegen der Verbrühungen erkundigt und ihre Besorgnis hatte zerstreuen lassen, fühlte sich geschmeichelt, als Mr. Precuneus wissen wollte, warum sie eigentlich seinerzeit ausgerechnet "Der Widerspenstigen Zähmung" so schlimm gefunden habe, und sie sagte, wissen Sie, solche Stücke wird man erst wieder ertragen, wenn Männer aufgehoert haben, ernsthaft auf so etwas zu hoffen, und wenn die gezähmten Frauen aufgehoert haben, zum Ausgleich für die erlittenen Erniedrigungen nun alle anderen Frauen darüber zu belehren, wie gut Erniedrigung im Grunde tut, und Mr. Precuneus sagte, Sie zahlen einen ziemlich hohen Preis für Ihre Haltung, ja, sagte Dame Oe, I'd prefer not to, und es wäre - meinetwegen - auch nicht noetig; einen Augenblick sah man sie lächeln.

Montag, 21. März 2011

1360.

Als Mo behende auf die Fensterbank sprang, war der Mond, nicht mehr ganz voll, aber roetlich und nah wie in den vorangegangenen Nächten, soeben über die Dächer der anderen Hinterhäuser an den fastschwarzen Himmel gestiegen, und Mo fand ihn schoen.

Sonntag, 20. März 2011

1359.

Trotz seines Missgeschicks hielt Mr. Precuneus auch den Sonntag noch in der EinSatzLeitung aus, und es kam zu durchaus interessanten Gesprächen, denn sein Schichtkollege ab Mittag war niemand anders als Freund Karomütze, mit welchem außer dem globalen Wesen und dem Tieferlegen von Alfa Romeos auch eroertert wurde, wie die schwarze Brühe auf die Füße des freundlichen Ghanaers hatte fallen koennen, danach dann, wie es hatte geschehen koennen, dass Mo seinerzeit in so greuliche Gefangenschaft geraten war, denn Mr. Precuneus glaubte, es endlich herausgefunden zu haben, nachdem er das seltsame deutsche Wort "Aussoehnen" missverstanden und schließlich gelernt hatte: die ganze Sache beruhte auf einem Übersetzungsfehler, sagte er, Mo, vor ihrer Schrumpfung, hatte ohne es zu bemerken gleichsam in die Mikrofone der Amerikaner gesagt, dass sie sich mit bestimmten Verhaltensweisen niemals aussoehnen werde, und die Amerikaner am anderen Ende der Übersetzungsleitung hatten gedacht, sie meinte "keine Gnade mit" und sei irgendwie terroristisch gesonnen, so brachte man sie in 1000 Situationen, in denen sie leicht hätte terroristisch werden koennen, es aber nicht wurde, und nahm sie gefangen, und dann sagte dieser Klavierspieler, er werde sie retten, das erschien allen als die bequemste Loesung, selbst noch denen von der anderen Seite, die den Klavierspieler für einen Apostaten hielten und Mo zutrauten, ihn zurück zu gewinnen für ihre schmutzigen Sicherheitsjobs oder irgendein Spirituelles, jedenfalls kam das von allen Seiten, ja, genau so muss es gewesen sein, sagte Mr. Precuneus, und wechselte wieder einmal das Kühlkissen an seinem Spann.

1358.

Erst hatte die Kreativleitung "Metropolis" gesehen und darüber den richtigen Zeitpunkt für den EinSatz verpasst, dann fand sie auf ihrem Schreibtisch eine lautfloetende Beschwerde, weil die Chefin eine Abordnung von Brachvoegeln am Telefon uncool abgefertigt hatte, und schließlich hatte Mr. Precuneus sich während der Nachtschicht eine ganze Tasse von diesem fast schon dickflüssigen "Schwesternkaffee" (wie er ihn seit seiner Zeit als Sanitäter zu nennen pflegte) über die Füße gegossen, es war also kurzum nicht der ideale Tag gewesen bei der EinSatzLeitung, aber etwas sollte doch gesagt sein, das macht man so, befand Precuneus, dann musste er sich auch ablenken von dem frischen Brühschmerz am Spann.

Freitag, 18. März 2011

1357.

Die Plünderer sind in Wahrheit die Armen, schrasterte Pestvogels, als er davon flog, denn sie müssen die ungeordneten Materialien sortieren, um etwas Sinnvolles daraus zu machen, das sind doch arme gute Wesen… kläglich schrasterte er so durch die kalten Lüfte, er war davon überzeugt, im Rechte zu sein, aber davon fliegen musste er eben doch.

Donnerstag, 17. März 2011

1356.

Die Chefin hingegen wurde puterrot, als sie am anderen Tage einen Anruf erhielt, aus dem hervorging, dass der EinSatzLeitung eine feindliche Übernahme drohe, sie solle sich bitte recht freundlich darauf freuen - sie freute sich nicht, sondern bestellte umgehend den Sicherheitsbeaufrtagten ein, welcher aus irgendeinem Grunde versäumt zu haben schien, sie rechtzeitig zu warnen, und ihre Gardinenpredigt hinsichtlich der von diesem Kollegen zu erledigenden und der hingegen zu vernachlässigenden Aufgaben hatte sich sozusagen gewaschen.

1355.

Der Buchhalter hatte klammheimlich veranlasst, dass die Firmen Alfa Romeo und Ferrari - um nur mal zwei Beispiele zu nennen - angelockt werden sollten, ein wenig zu werben usw., natürlich nicht ohne Rücksprache mit der Chefin, und ploetzlich brach ein wilder Konflikt aus zwischen Chefinnenbüro, Buchhaltung und Abteilung Oeffentlichkeit auf der einen, Kreativabteilung, Forschungsministerium und Kwaliteitssicherung auf der anderen Seite, unabsehbar schwer, der Konflikt, das würde noch was geben, lachte der Oberassistent und rieb sich die Hände, denn er hatte sich schon etwas gelangweilt.

Dienstag, 15. März 2011

1354.

Bereits nach kürzester Zeit erwies sich der soziale Tugendwart als vollkommen unintegrierbar, nein, pardon, als nicht integrationswillig, es ist beim besten Willen nichts zu machen, selbst die Zeit seines Praktikums wird abgebrochen werden müssen, tut mir leid, sagte der Diskurswart, als er in betont fachmännischer Stimmlage der verehrten Dame Chefin hoeflichst seinen Bericht zur Lage der Diskurse unterbreitete.

Montag, 14. März 2011

1353.

Es war ein arbeitsamer, nachgerade aufgeregter Montag, denn immer musste man doch auch in die Nachrichten gucken, ob etwas weiter gegangen oder versäumt worden wäre, und woher der Wind wehte, es waren dramatische Tage und man suchte die Versammlungen, auch die EinSatzKräfte versammelten sich und debattierten und protokolliierten, die Mehrheitler, die Minderheitler, die Warte und von den Fenstern her sogar die Voeel, nur unter dem Stuhle der Kreativleitung hockte Mo gemeinsam mit dem Minderheitler mit den grünen Borsten, welcher sich aus irgendeinem Grunde dorthin begeben hatte und lachend sagte, schau, ich habe dir so viel Holz gehackt, aber du, aber du!

Sonntag, 13. März 2011

1352.

Es war nun auch der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse zu viel mit den Problemen der Welt, es gibt so eine Massierung, sagte sie, da wird, wenn man nicht unmittelbar zu informieren hat, jedes Wort zu viel, du kannst gerade noch eine Kerze anzünden, und der klitzekleine Forschungsminister, welcher wieder einmal zwischen den Büchern hockte, nickte mit schweruntersackten Augen melancholisch in sein faltiges Kinn.

Samstag, 12. März 2011

1351.

Im Radio haben sie heute gesagt, dass irgendwann auch die Wurfsendungen vorbei sein werden, vielleicht sollten wir uns … sagte der Demokratiebeauftragte, und die Kreativleitung, blässlich herumhüstelnd, signailisierte Zustimmung, aber die Chefin schloss genervt die Augen und sagte, nächste Woche koennen wir vielleicht mal darüber reden, jetzt ist doch, jetzt machen wir, und der Demokratiebeauftragte legte seine Stirn in besorgte Falten.

Freitag, 11. März 2011

1350.

Eine Zahl, sagte der Buchhalter, verwog und ermaß sie und sah dabei stutzig aus.

Donnerstag, 10. März 2011

1349.

In die Kreativabteilung, ich schwoere, mitten hinein, marschierten zwei 1-zu-1-ler mit ihren spitzen Hüten und sahen wenig bußfertig aus, sagte Mo, und ihre Augen glommen in empoertem Gelb, als sie das sagte, aber die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse war wenig beeindruckt.

Mittwoch, 9. März 2011

1348.

Asche auf mein Haupt, murmelte die Chefin mit leicht deliranter Stimme, ich hätte dafür sorgen müssen, dass die EinSätze regelmäßiger, witziger, interessanter, gehaltvoller und tiefsinniger kämen, ich hätte verhindern müssen, dass die … eyreichtet, unterbrach sie da Karomütze, denn er sah sich außerstande, die Sicherheit weiter zu gewehrleisten (jawohl, zu gewehrleisten), wenn die Chefin am Aschermittwoch, anstatt den anderen fuderweise Asche überzuhelfen, sich selbst damit besudelte oder beduselte, sie solle sich mal ein Beispiel an der großen Politik nehmen, sagte auch der ehemalige Chef, der es durchaus nicht lassen konnte, im Hintergrund imme wieder rührig oder laut zu werden, wenn er fand, dass es nicht so lief, wie es sollte … also gut, sagte die Chefin, aber wie komm ich denn da jetzt wieder raus, ohne alles noch schlimmer zu machen?

Montag, 7. März 2011

1347.

Der soziale Tugendwart erging sich des weiteren und breiteren in Geschäume über den oberflächlichen Glanz im Leben der einen und der anderen, über die Kurzlebigkeit des Glanzes und die Langlebigkeit der Bescheidenheit, dazu wedelte er kraftvoll mit Bestreitungen der egoistischen Strebungen, empfahl dieses oder jenes Mittelchen zur recht eigentlichen Zufriedenheit in Turnverein, Chor und Gefangenenseelsorge und stellte sehr deutlich aus, wie sehr er schon immer engagiert gewesen sei für die Wachen und die Schwachen der Welt, und die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, die mit seinem Aufenthalt vor dem Hause zunächst durchaus Hoffnungen verbunden hatte, fand ihn dann doch ein bisschen penetrant, "es ist ja alles nicht wirklich falsch" sagte sie, gab dem adorationswütig vor dem sozialen Tugendwart herumhüpfenden Pestvogel einen kleinen Tritt mit ihrem weich verknautschten Schuh und zog den Minderheitler mit den grünen Borsten an einer derselben.

Sonntag, 6. März 2011

1346.

He should feel much worse, muttered Mr. Precuneus after having read NYT's quotation of the day.

Samstag, 5. März 2011

1345.

Die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hatte sich während ihrer Samstagsschicht durch einige Stapel Zeitungen geblättert und durch Massen von Internetseiten geklickt, und sie fühlte sich selbst ziemlich zerklickt und durchgeblättert, als sie hinter sich die Tür schloss.

Freitag, 4. März 2011

1344.

"Herr K. wurde gefragt, was tun Sie, wenn Sie einem Menschen die Freude an etwas verderben wollen, Ich unterweise ihn darin, sagte Herr K." stand auf dem Zettel, den Mo auf den Stapel der neuen Materialien legte, und der erzählende Kranich sagte, mit K. meinst du doch nicht etwa mich?

Donnerstag, 3. März 2011

1343.

Den ganzen Tag, wirklich den ganzen Tag haben die gebraucht, um mit ihrer Schnellumstrukturierung klar zu kommen, also wirklich, noelte Karomütze, als er seinen längst von Eis und rotem Überzieher befreiten schwarzen Alfa Romeo auf die Tankstelle lenkte, E 10, verdammt, was soll denn der Mist, schrie er sodann, während sein Handy klingelte und der Tankwart ihm mit glimmender Fluppe im Maul sagte, ey hoemma, Handys sind hier verboten, Feuergefahr!

Dienstag, 1. März 2011

1342.

Am Dienstag nach der Sitzung arbeitete die Kreativleitung ein wenig verdrießlich an irgendwelchen Papieren herum, als der Genosse Pestvogels (recht eigentlich eher verbündet mit Volksgenossen, Schwarmgenossen und anderen Konsortien, ein unsäglicher Vertreter seiner Gattung mit bloß prätendierter Belgizität, krudem Floskelsalat im Schnabel und weiteren Mäkeln behaftet wie ein räudiger Hund mit Krätzemilben) an die Fensterscheibe klirrte, sich mächtig plusterte und sagte, ich weiß doch, was mit Ihnen los ist - und die Kreativleitung ging zum Fenster, oeffnete es nicht, hielt aber ihr kein bisschen grünes Gesicht ganz nah an die Scheibe, lächelte und sagte, ich werde es nicht bestreiten, denn das wird Ihrer vollkommen immunisierten Hypothese und Ihrem durch erwiesenen Schwachsinn nicht angefochtenen Dummzweck nur ebenso in die Hände arbeiten wie Zustimmung oder jede andere Bewegung oder Nichtbewegung meinerseits, das liegt nun einmal in der Natur Ihrer perversen Lehren und toerichten Absichten und ist von mir so wenig zu beeinflussen wie das Wetter, wie die Häufung roter Ferraris, weißer Steine und dummer Suggestionen allüberall, ich mache Ihnen also nur durch die Scheibe von meiner Missbilligung Mitteilung und wünsche Ihnen allezeit schlechten Schlaf; sollten Sie ernsthaft - also auf anständige Weise - herausfinden wollen, warum man sich Ihren Ansinnen nicht beugt und nicht fügt, warum man Ihre Hypothesen hier nicht ernstnimmt und Ihre Theorien verwirft, so wenden Sie sich doch gern in aller Form an die für solche Anfragen zuständige Leitung der Abteilung Oeffentlichkeit, sprachs, wartete nicht ab, wie der Anti-Kollege Pestvogels reagieren würde, sondern setzte sich seelenruhig wieder an ihre Arbeit und schaute ab und zu nach den neuesten Wasserstands- und Hintergrundsmeldungen aus den Affären der Tagespolitik, die ihr nicht so gut gefielen.

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